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Islamisten-Anschläge: Behörden warnen vor Terroranschlägen in deutscher Provinz

Islamisten-Anschläge

Behörden warnen vor Terroranschlägen in deutscher Provinz

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    September 2007: Im Zuge der Ermittlungen nach der Sauerland-Gruppe sperren Polizeibeamte einen Weg im nordrhein-westfälischen Oberschledorn ab.
    September 2007: Im Zuge der Ermittlungen nach der Sauerland-Gruppe sperren Polizeibeamte einen Weg im nordrhein-westfälischen Oberschledorn ab. Foto: Boris Roessler dpa

    Nicht nur in großen deutschen Städten könnten Terroranschläge radikaler Islamisten passieren. Nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden drohen

    Attentäter könnten in die deutsche Provinz ausweichen

    Terroristen wählten bevorzugt leicht zugängliche und stark besuchte Ziele aus, wie der misslungene Kofferbomben-Anschlag im Jahr 2006 auf einen Regionalzug in Richtung Koblenz und ausländische Fälle zeigten. Potenzielle Attentäter könnten zudem vielleicht gerade deshalb "in die Provinz" ausweichen, weil etwa in Berlin alles stark von Polizei und Kameras überwacht sei.

    Chronologie: Islamistische Bedrohungen in Deutschland

    Oktober 2012: Das Bonner Landgericht verurteilt einen Salafisten zu sechs Jahren Haft. Bei einer Kundgebung gegen die rechtsextreme Splittergruppe «Pro NRW» im Mai hatte er zwei Polizisten mit einem Messer verletzt.

    Juli 2012: In Düsseldorf beginnt der Prozess gegen vier mutmaßliche Al-Kaida-Mitglieder, die einen Sprengstoffanschlag in Deutschland geplant haben sollen.

    Die Mitglieder der sogenannten Düsseldorfer Zelle haben laut Bundeskriminalamt an einer Bombe gebaut.

    März 2011: Ein junger Kosovo-Albaner erschießt auf dem Flughafen Frankfurt/Main zwei US-Soldaten und verletzt zwei weitere schwer. Er gilt als islamistischer Einzeltäter und wird im Februar 2012 zu lebenslanger Haft verurteilt.

    September 2007: Die islamistische Sauerland-Gruppe wird festgenommen. Vor Gericht müssen sich die vier Mitglieder wegen der Planung von Terroranschlägen auf Diskotheken, Flughäfen und US-Einrichtungen in Deutschland verantworten. 2010 werden sie zu bis zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt.

    Juli 2006: Im Kölner Hauptbahnhof werden in zwei Regionalzügen Kofferbomben gefunden. Nur wegen eines falschen Gasgemischs waren sie nicht explodiert.

    Im Dezember 2008 wird der «Kofferbomber von Köln» zu lebenslanger Haft verurteilt.

    Dezember 2004: Mitglieder der kurdisch-irakischen Islamistengruppe Ansar al-Islam planen, Iraks Ministerpräsidenten Ijad Allawi während eines Deutschland-Besuches zu ermorden.

    Die Polizei hört ihre Telefongespräche ab und nimmt drei Männer fest. 2008 wird der Haupttäter zu zehn Jahren Haft verurteilt.

    April 2002: Der Polizei gehen mutmaßliche Anhänger der Al-Kaida nahestehenden Terrorgruppe Al-Tawhid ins Netz. Die Männer planten Angriffe auf das jüdische Gemeindezentrum in Berlin und jüdische Gaststätten in Düsseldorf. Sie werden zu Haftstrafen verurteilt. (dpa)

    Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) sagte der dpa, die Sicherheitsbehörden sollten stärker das Gespräch mit Internetprovidern und sozialen Netzwerken suchen, da sich hierzulande junge Muslime oft im Internet radikalisierten. Dies habe er auf der letzten Innenministerkonferenz seinen Kollegen vorgeschlagen.

    Abstrakte Gefahr geht von Kriegsrückkehrern aus

    Von Kriegsrückkehrern gehe "eine abstrakte Gefahr" aus, sagte Pistorius. Anschläge wie im Mai in Brüssel mit vier Toten oder jüngst in Sydney mit zwei Todesopfern seien Belege dafür, "wozu diese Ideologie einige, verführbare Menschen verleiten kann". 

    Laut Verfassungsschutz sind inzwischen mindestens 550 Extremisten aus Deutschland nach Syrien und in den Irak ausgereist - und rund 180 zurückgekehrt. Befürchtet wird, dass radikalisierte Rückkehrer in

    60 Islamisten aus Deutschland bislang gestorben

    Rund 60 Islamisten aus Deutschland sind laut Verfassungsschutz bislang in Syrien und im Irak gestorben. Mindestens neun sprengten sich bei Selbstmordanschlägen in die Luft. 

    Brandenburgs Verfassungsschutz-Chef Carlo Weber sagte der Deutschen Presse-Agentur, die größte Gefahr in Deutschland gehe vermutlich von radikalisierten Einzeltätern aus, die gerade über keine Struktur und Organisation verfügten. "Das macht es uns besonders schwer."

    Die stark gewachsende Szene der Salafisten zählt nach Schätzungen des Verfassungsschutzes aktuell 7000 Mitglieder - vor wenigen Jahren waren es lediglich 2800. Dazu sagte Lewentz: "Salafismus bedeutet eine totale Gegnerschaft zum freiheitlichen Rechtsstaat. Und deswegen sind wir da mehr als aufmerksam." dpa/AZ

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