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Intitiative Pro Dialog: "Wahldates" und Ketten-E-Mails sollen Wähler mobilisieren

Intitiative Pro Dialog

"Wahldates" und Ketten-E-Mails sollen Wähler mobilisieren

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    Wahllokal Bundestagswahl
    Wahllokal Bundestagswahl

    Hamburg - Der Bundestagswahlkampf will bislang offenbar nicht so recht zünden. Im Gegenteil: 28 Prozent der Wahlberechtigten wollen laut einer Dimap-Umfrage am 27. September nicht oder vielleicht nicht ihre Stimme abgeben.

    Das sind sogar sechs Prozentpunkte potenzielle Nichtwähler mehr als noch im Juni - vor Wahlkampfbeginn. Die Wahlbeteiligung von rechnerisch 72 Prozent wäre ein neuer Tiefstand. Dem will die überparteiliche Kampagne "Demokratiebotschafter" entgegenwirken, die am Dienstag startete. Hierfür sind verschiedene Aktionen geplant.

    Eine davon nennt sich "L@uffeuer" und funktioniert nach dem Prinzip einer Ketten-E-Mail. Die "Demokratiebotschafter" werden aufgerufen, Freunden, Bekannten und Verwandten E-Mails zu schicken, die gute Argumente für eien Teilnahme an der Wahl enthalten. Die Empfänger sollen diese Mails wiederum weiter verteilen, sodass sich die Botschaft wie ein "Lauffeuer" durchs Land zieht.

    Auch ein "Wahldate" ist möglich. Online können sich Interessierte zu einem Treffen in ihrem Stimmbezirk verabreden. Außerdem sollen prominente "Demokratiebotschafter" bekanntgeben, zu welcher Uhrzeit sie am 27. September in welchem Wahllokal ihre Stimme abgeben. So sollen die Bürger animiert werden, ebenso zu erscheinen und ihr Kreuz zu machen. Mit von der Partie sind etwa Sternekoch Ralf Zacherl,"Tatort"-Kommissar Klaus J. Behrendt oder die Entertainerin DésiréeNick. Auch Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD)unterstützt die Kampagne.

    Prognosen zum möglichen Wahlausgang entscheidender

    Mobilisierungskampagnen mögen helfen - aber ein entscheidender Faktor ist, als wie knapp das Rennen wahrgenommen wird. Dies habe am Sonntag auch die deutliche Zunahme der Wahlbeteiligung im Saarland gezeigt, sagt Matthias Jung von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen: "Wenn es knapp ist und es um meine Stimme geht, nehme ich daran teil." So könne auch bei der anstehenden Bundestagswahl die Beteiligung im Vergleich zu 2005 steigen oder sinken - je nachdem, wie knapp das Rennen erscheine.

    Dies kann auch beeinflussen, wie viele der derzeit hinsichtlich ihrer Wahlbeteiligung noch unsicheren Bürger sich letztlich doch zur Stimmabgabe entschließen. Immerhin rund 32 Prozent dieser potenziellen Nichtwähler sagten, ein besserer Wahlkampf könnte sie doch noch zur Stimmabgabe motivieren. Für die Strategen der Parteien lagert hier also ein noch großes Potenzial. Hinzu kommen solche Bürger, die zwar wählen wollen, aber noch nicht wissen, wo sie in vier Wochen ihr Kreuzchen machen sollen.

    Die zwar prinzipiell Wahlwilligen, aber zwischen den Parteien unentschlossenen Bürger machen laut Forschungsgruppe Wahlen einen erklecklichen Anteil aus. So schwanken laut Jung je rund 20 Prozent der Wahlberechtigten zwischen Union und FDP oder zwischen SPD und Grünen. Und immerhin 15 Prozent hätten sich noch nicht für das bürgerliche oder rot-grüne Lager entschieden, sondern zögen sowohl CDU/CSU als auch SPD in Betracht. Letztere Gruppe sei natürlich "machtpolitisch besonders interessant", sagt der Meinungsforscher.

    Allerdings seien gerade die noch zwischen den Lagern schwankenden Wähler für die Parteien "am schwersten zu bekommen", befindet der Freiburger Politologe Ulrich Eith. Sie seien politisch oft nur wenig informiert und schwer direkt anzusprechen. Vielen von ihnen endeten wie manch anderer Unentschlossener am Ende ebenfalls als Nichtwähler.

    Um gerade die wenig interessierten Bevölkerungsgruppen zu packen, brauche es klare inhaltliche Positionen der Parteien, sagt Eith. Ein Wahlkampf, "in dem die Alternativen nicht deutlich werden", koste "ein paar Prozentpunkte bei der Wahlbeteiligung". Die Union aber sei bislang "noch nicht in eine ernsthafte politische Auseinandersetzung eingetreten", wolle nicht polarisieren. Hintergrund sei offenbar die "Hoffnung, dass die positiven Umfragewerte durch einen ruhigen Wohlfühl-Wahlkampf in einen Wahlsieg umgemünzt werden können".

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