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Interview: Christiane Hörbiger über Bettszenen und warum man aus Filmen nichts lernt

Interview

Christiane Hörbiger über Bettszenen und warum man aus Filmen nichts lernt

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    Christiane Hörbiger.
    Christiane Hörbiger.

    Sie ist die Grande Dame des deutschsprachigen Films, doch wer Christiane Hörbiger aufs Rollenfach der Lady mit Kaschmirpulli und Perlenohrringen reduziert, liegt falsch: Immer wieder hat die 73-Jährige den Mut zu provokanten Rollen bewiesen, sorgte zuletzt als Alkoholikerin in einem TV-Drama für Schlagzeilen. Ganz so provokant ist die Altersromanze „Therese geht fremd“ (Sonntag, 20.15 Uhr, ZDF) nicht, doch auch diesmal ist Hörbigers Rolle bemerkenswert: Nach einem Ehestreit landet die von ihr gespielte Professorin Therese mit einem deutlich jüngeren Mann im Bett und lässt sich von ihrem Liebhaber finanziell ausnehmen.

    Christiane Hörbiger, die 1938 in Wien als Tochter des Schauspielerpaares Attila Hörbiger und Paula Wessely zur Welt kam, gehört zu den meistgefragten Darstellerinnen. Sie lebt mit dem acht Jahre jüngeren Schauspieler Gerhard Tötschinger in

    Frau Hörbiger, haben Sie eigentlich jemals gezählt, in wie vielen Liebesfilmen Sie bereits mitgespielt haben?

    Hörbiger: Nein, um Himmels willen. Der allererste war ja schon „Der Major und die Stiere“ 1955, und ein Jahr später kam „Kronprinz Rudolfs letzte Liebe“, da spielte ich mit Rudolf Prack. So lange bin ich schon dabei. Warum fragen Sie?

    Um zu hören, ob Sie aus all diesen Filmen über die Liebe nützliche Erkenntnisse für sich persönlich ziehen konnten.

    Hörbiger: Weisheiten oder Ratschläge aus Filmdrehbüchern? Nein, absolut nicht, da ist nichts übrig geblieben. Ich habe viel von Klassikern, von den großen Dichtern, die ich am Theater gespielt habe, gelernt. Ich glaube, dass da einige Weisheiten hängen geblieben sind von Goethe, Schiller, Kleist, Shakespeare. Das wäre ein großes Glück.

    Warum?

    Hörbiger: Ach, da werden so ewig gültige Sätze über die Liebe gesagt, das ist phantastisch. Schade, dass es im Fernsehen kaum noch Theaterübertragungen gibt, das ist heutzutage nicht mehr gefragt.

    In dem ZDF-Film „Therese geht fremd“ spielen Sie jetzt eine Dame, die sich in einen deutlich jüngeren Mann verliebt. Im Vorfeld war zu lesen, etwas Ähnliches sei Ihnen im richtigen Leben auch schon einmal passiert...

    Hörbiger: Dazu möchte ich eigentlich gar nicht viel sagen. Aber dass der Verstand mal in die Hose rutscht und das Temperament mit einem durchgeht, das ist sicherlich jedem schon einmal passiert.

    Die Liebesszene in dem Film ist recht diskret inszeniert. War das Ihr persönlicher Wunsch?

    Hörbiger: Aber in einer Szene landen die beiden doch im Bett!

    Sie sind aber vor einigen Jahren im Film „Mathilde liebt“, in dem Sie an der Seite von Michael Mendl spielten, viel weiter gegangen.

    Hörbiger: Aber das war in „Therese geht fremd“ etwas ganz anderes, da war so eine Szene gar nicht gefragt. Da geht es ja darum, dass das unfaire Verhalten von Thereses Ehemann sie in die Arme dieses jüngeren Mannes treibt, der ihr so sehr schmeichelt.

    Glauben Sie, dass eine Beziehung mit einem so deutlichen Altersunterschied funktionieren kann?

    Hörbiger: Ich glaube, auf Dauer nicht. Der Liebhaber im Film ist Ende 40, Anfang 50, Therese ist etwa 20 Jahre älter, da wird es heikel, das reicht nicht aus für ein gemeinsames Leben.

    Sie sind mit Ihrem acht Jahre jüngeren Lebensgefährten seit 26 Jahren zusammen. Was gehört denn zu einer dauerhaften Beziehung?

    Hörbiger: Sehr viel Toleranz dem anderen gegenüber, aber auch gemeinsame Erinnerungen. Gerhard Tötschinger und ich können über Menschen reden, die wir beide gekannt haben und die schon heimgegangen sind. Gemeinsame Interessen sind natürlich wichtig, bei uns ist es der gemeinsame Beruf.

    Schauen Sie sich Ihre Filme gemeinsam mit ihm an?

    Hörbiger: Ja, es ist eigentlich schon ein festes Ritual, dass wir uns meine Filme gemeinsam angucken. Gerhard Tötschinger ist jemand, der sich mitfreuen kann über Erfolg – und das ist nicht so selbstverständlich, da sind ja Männer ein bisschen heikel. Aber da ist der ganz wunderbar. Ein Mitfreuer.

    Und wenn er vielleicht doch mal etwas auszusetzen hat?

    Hörbiger: Das gibt er mir schon zu verstehen, aber nicht gleich. Er sagt dann vielleicht Monate später bei einem neuen Film: „Mach es diesmal anders als beim letzten Mal, da wirktest du etwas manieriert.“ Aber nicht gleich nach der Sendung. Da hat man doch eine dünne Haut.

    Ihr nächster großer Film ist ein Familienprojekt. Wie war denn die Zusammenarbeit mit Ihrem Sohn und Ihrer Schwester?

    Hörbiger: Es war wunderbar. Es ist ein Krimi, sehr spannend, sehr unheimlich, er heißt „Meine Schwester“, und ich spiele an der Seite meiner Schwester Maresa Hörbiger und meines Neffen. Mein Sohn Sascha führte Regie und schrieb das Drehbuch. Es war eine schöne und große Erfahrung. Ich könnte mir gut vorstellen, das fortzusetzen, ja wir haben eigentlich ganz fest vor, wieder eine gemeinsame Arbeit zu machen. Interview: Cornelia Wystrichowski AZ

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