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Interview: "Unzumutbare Rahmenbedingungen"

Interview

"Unzumutbare Rahmenbedingungen"

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    Will keine Unterlassungserklärung utnerschreiben: Chef der Missbrauch-Studie Kriminologe Christian Pfeiffer.
    Will keine Unterlassungserklärung utnerschreiben: Chef der Missbrauch-Studie Kriminologe Christian Pfeiffer. Foto: dpa

    Der niedersächsische Kriminologe Christian Pfeiffer erklärt im Interview, wie es zum Scheitern der Missbrauchsstudie kam, die sein Institut im Auftrag der katholischen Bistümer erstellen sollte, und warum er trotz juristischer Drohungen im Streit mit den Bischöfen hart bleiben will.

    Gab es einen unmittelbaren Auslöser für das Scheitern der Studie?

    Pfeiffer: Das Scheitern hat eine Geschichte von mehr als zwölf Monaten. Wir hatten eine sehr gute Startphase und einen guten Vertrag mit der Kirche ausgehandelt. Pater Hans Langendörfer und Bischof Stephan Ackermann hatten das Projekt beim Start mit sehr großem Engagement unterstützt. Bis dann im Herbst 2011 aus der Erzdiözese München-Freising Widerstände erkennbar wurden. Generalvikar Peter Beer hat mehr Kontrollrechte für die Kirche gefordert, die es ihr ermöglichen würden, gegebenenfalls auch Veröffentlichungen unseres Instituts zu verbieten.

    Was passierte dann?

    Pfeiffer: Generalvikar Beer erklärte seinen Austritt aus dem Projektbeirat und machte klar, er kehre erst dann zurück, wenn seinen Bedenken Rechnung getragen wird. Es gab Bemühungen von Bischof Ackermann, ihn zurückzugewinnen. Als dies scheiterte, waren wir sehr überrascht, dass gerade aus der Erzdiözese München-Freising ein Vertragsentwurf kam, der diese Kontrollwünsche enthielt und den wir unterschreiben sollten. Doch dieser Entwurf enthielt aus unserer Sicht unzumutbare Rahmenbedingungen für das Forschen. Damit war das Projekt in der Krise. Wir haben über Monate versucht, Kompromisse zu finden.

    Wie kam es zum endgültigen Bruch?

    Pfeiffer: Wir haben am 5. Oktober einen eigenen Entwurf vorgelegt, der aus unserer Sicht allen Bedenken Rechnung getragen hätte. Darauf hat aber weder Bischof Ackermann noch der vermittelnde Rechtsanwalt geantwortet. Ich schrieb dann ein Rundschreiben an alle Bischöfe, ob bei ihnen noch Bereitschaft besteht, das Projekt zu realisieren. Ich habe sie auch auf Hinweise aufmerksam gemacht, die ich von Kirchen-Insidern erhalten hatte, dass in manchen Diözesen Akten vernichtet worden seien. Das war ein internes Schreiben, nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Doch ein Unbekannter hat es einer Zeitung gesteckt, und so wurde der Streit jetzt öffentlich.

    Es wirkt erstaunlich, dass ausgerechnet das Bistum München blockieren soll…

    Pfeiffer: So erstaunlich ist das nicht. München hat als einzige Diözese mit hohen Kosten eine solche Forschung durch eine Anwaltskanzlei schon einmal durchführen lassen. Vielleicht waren die Ergebnisse ja so katastrophal, dass der dortige Generalvikar die Folgerung zog, dass die Kirche eine weitere Forschung nur zulassen könne, wenn man die Wissenschaftler unter ähnlicher Kontrolle hat wie eigene Anwälte.

    Sie teilen Spekulationen, die Kirche hat weitere Enthüllungen befürchtet?

    Pfeiffer: Natürlich. Wenn die allererste Probebohrung, die man gemacht hat, sehr erschreckende, für die Kirche unangenehme Erkenntnisse gebracht hat, dann kann ich nachvollziehen, dass der Einzige, der diese unveröffentlichten Ergebnisse kennt, mehr Kontrolle verlangt.

    Halten Sie Ihren Zensurvorwurf trotz der Unterlassungsklagedrohung der Kirche aufrecht?

    Pfeiffer: Wir werden die Unterlassungserklärung mit Sicherheit nicht unterschreiben. Ich würde es sehr begrüßen, wenn es zur Prüfung vor Gericht kommt. Dann bekommen wir eine gerichtsamtliche Bestätigung, dass unsere These richtig ist.

    Wie werten Sie die Kritik der Bischöfe, das Projekt sei an Ihnen gescheitert?

    Pfeiffer: Ich denke, wer persönliche Angriffe gegen mich startet, hat offenbar wenig Sachargumente. Ich begebe mich nicht auf diese Ebene. Ich habe gerne und gut mit Bischof Ackermann und Pater Langendörfer zusammengearbeitet. Aber ich habe erkennen müssen, dass sie nicht einhalten konnten, was sie zugesagt haben – den Vertrag so umzusetzen, wie wir ihn vereinbart haben.

    Haben Sie weitere Reaktionen aus katholischen Kirchenkreisen erhalten?

    Pfeiffer: Intern habe ich viele positive Reaktionen aus der Kirche erfahren. Sie haben mich ermutigt, die Auseinandersetzung zu führen. Aber ich bedauere sehr, dass wir jetzt öffentlich einen solchen Streit führen. Ich bin das Gegenteil eines Kirchenfeinds. Ich habe bewusst als evangelischer Christ katholisch geheiratet und zwei katholische Kinder. Ich bin seit Jahren der katholischen Kirche verbunden. Ich habe sogar Vorträge in katholischen Kirchen halten dürfen, die einer Predigt gleichkamen.

    Wie wollen Sie weitermachen?

    Pfeiffer: Die Opferforschung verläuft völlig unbeeinträchtigt von dem Streit. Hier haben wir die Interviews längst geführt und eine Doktorarbeit entsteht. Das finanzieren in Zukunft wir aus eigener Kasse. Bei der Täterforschung haben wir keine Interviews machen können, weil wir hierfür den Startschuss durch Bischof Ackermann gebraucht hätten.

    Das Interview führte Michael Pohl

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