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Justiz: Klare Rechtslage

Justiz

Klare Rechtslage

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    Der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts brachte Bildungsministerin Johanna Wanka eine Niederlage bei (von links): Peter Müller, der Vorsitzende Andreas Voßkuhle, Peter M. Huber und Sibylle Kessal-Wulf bei der Urteilsverkündung zu Äußerungsbefugnissen von Regierungsmitgliedern.  	 	„Es ist ein Unding gewesen, wie Wanka missbräuchlich mit ihrer Position umgegangen ist.“
    Der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts brachte Bildungsministerin Johanna Wanka eine Niederlage bei (von links): Peter Müller, der Vorsitzende Andreas Voßkuhle, Peter M. Huber und Sibylle Kessal-Wulf bei der Urteilsverkündung zu Äußerungsbefugnissen von Regierungsmitgliedern. „Es ist ein Unding gewesen, wie Wanka missbräuchlich mit ihrer Position umgegangen ist.“ Foto: Uli Deck, dpa

    Juristische Niederlage für Johanna Wanka (CDU): Das Bundesverfassungsgericht hat einer Klage der AfD gegen eine Veröffentlichung der Bundesbildungsministerin stattgegeben. Minister dürfen sich im Wettbewerb der Parteien nicht auf die Autorität ihres Amtes oder die Ausstattung ihres Ministeriums stützen. Die Karlsruher Richter bescheinigten der

    Anlass war die heftige Auseinandersetzung um die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Wanka hatte am 4. November 2015 auf der Homepage des Ministeriums eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der sie eine „Rote Karte“ für die AfD forderte. Damit reagierte sie damals auf einen Demonstrationsaufruf der Partei. Der AfD-Protest stand unter dem Motto „Rote Karte für Merkel! – Asyl braucht Grenzen!“. Die Forderung nach einer „Roten Karte“ für die AfD verletze das Recht auf Chancengleichheit nach Artikel 21 des Grundgesetzes, urteilte das höchste deutsche Gericht. Die

    Staatliche Organe seien nicht dazu aufgerufen, Bürger zur Teilnahme oder Nichtteilnahme an Demonstrationen von Parteien zu veranlassen. „Auch nur mittelbare Boykottaufrufe sind unzulässig.“ Wanka hatte in ihrer Pressemitteilung seinerzeit unter anderem dem AfD-Politiker Björn Höcke vorgeworfen, der Radikalisierung in der Gesellschaft Vorschub zu leisten. Rechtsextreme, „die offen Volksverhetzung betreiben“, erhielten damit unerträgliche Unterstützung. In der Verhandlung hatte Wanka argumentiert, dass Äußerungen als Reaktion auf verbale Angriffe vom Neutralitätsprinzip gedeckt sein müssten, solange sie sich nach Form und Inhalt in dem durch die Kritik vorgegebenen Rahmen hielten.

    Die Verfassungsrichter des Zweiten Senats ließen diese Auffassung nicht gelten. „Sie hätte zur Folge, dass die Bundesregierung bei einem auf unwahre Behauptungen gestützten Angriff auf ihre Politik ihrerseits berechtigt wäre, unwahre Tatsachen zu verbreiten“, hieß es in der Begründung.

    Für die AfD ist der Zeitpunkt der Urteilsverkündung günstig, lenkt die Entscheidung doch von den jüngsten Grenzüberschreitungen der eigenen Parteimitglieder ab. So nahm die AfD das Urteil auch mit Genugtuung auf. Parteichef Alexander Gauland sagte: „Gott sei Dank gibt es noch Richter in Karlsruhe.“ Co-Chef Jörg Meuthen fügte hinzu, es sei ein Unding gewesen, wie Wanka „missbräuchlich mit ihrer Position umgegangen“ und gegen die AfD vorgegangen sei. Das Urteil solle auch anderen Regierungsmitgliedern eine Lehre sein.

    Vor allem der Politische Aschermittwoch im sächsischen Nentmannsdorf liegt dem AfD-Vorstand bis heute schwer im Magen. Sachsen-Anhalts AfD-Landtagsfraktionschef André Poggenburg fing sich für seine Rede vor johlenden Anhängern eine Abmahnung des Bundesvorstandes ein. Er hatte mit Blick auf die Türkische Gemeinde in Deutschland gesagt: „Diese Kümmelhändler haben selbst einen Völkermord an 1,5 Millionen Armeniern am Arsch, für den sie bis heute keine Verantwortung übernehmen.“ Justizminister Heiko Maas (SPD) hatte dazu in einem Interview erklärt, er sehe Teile der AfD „auf dem Weg, ein Fall für den Verfassungsschutz zu werden“.

    Maas zählt neben Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zu den Regierungsmitgliedern, die von AfD-Politikern am häufigsten verbal attackiert werden. Bereits im Dezember 2014 hatte das Bundesverfassungsgericht die Rechte von Ministern im Wahlkampf präzisiert. Es wies eine Klage der NPD gegen die damalige Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) ab. Sie hatte in einem Interview mit Blick auf die bevorstehende Landtagswahl in Thüringen vor der

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