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Interview: Datenschutzbeauftragter fordert nach Facebook-Ausfall stärkere Regulierung

Interview

Datenschutzbeauftragter fordert nach Facebook-Ausfall stärkere Regulierung

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    Facebook steht in der Kritik.
    Facebook steht in der Kritik. Foto: Richard Drew, dpa

    Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Ulrich Kühn fordert nach dem Totalausfall der Facebook-Dienste eine stärkere Regulierung der Sozialen Netzwerke und kritisiert im Interview mit unserer Redaktion, wie sehr Facebook, WhatsApp und Instagram in Europa entgegen anderer Verlautbarungen aus den USA betrieben werde.

    Herr Kühn, Sie sind als amtierender Datenschutzbeauftragter von Hamburg bundesweit für den Facebook-Konzern zuständig. Wie bewerten Sie den weltweiten Systemabsturz der Facebook-Plattformen?

    Ulrich Kühn: Noch ist nicht viel über die technischen Hintergründe des Ausfalls bekannt. Nach Aussagen von Facebook handelte sich um Konfigurationsprobleme in der Netzwerkadministration. Dass alle großen Dienste - Facebook, WhatsApp und Instagram - zugleich betroffen waren, zeigt die enge Nähe dieser Produkte und deren immer größere Verschmelzung miteinander.

    Was sind die größten Datenschutz-Probleme bei der Verschmelzung der Facebook-Plattformen?

    Kühn: Die enge technische Abhängigkeit voneinander ist aus Datenschutzsicht nicht die größte Schwierigkeit. Schwerer wiegen die fortwährenden Bestrebungen, die Dienste auch inhaltlich zu verzahnen und Daten aus einem Dienst für den anderen zu nutzen. Dies wurde zuletzt im Rahmen der Änderungen der Nutzungsbedingungen von WhatsApp offensichtlich. Hier sollen weitergehende Möglichkeiten für Facebook eingeräumt werden, personenbezogene Daten für eigene Zwecke zu nutzen. Der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit hat Facebook diese Nutzung auf dem Anordnungsweg untersagt. Als in Europa nicht federführend zuständige Behörde konnten wir dies nur für drei Monate erwirken.

    Warum wurde es nicht verlängert?

    Kühn: Beim europäischen Datenschutzausschuss fand sich keine Mehrheit für eine Verlängerung oder Ausweitung dieser Maßnahme. Es besteht jedoch Einigkeit, dass ein solches data sharing nur auf Basis einer klaren Einwilligung der betroffenen Nutzer erfolgen kann.

    Welche Konsequenzen ergeben sich für die Politik in Europa und Deutschland aus dem Facebook-Ausfall?

    Kühn: Die Bestrebungen, den Facebook-Konzern stärker zu regulieren, werden vermutlich zunehmen. In den USA steht Facebook aktuell unter erheblichem politischen Druck wegen seiner intransparenten Geschäftspraktiken. Eine der diskutierten Varianten ist eine Zerschlagung beziehungsweise Abtrennung einzelner Dienste. Die konsequente Durchsetzung der datenschutzrechtlichen Anforderungen in Europa wäre ein notwendiger erster Schritt.

    Inwiefern ist die Schaffung einer gemeinsamen technischen Infrastruktur des Facebook-Konzerns mit seinen Sparten WhatsApp und Instagram problematisch?

    Kühn: Die scheinbare Eigenständigkeit der europäischen Anbieter Facebook Ireland Ltd. und WhatsApp Ireland Ltd. besteht vor allem auf dem Papier. Tatsächlich wird das Facebook-Universum zentral aus den USA gesteuert. Dies ist in Hinblick auf eine vorgetragene Auftragsverarbeitung problematisch, bei der der Auftragsverarbeiter Facebook Inc. in den USA nur auf Weisung des Aufraggebers

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