Für Wirecard hätte Corona ein Glücksfall werden können. Die Rechnung wäre dann so gegangen: Millionen Menschen müssen zu Hause bleiben, kaufen online ein statt in der Fußgängerzone – und der digitale Bezahlabwickler verdient kräftig mit. Hätte, wäre. Doch es kommt anders. Ganz anders. Wirecard wird zum Symbol für erfundene Milliarden, betrogene Anleger und dunkle Geheimdienstverbindungen. Immerhin weiß jetzt die ganze Republik, dass Aschheim bei München liegt. Keine Nachrichtensendung, keine Vor-Ort-Reportage, in der die kleine Gemeinde mit Autobahnanschluss nicht vorkommt. Der Ort, von dem aus Wirecard-Boss Markus Braun Kunden, Anleger und Bankenaufsicht hinters Licht führt – und sein Unternehmen in die Pleite.
Für die Lufthansa wurde Corona zur existenziellen Gefahr
Für die Lufthansa wird Corona zur existenziellen Bedrohung. Die Rechnung geht so: Millionen Menschen müssen zu Hause bleiben, Urlaub machen sie in den Bergen, statt in der Südsee und Videokonferenzen sind das neue Fliegen. Die stolze Fluggesellschaft macht mehr als fünf Milliarden Euro Verlust – und kann nur mit staatlicher Hilfe vor der Bruchlandung bewahrt werden. Konzern-Chef Carsten Spohr wird Spar-Kommissar, Zehntausende verlieren ihre Jobs, Flugschüler werden heimgeschickt, aus dem Traumberuf Pilot wird für sie ein Albtraum.
Für den Profifußball hätte Corona genau genommen gar keine Rolle spielen dürfen. Die Rechnung der Bundesliga-Bosse ging so: Millionen Menschen müssen zu Hause bleiben? Egal, die dicke Kohle kommt ja ohnehin aus dem Fernsehen und von Sponsoren, die Zuschauer im Stadion dienen allenfalls als romantische Kulisse. Doch die Pandemie hat den Herren Rummenigge und Co. gezeigt, dass Fußball ohne Fans nur eine leere Hülle ist. Erst wurde gar nicht gespielt, dann vor leeren Rängen.
Anstatt nun den Bezahlsendern die Bude einzurennen, wandten sich viele Zuschauer vom Fußball ab, der so sehr zum Geschäft verkommen ist, dass für Liebe kein Platz mehr bleibt. Zum Synonym für die erkalteten Gefühle wird die Nationalelf, die einmal der gemeinsame Nenner von zig Millionen war und irgendwann zur Marketing-Maschine wurde. Dass der neue DFB-Präsident Fritz Keller ein guter Typ ist, hat bislang auch nichts geholfen.
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