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Interview zur Schulpolitik: Kultusminister Spaenle: Ein kapitaler strategischer Fehler

Interview zur Schulpolitik

Kultusminister Spaenle: Ein kapitaler strategischer Fehler

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    Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hält nichts von den Plänen der Schwesterpartei.
    Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hält nichts von den Plänen der Schwesterpartei. Foto: Foto: Ulrich Wagner

    Augsburg Ein Schulthema hatte beim CDU-Parteitag in Leipzig für Diskussionsstoff gesorgt. Bundesbildungsministerin Annette Schavan hatte in ihrem Antrag ein schulisches „Zwei-Wege-Modell“ vorgeschlagen, das sich vom dreigliedrigen Schulsystem verabschiedet. Neben dem Gymnasium soll es künftig nur noch eine neue „Oberschule“ geben, in der Haupt- und Realschule vereint sind. Laut Parteitagsbeschluss soll aber die Hauptschule nicht ganz abgeschafft werden. Wir sprachen darüber mit dem bayerischen Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU).

    Was halten Sie von der Zusammenlegung von Haupt- und Realschule zu einer Oberschule?

    Ludwig Spaenle: Ich halte die Entscheidung für einen kapitalen, strategischen Fehler. Mit der Aufgabe der Dreigliedrigkeit gibt die Union ihr Grundgut auf.

    Bundesbildungsministerin Annette Schavan begründet die Neuformierung der Schullandschaft mit demografischen Daten. Auch Bayern muss Antworten auf einen dramatischen Schülerrückgang finden. Sind Sie gerüstet?

    Ludwig Spaenle: Bayern ist ein Flächenstaat und wir werden natürlich mit den Herausforderungen konfrontiert. Doch wir haben andere Antworten. Für Grundschulen gibt es eine Standortgarantie. Die Schule muss in der Nähe des Wohnortes bleiben. Daher setzen wir bei den Mittelschulen und Schulverbünden auf Zusammenarbeit. Zusammenlegen ist für uns kein Thema. Das differenzierte Schulwesen ist das Herzstück des Bildungslandes Bayern und ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal.

    Die Hauptschule wird als Schulart von vielen nicht mehr akzeptiert. Eltern schicken ihre Kinder lieber auf die Realschule oder das Gymnasium. Ist die neue Mittelschule die bayerische Antwort auf Herausforderungen der Zukunft?

    Ludwig Spaenle: Tatsächlich können wir schon feststellen, dass die Mittelschule ein Erfolg ist. Immer mehr Eltern schicken ihre Kinder dorthin, weil sie erkannt haben, dass sie die zeitgemäße Antwort auf die Herausforderung ist. Schülerströme werden durch Elternwahl gelenkt. Schule muss, wie auch die Mittelschule, differenziert auf die unterschiedlichsten Begabungen der Kinder eingehen und in alle Richtungen durchlässig bleiben.

    Fühlen Sie sich dem Beschluss der Schwesterpartei in irgendeiner Weise verpflichtet?

    Ludwig Spaenle: Ich fühle mich verpflichtet, ihn zu ignorieren. Interview: Ursula Ernst

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