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Justiz: Hoeneß will Haftstrafe antreten

Justiz

Hoeneß will Haftstrafe antreten

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    Nächste überraschende Wende im Fall Uli Hoeneß: Der 62-jährige Präsident des FC Bayern München nimmt seine Verurteilung zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren wegen Steuerhinterziehung an und verzichtet entgegen den Ankündigungen seiner Verteidiger auf eine Revision. In einer persönlichen Erklärung trat Hoeneß am Freitag zugleich von seinen Ämtern im Verein zurück, also auch vom Vorsitz des Aufsichtsrates.

    Da das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, bleibt vorerst offen, wann Hoeneß seine Haft – aller Voraussicht nach in der Justizvollzugsanstalt Landsberg – antreten wird. Beobachter gehen davon aus, dass noch einige Wochen verstreichen werden. Zunächst muss auch die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob sie in die Revision gehen wird. Ein Behördensprecher kündigte dies für Anfang nächster Woche an.

    Bundeskanzlerin Merkel (CDU) reagierte mit Respekt auf Hoeneß’ Entscheidung. Sie habe „Respekt vor der Entscheidung, die Herr Hoeneß heute in seiner persönlichen Erklärung ausgedrückt hat“, teilte Regierungssprecher Seibert mit. Ministerpräsident Seehofer (CSU) sprach Hoeneß ebenfalls seinen Respekt aus: „Man sieht, dass er mit der Situation sehr verantwortungsvoll umgeht.“ Er sei ein „Mensch mit Format“. Bayern-Trainer Pep Guardiola sagte: „Er ist mein Freund und wird mein Freund bleiben.“ Er forderte, weiter zu machen, „was wir von Uli gelernt haben.“

    Der FC Bayern muss auf seinem sportlichen und finanziellen Höhepunkt nun ein Machtvakuum in der Führungsspitze füllen. Die erste Entscheidung wurde nicht einmal drei Stunden nach Hoeneß’ Rücktritt verkündet: Adidas-Chef Herbert Hainer übernimmt den Vorsitz im prominent besetzten Aufsichtsrat der FC Bayern AG. Neuer Präsident soll Karl Hopfner, der bisherige erste Vizepräsident werden. Darauf einigte sich der Verwaltungsbeirat des Clubs, der den 61-jährigen Hopfner bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 2. Mai vorschlagen wird. Zuvor war auch der frühere bayerische Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, 72, als Präsident gehandelt worden.

    Experten, wie der Augsburger Steuerrechtsexperte Ulrich Derlien, gehen davon aus, dass Hoeneß nun so schnell wie möglich seine Steuerschuld als Vorauszahlung leisten wird. Das Gericht bezifferte in seinem Urteil die hinterzogenen steuern auf knapp 28,5 Millionen Euro, allerdings dürfte sich die Nachzahlung auf deutlich höhere 50 Millionen Euro belaufen, da Hoeneß eine Hohe Summe Hinterziehungszinsen zahlen muss. (afp, dpa, AZ)

    Kommentar „Hoeneß’ Befreiungsschlag“ von Uli Bachmeier.

    Die Dritte Seite „Der Spieler“ – Anton Schwankhart über den Menschen Uli Hoeneß.

    Das aktuelle Thema „Tür an Tür mit Schwerverbrechern“ – was Hoeneß in der Haft erwartet. Außerdem ein Interview mit einem Experten für Steuer-Selbstanzeigen.

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