Nach den Freitagsgebeten haben in mehreren muslimischen Ländern erneut tausende Menschen gegen einen in den USA produzierten islamfeindlichen Film protestiert. Zuletzt stürmten Demonstranten die deutsche Botschaft in Sudan. Auch in viel anderen Teilen der arabischen Welt, demonstirierten wütende Muslime gegen einen islamfeindlichen US-FIlm. Das Youtube-Video löste in den vergangenen Tagen gewaltsame anti-amerikanische Proteste in der islamischen Welt mit acht Toten aus. Trauriger Höhepunkt war der Tod des US-Botschafters in Libyen. In den veröffentlichten Szenen von Innocence of Muslims ("Unschuld der Muslime") wird der Prophet als Mörder, Kinderschänder und Frauenheld dargestellt.
In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa eskalierte die Situation erneut, als hunderte Demonstranten zur US-Botschaft marschieren wollten. Sicherheitskräfte gaben Warnschüsse ab und setzten Wasserwerfer ein, wie ein AFP-Korrespondent berichtete.
Die Demonstranten in Sanaa versammelten sich etwa 500 Meter von der Botschaft entfernt. Sie forderten die Ausweisung des US-Gesandten und verbrannten die US-Flagge. Am Donnerstag waren vier Menschen bei Protesten vor der US-Botschaft in der jemenitischen Hauptstadt getötet worden.
In Bangladeschs Hauptstadt Dhaka versammelten sich vor der größten Moschee des Landes, der Baitul-Mokarram-Moschee, etwa 10.000 Demonstranten. Sie verbrannten israelische und US-Flaggen und riefen Parolen wie "Wir werden keine Beleidigungen unseres Propheten hinnehmen" oder "Zerschmettert die schwarzen Hände der Juden".
Hunderte Polizisten und Elite-Sicherheitskräfte hielten die Demonstranten mit Wasserwerfern davon ab, zur mehrere Kilometer entfernten US-Botschaft vorzudringen. Die Proteste seien "friedlich" geblieben, sagte Polizeichef Golam Sarwar. Der oberste Geistliche der Baitul-Mokarram-Moschee, Maolana Mohammad Salahuddin, hatte den US-Film "Unschuld der Muslime" über den Propheten Mohammed in seiner Ansprache an die Gläubigen verurteilt und eine "exemplarische Bestrafung der Filmemacher" gefordert. Zugleich rief er die Gläubigen auf, von Gewalt gegen Menschen oder Dinge abzusehen.
Vizechef der Muslimbrüder nimmt USA in Schutz
Zuvor hatte der Vizechef der Muslimbrüder die USA in Schutz genommen: Weder die Regierung in Washington noch die US-Bürger seien "für Taten einiger weniger, die Gesetze zur Meinungsfreiheit missbrauchen, verantwortlich", schrieb Chairat al Schater in der US-Tageszeitung New York Timesvom Freitag. Proteste seien zwar erlaubt, der Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi vom Dienstag jedoch "unrechtmäßig" gewesen.
In Teheran zogen bereits am Donnerstag rund 500 Menschen vor die Schweizer Botschaft, die im Iran die Interessen der USA vertritt. Nach den Freitagsgebeten rief die Menge Parolen wie "Hollywood ist zum Zentrum des Zionismus geworden" oder "Die USA und Israel werden untergehen, der Islam niemals".
Während des Freitagsgebet sagte Ayatollah Ahmad Dschannati, ein iranischer Politiker und Kleriker, der Film sei ein weiterer verzweifelter Versuch der USA, den wachsenden Einfluss des Islams in der Welt zu stoppen. "Die Geschichte ändert sich in Richtung einer globalen Islamisierung."
In der indonesischen Hauptstadt Jakarta versammelten sich am Freitag fast 500 muslimische Fundamentalisten mit ihren Angehörigen zu einer Demonstration vor der US-Botschaft. Ein Sprecher der für ein Kalifat kämpfenden Organisation Hizb ut-Tahrir, die die Proteste organisiert hatte, nannte den Film "eine Kriegserklärung". Die indonesische Polizei stationierte nach eigenen Angaben bis zu 400 Beamte rund um die US-Botschaft.
In der ägyptischen Hauptstadt Kairo gab es am Vormittag immer wieder Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten vor der US-Botschaft. Die mächtige Muslimbruderschaft, der früher auch der jetzige Staatschef Mohammed Mursi angehörte, rief zu weiteren Protesten nach den Freitagsgebeten auf. In Jordanien kündigten sowohl die fundamentalistischen Salafisten als auch die Muslimbrüder Demonstrationen an.
Erdogan sieht in Film Provokation
Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnete den Anti-Islam-Film als "eine Provokation". Diese rechtfertige es aber nicht, "Unschuldigen zu schaden oder sie anzugreifen", erklärte er am Freitag im ukrainischen Jalta. (AFP) (dpa)/kop