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Italien: Papst-Besuch in Neapel: Franziskus ruft Mafiosi zur Umkehr auf

Italien

Papst-Besuch in Neapel: Franziskus ruft Mafiosi zur Umkehr auf

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    Daumen hoch: Papst Franziskus bei seinem Besuch in Neapel.
    Daumen hoch: Papst Franziskus bei seinem Besuch in Neapel. Foto: Filippo Monteforte, AFP

    Neapel ist eine wundergläubige Stadt. Das gilt für den Fußball ebenso wie für religiöse Angelegenheiten. Die Bewohner der Stadt mussten es also als ein Zeichen des Himmels werten, dass sich am Samstag um kurz nach 16 Uhr das Blut des San Gennaro, des heiligen Januarius, verflüssigte.

    Wunder am Vesuv: Blut von San Gennaro verflüssigt sich

    Papst Franziskus hatte soeben im Dom den Schrein mit der Ampulle unter den ungeduldigen Blicken des Erzbischofs von Neapel, Kardinal Crescenzio Sepe, geküsst. Sepe verkündete dann das Wunder, dessen Einzelheiten kaum jemand außer ihm zu Gesicht bekam. „Das Blut von San Gennaro hat sich bereits zur Hälfte verflüssigt“, sagte er.

    Witzbolde aller Art machten sich über dieses halbe Wunder lustig. Zu ihnen zählte auch Franziskus selbst, der ironisch folgerte: „Der Heilige mag uns also nur zur Hälfte gerne, das ist ein Zeichen dafür, dass wir uns noch mehr bekennen müssen.“ Der neapolitanische Klerus lieferte bald darauf die erleichternde Nachricht: Das Blut in der Ampulle, das sich eigentlich nur dreimal im Jahr verflüssigt, sei nun ganz aufgelöst.

    Die neunstündige Symbiose des aus Argentinien stammenden Jorge Mario Bergoglio und der Stadt Neapel hatte da ihren spirituellen Höhepunkt erfahren. Schließlich hatte sich das Heiligenblut weder 1990 beim Pastoralbesuch Johannes Pauls II. noch 2007 bei der Visite Benedikts XVI. verflüssigt.

    Papst im Elendsviertel: Aufruf an die Mafia von Neapel

    Franziskus’ eintägiger Besuch hatte am Samstagmorgen begonnen. Papst Franziskus war mit dem Hubschrauber beim Madonnen-Heiligtum von Pompeji gelandet und begann seinen Tag am Fuße des Vesuvs mit einer Andacht. Anschließend begab er sich in den Vorort Scampia, ein durch den Bestseller „Gomorrha“ von Roberto Saviano bekannt gewordenes Elendsviertel.

    Scampia gilt als der größte Drogenumschlagplatz Europas, die Camorra kontrolliert die meisten Straßen. Franziskus wollte seinen Neapel-Besuch in dieser Gegend beginnen. „Korruption stinkt. Eine korrupte Gesellschaft stinkt“, rief er vor tausenden Menschen.

    Das ist Papst Franziskus

    Franziskus, mit bürgerlichem Namen Jorge Mario Bergoglio, wurde am 17. Dezember 1936 als Sohn italienischer Einwanderer in Argentinien geboren.

    Sein Vater war Bahnangestellter in der argentinischen Hauptstadt. Dort ging er auf eine technische Schule, die er als Chemie-Techniker absolvierte.

    Mit 21 Jahren ging Bergoglio ins Priester-Seminar.

    Nach seiner Priesterweihe 1969 folgte Bergoglio Theologiestudien und wurde 1973-1979 zum Provinzial des Jesuitenordens berufen.

    Der Jesuit übernahm 1998 die Erzdiözese von Buenos Aires und wurde 2001 zum Kardinal berufen. 

    2001 wurde Jorge Mario Bergoglio zum Kardinal berufen. 

    In den letzten Jahren kollidierte Bergoglio mehrfach mit den Regierungen von Néstor und Cristina Kirchner. Er kritisierte Korruption und Armut, außerdem wandte er sich gegen die Legalisierung der Homo-Ehe in Argentinien.

    Bergoglio wurde in der Vergangenheit der "Kardinal der Armen" genannt.

    Mit 76 Jahren und seiner etwas gebrechlichen Gesundheit ging Jorge Mario Bergoglio in die neue Papstwahl eher als Außenseiter unter den Favoriten.

    Im fünften Wahlgang wurde Bergoglio dann zum neuen Papst gewählt.

    Bergoglio nennt sich als Papst Franziskus.

    Franziskus ist der erste Südamerikaner an der Spitze der katholischen Kirche.

    Mit dem Namen erinnert der Argentinier an Franz von Assisi (um 1181-1226), einen der meistverehrten Heiligen überhaupt.

    Bereits in den ersten Monaten nach seiner Wahl zeigt sich Franziskus als Reformer. Er will nach eigener Aussage eine Kirche, in der auch die Armen, Schwachen und Unterdrückten Platz haben.

    Bei der anschließenden Messe mit 60000 Menschen auf der Piazza del Plebiscito, Neapels Hauptplatz, sprach der Papst die Mafiosi direkt an: „Bekehrt euch zur Liebe und zur Gerechtigkeit!“ Die Zeit der Befreiung Neapels sei gekommen. „Gott vergibt immer und alles. Es ist möglich, zu einem ehrlichen Leben zurückzukehren.“

    Mittagessen im Gefängnis: Franziskus spricht zu 120 Häftlingen

    Ein weiterer Schwerpunkt seines Besuchs war das Mittagessen mit rund 120 Gefangenen im völlig überfüllten Gefängnis von Poggioreale, darunter auch ein Dutzend Insassen der Abteilung für Transsexuelle und HIV-Kranke. Bei seinen Reden legte Franziskus immer wieder das vorbereitete Manuskript beiseite und sprach frei.

    Für Erheiterung sorgte, als Franziskus im Dom von aufgeregten Klausurnonnen umringt und beschenkt wurde. Der Besuch fand unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt. Nach Medienberichten waren etwa 3000 Polizisten und Scharfschützen im Einsatz.

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