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Iran: Wahlschlappe für Ahmadinedschad

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Iran: Wahlschlappe für Ahmadinedschad

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    Schlappe für Ahmadinedschad: Irans Präsident hat bei der Parlamentswahl offenbar eine schwere Niederlage erlitten.
    Schlappe für Ahmadinedschad: Irans Präsident hat bei der Parlamentswahl offenbar eine schwere Niederlage erlitten. Foto: dpa

    Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat bei der Parlamentswahl eine schwere Schlappe erlitten. Eine Gruppe von konservativen Ahmadinedschad-Gegnern hat eine Mehrheit der 290 Sitze im Parlament gewonnen, wie iranische Medien am Samstag mitteilten. Weil das Parlament in wichtigen Staatsangelegenheiten nichts zu sagen hat, wird das Wahlergebnis  keinen Einfluss auf die Atomgespräche mit dem Westen und die damit verbundenen Sanktionen haben. Aussichtsreichster Kandidat bei der Präsidentenwahl 2013 ist nach seinem guten Abschneiden Parlamentspräsident Ali Laridschani.

    Wahlbeteiligung angeblich bei 66 Prozent

    Die Wahlbeteiligung soll bei 66 Prozent liegen. Das wäre sogar ein Prozentpunkt mehr als bei der Parlamentswahl von 2008. Die Opposition nennt die Angaben frisiert. Die Reformer hatten zu einem Wahlboykott aufgerufen. Die Parlamentswahl war der erste Stimmungstest in der Bevölkerung seit der umstrittenen Wiederwahl Ahmadinedschads 2009. Die Opposition sprach damals von Wahlbetrug. Das vorläufige amtliche Endergebnis wird erst am Sonntag vorliegen.

    Aus dem innenpolitischen Machtkampf ging ein Lager von Konservativen um Parlamentspräsident Ali Laridschani (53) gestärkt hervor. Der ehemalige Chefunterhändler in den Atomgesprächen mit dem Westen hat damit beste Chancen, bei der Präsidentenwahl 2013 die Nachfolge seines erbitterten Feindes Ahmadinedschad anzutreten.

    Macht an Strohmann?

    Der amtierende Präsident darf zwar nicht mehr kandidieren, wollte aber seine Macht an einen "Strohmann" aus dem eigenen Lager übergeben. Eine Niederlage mit hohem Symbolwert musste Ahmadinedschad selbst in seiner Heimatstadt Garmsar einstecken. Dort scheiterte seine Schwester Parvin, wie Medien berichteten.

    Die Verschiebung der Machtbalance im Iran hat vor allem Einfluss auf die Innen- und Wirtschaftspolitik. Eine Änderung des bisherigen Kurses in den Atomgesprächen mit dem Westen wird nicht erwartet. Die Entscheidungsgewalt liegt hier beim religiösen Führer und Staatsoberhaupt des Landes, Ajatollah Ali Chamenei, und dessen Beratern.

    Obama: Entschlossenheit ernstnehmen

    Im Atomstreit hat US-Präsident Barack Obama sowohl die Führung im Iran als auch in Israel ausdrücklich darauf hingewiesen, die Entschlossenheit seiner Regierung ernst zu nehmen, den Iran mit allen nötigen Mitteln am Bau einer Atomwaffe zu hindern. "Ich denke, dass die israelische Regierung erkennt, dass ich, als Präsident der Vereinigten Staaten, nicht bluffe", sagte Obama in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit dem Magazin "The Atlantic". "Ich laufe aber (...) auch nicht herum und hänge exakt an die große Glocke, was wir beabsichtigen."

    Obama empfängt am Montag den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Weißen Haus. Der Präsident will nach Medienberichten Israel von einem möglichen Militärschlag gegen den Iran abzuhalten. Israel betrachtet das Atomprogramm im Iran als größte Bedrohung seiner Existenz.

    Netanjahu fordert Ende der Urananreicherung

    Netanjahu hatte vor seinem US-Besuch die internationale Gemeinschaft aufgefordert, der Führung in Teheran drei Bedingungen für die Gespräche zu stellen. Dabei forderte Netanjahu unter anderem, dass der Iran die Anreicherung von Uran beendet. Aus Sicht von Kommentatoren macht allein diese Forderung alle Chancen auf eine Lösung des Atomstreits mit dem Iran zunichte.

    Die iranische Opposition hatte zu einem Wahlboykott aufgerufen. Regimegegner wurden nach Einschätzung von Experten praktisch mundtot gemacht. Die Führer der Reformbewegung, Mir Hussein Mussawi und Mehdi Karrubi, stehen unter Hausarrest. Andere Oppositionspolitiker sitzen im Gefängnis oder haben der Politik den Rücken gekehrt. Viele Iraner sind frustriert, nachdem die Massenproteste nach der umstrittenen Wiederwahl Ahmadinedschads vor drei Jahren gewaltsam niedergeschlagen wurden. (dpa, AZ)

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