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Japan: Zahl der Toten steigt weiter an - zwei Überlebende geborgen

Japan

Zahl der Toten steigt weiter an - zwei Überlebende geborgen

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    Hilfskräfte räumen in der Stadt Minami Sanriku in der Präfektur Miyagi im Nordosten Japans Trümmer beiseite. dpa
    Hilfskräfte räumen in der Stadt Minami Sanriku in der Präfektur Miyagi im Nordosten Japans Trümmer beiseite. dpa

    Die Zahl der Toten und Vermissten nach der Naturkatastrophe in Japan ist auf mehr als 20 000 gestiegen. Die Polizeiführung teilte am Sonntag nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Kyodo mit, dass mindestens 8133 Menschen bei dem Erdbeben der Stärke 9 und dem davon ausgelösten Tsunami ums Leben kamen. 12 272 gelten offiziell als vermisst. Die Katastrophe vom 11. März ist damit das größte Unglück in der Geschichte Japans seit dem Zweiten Weltkrieg.

    Es wird erwartet, dass die Zahlen weiter steigen werden. Kyodo zitierte am Sonntag einen örtlichen Polizeichef in der Präfektur Miyagi, dass allein in diesem Verwaltungsgebiet 15 000 Menschen ums Leben kamen. Zu den am schwersten betroffenen Orten gehört Minamisanriku, wo nach dem Tsunami von 9500 Bewohnern jedes Lebenszeichen fehlte.

    Direkt betroffen sind insgesamt 12 der 47 Präfekturen in Japan, wie die Zeitung "Asahi Shimbun" am Sonntag in einer vorläufigen Bilanz berichtete. Die meisten Todesopfer gab es in Miyagi. Danach folgen die Präfekturen Iwate und Fukushima. Nach unterschiedlichen Angaben sind 360 000 bis 400 000 Menschen in Notunterkünften unterbracht. Sie leiden unter Kälte und mangelnder Versorgung mit dem Nötigsten.

    Zwei Verschüttete geborgen

    Eine 80 Jahre alte Frau und ein  16-Jähriger seien in der zerstörten Stadt Ishinomaki aus Trümmern  gerettet worden, teilte die Polizei am Sonntag mit. Sie litten an  Unterkühlung und seien mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus  gebracht worden. Die Rettungskräfte hatten bereits beinahe jede  Hoffnung aufgegeben, noch Überlebende finden zu können. Die Zahl  der Toten und Vermissten der Naturkatastrophe wird derzeit mit mehr  als 20.000 angegeben.

    Bergungsspezialisten des Technischen Hilfswerks (THW) kehrten unterdessen aus Japan nach Deutschland zurück. Die 41 Frauen und Männer landeten am Samstagabend mit einer Sondermaschine auf dem Flughafen Frankfurt und wurden in einer Wache der Flughafen-Feuerwehr in Empfang genommen. Mit an Bord waren 20 weitere Personen aus sechs Ländern, darunter fünf Deutsche. Sie wurden in Frankfurt von Seelsorgern betreut. Vor der Landung in

    Messungen vor der Abreise wie nach der Landung hätten keine radioaktive Belastung der Helfer ergeben, sagte der Nuklearexperte des THW-Teams, Mario König. Die Gruppe habe sich dem Unglücksreaktor nicht mehr als 80 Kilometer genähert.

    Die Lage im Atomkraftwerk Fukushima bleibt weiter kritisch: In dem wegen seiner MOX-Brennelemente besonders gefährlichen Reaktorblock 3 sei der Druck am Sonntag gestiegen, teilte der Sprecher der Reaktorsicherheitsbehörde, Hidehiko Nishiyama, im Fernsehsender NHK mit. "Wir müssen Maßnahmen ergreifen um den Druck im Reaktorbehälter zu verringern." Dies bedeute, dass Luft mit radioaktiven Substanzen aus dem Reaktor abgelassen werden müsse.

    Block 3 stand bis Sonntag früh 13 Stunden lang unter dem Beschuss von Wasserwerfern. "Das war eine sehr gefährliche und schwierige Aufgabe", sagte einer der beteiligten Feuerwehrmänner, Toyohiko Tomioka, auf einer Pressekonferenz. "Überall lagen Trümmer herum. Den Mitgliedern des Teams war die Gefahr der Verstrahlung sehr bewusst."  Die in Block 3 verwendeten Brennelemente sind gefährlich, weil es sich dabei um Plutonium-Uran-Mischoxide (MOX) handelt.

    Auch Block 4 wurde für zunächst etwa eine Stunde mit Wasser bespritzt. Eingesetzt wurden zehn Wasserwerfer der japanischen Streitkräfte und ein Fahrzeug der US-Streitkräfte. Dort ist es ebenfalls das Ziel, den Wasserstand des Abklingbeckens mit abgebrannten Kernbrennstäben zu erhöhen. Der Reaktor 4 war wegen Wartungsarbeiten schon vor dem Erdbeben abgeschaltet.

    Nach dem Einsatz von Wasserwerfern ging die Strahlung am Rand der Anlage um rund 25 Prozent auf 2625 Mikrosievert pro Stunde zurück, wie der Rundfunksender NHK am Sonntagmittag (Ortszeit) berichtete.

    Das Kühlsystem im Reaktor 6 wurde wieder in Gang gesetzt, nachdem dort die Stromversorgung wiederhergestellt worden war. Anschließend sei die Temperatur in einem überhitzen Kühlbecken deutlich gesunken, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf den Kraftwerksbetreiber Tepco berichtete.

    Die Stromversorgung für die zentralen Kontrollräume der Reaktorblöcke 1 und 2 soll am Sonntag wiederhergestellt werden - mit dem Ziel, zunächst die Beleuchtung und dann möglicherweise auch die Kühlung der dortigen Abklingbecken in Gang zu setzen.

    Die von Fukushima ausgehende Strahlung belastet zunehmend Trinkwasser und Lebensmittel. In der Stadt Kawamata, die zur Präfektur Fukushima gehört, wurde verstrahlte Milch festgestellt. Die Belastung mit radioaktivem Jod übersteige den zugelassenen Grenzwert, teilte am Samstag das Gesundheitsministerium nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Kyodo mit. Kawamata liegt 45 Kilometer nordwestlich des Atomkraftwerks.

    In der Präfektur Fukushima wie in den angrenzenden Verwaltungsregionen wurde eine geringe Belastung des Trinkwassers mit radioaktivem Jod festgestellt. Die Werte liegen zwischen 0,27 und 77 Becquerel pro Kilogramm bei einem Grenzwert von 300 dpa/afp

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