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Jubiläum: Damenwahl: 90 Jahre Frauenwahlrecht

Jubiläum

Damenwahl: 90 Jahre Frauenwahlrecht

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    Heute selbstverständlich, 1918 eine Sensation - Frauen, die zum Wählen gehen.
    Heute selbstverständlich, 1918 eine Sensation - Frauen, die zum Wählen gehen.

    Von Ursula Ernst Augsburg. "Ich möchte hier feststellen . . ., dass wir deutschen Frauen dieser Regierung nicht etwa in dem althergebrachten Sinne Dank schuldig sind. Was diese Regierung getan hat, das war eine Selbstverständlichkeit: Sie hat den Frauen gegeben, was ihnen bis dahin zu Unrecht vorenthalten worden ist." Marie Juchacz ist vor knapp 90 Jahren die erste Frau, die im Deutschen Bundestag als gewählte Abgeordnete ihre Stimme erhebt.

    Das war im Februar 1919. Am 12. November 1918 hatten Frauen in Deutschland nach langem Kampf das aktive und passive Wahlrecht bekommen.

    Juchacz, ein ehemaliges Dienstmädchen und eine überzeugte Sozialdemokratin, spricht aus, was heute hierzulande so selbstverständlich ist, dass keiner mehr groß darüber nachdenkt: Frauen gehen wählen und üben damit ihr aktives Wahlrecht aus. Und sie lassen sich wählen (passives Wahlrecht). Bundeskanzlerin Angela Merkel steht an der Spitze der Koalitionsregierung, mit Ursula von der Leyen (CDU), Ilse Aigner (CSU), Ulla Schmidt (SPD), Brigitte Zypries (

    Die deutsche Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Hedwig Dohm (Großmutter von Katja Mann) forderte bereits 1873 als eine der Ersten das Wahlrecht für Frauen. Und sie stieß damit nicht nur bei den Männern auf große Widerstände. Auch den meisten Frauen gingen damals ihre Forderungen zu weit. Sie reklamierten eine bessere Schulbildung für Mädchen und eine bessere Versorgung lediger Mütter. Dies war wohl wichtig genug, denn selbst in gutbürgerlichen Familien wurde den Töchtern nur eine eingeschränkte Schulbildung zugebilligt, während die Söhne höhere Schulen besuchen durften.

    In den bürgerlichen Parteien herrschte noch 1917 die Meinung vor, die Frauen hätten in der Öffentlichkeit nichts zu suchen. "Sie gehören ins Haus, und wir wollen nicht, dass die Frau von ihrer idealen Stellung, die sie als Mutter und Erzieherin der kommenden Generation einnimmt, herabsteigt in das Getriebe des politischen Lebens", erklärte 1907 ein Abgeordneter der Deutschen Reformpartei im Reichstag. Ein Graus war den bürgerlichen Politikern auch, dass mit dem Frauenwahlrecht politische Diskussionen in die Familie getragen würden. "Das eröffnet außerordentlich bedauerliche Ausblicke."

    Hedwig Dohm erlebte die Einführung des Frauenwahlrechts 1918 und die Wahl im Februar 1919 gerade noch. Sie starb am 1. Juni 1919. Für die Wahl der verfassungsgebenden Nationalversammlung kandidierten 300 Frauen. 37 wurden gewählt, 25 waren übrigens Sozialdemokratinnen. Von den insgesamt 423 Abgeordneten waren 386 Männer. In Europa war Deutschland damit - nach Finnland - Vorreiter. Im selben Jahr folgten Österreich, Polen, Russland Lettland, Estland und das Vereinigte Königreich.

    Der 16. Bundestag liegt mit einem Frauenanteil von 31,4 Prozent leicht hinter dem 2002 gewählten mit 32,2 Prozent. Seit 1987 die Frauenquote mit einem Riesensatz erstmals die Zehn-Prozent-Marke übersprungen hatte und bei 15,4 Prozent lag, hat sich der

    Trotz einer Frau im Bundeskanzleramt sind die Frauen in der Politik nach wie vor unterrepräsentiert. So beklagt die frauenpolitische Sprecherin der bayerischen SPD-Landtagsfraktion, Adelheid Rupp, dass zwar 50 Prozent der SPD-Abgeordneten Frauen seien, der Frauenanteil im Bayerischen Landtag aber nur bei 31 Prozent liege. Die Europaabgeordnete Lissy Gröner unterstützt auf EU-Ebene die "50/50- Kampagne für Demokratie". Männer und Frauen sollen gleichberechtigt an politischen Entscheidungen beteiligt werden, fordert sie.

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