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Interview: AfD-Chef Meuthen: "Die CSU ist eine unbayerische Partei"

Interview

AfD-Chef Meuthen: "Die CSU ist eine unbayerische Partei"

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    Jörg Meuthen kommt mit der AfD zum Parteitag nach Augsburg.
    Jörg Meuthen kommt mit der AfD zum Parteitag nach Augsburg. Foto: Ralf Lienert

    Herr Meuthen, die AfD kommt zum Parteitag nach Augsburg. Fühlen Sie sich in Bayern willkommen – CSU-Generalsekretär Markus Blume hat die

    Meuthen: Herr Blume muss das sagen, weil er im Wahlkampfmodus ist. Da darf er kein gutes Haar an uns lassen. Aber es ist natürlich trotzdem Mumpitz. Bayern ist ein konservatives Land und wir sind eine konservative Partei. Merken Sie was? Die CSU ist eine zutiefst unbayerische Partei geworden und bemüht sich gerade, dieses Bild zu korrigieren, indem sie unsere Positionen übernimmt.

    Die CSU betreibt ja gerade Ihr Geschäft. Setzt sich Seehofer durch, müssen die Befürworter einer schärferen Asylpolitik gar nicht mehr AfD wählen, oder?

    Meuthen: Doch, ganz sicher. Weil das, was Herr Seehofer fordert, geht ja ganz eindeutig nicht weit genug. Abgesehen davon ist es skandalös, dass Seehofer in einen wilden Disput mit der Kanzlerin verfällt, ob er geltendes Recht durchsetzen darf oder nicht.

    Nehmen wir mal an, Angela Merkel, stürzt über diesen Disput – verliert die AfD dann ihre Daseinsberechtigung, schließlich ist „Merkel muss weg“ eine Ihrer zentralen Forderungen?

    Meuthen: Natürlich muss Frau Merkel weg, weil sie eine desaströse Bilanz in allen Politikbereichen zu verantworten hat. Aber mit dem Abgang Merkels werden ja die Probleme nicht gelöst sein.

    Ach so. Klingt in vielen Wortmeldungen aus der AfD anders. Ihr Co-Chef Alexander Gauland hat Merkel sogar als Lebensversicherung für die AfD bezeichnet. Gerät Ihre Partei ohne Merkel in Lebensgefahr?

    Meuthen: Ich bin ja selten anderer Meinung als Alexander Gauland, aber ich glaube nicht, dass wir eine solche Lebensversicherung überhaupt brauchen. Wir sind fest etabliert im politischen Spektrum.

    Aber Angela Merkel ist auch noch da.

    Meuthen: Das stimmt, aber es wird sich an unserer Situation auch nichts ändern, wenn sie nächste Woche abtritt. Um die Existenzberechtigung meiner Partei mache ich mir keine Sorgen.

    Um die AfD und ihren Parteitag in Augsburg geht es auch in unserem Podcast. Hier können Sie reinhören.

    Am öffentlichen Umgang mit der Fußball-Nationalmannschaft lässt sich ablesen, wie sehr sich der Ton in der Gesellschaft verschärft hat. Vor zwei Jahren gab es großen Wirbel, weil Gauland Jerome Boateng nicht als Nachbarn wollte. Heute postet Alice Weidel „AfD wirkt“, wenn Mesut Özil auf die Bank muss. Finden Sie diese Polemik angemessen?

    Meuthen: Ich habe bei vielen Menschen – auch bei mir selbst übrigens – erlebt, dass die Identifikation mit der Nationalmannschaft insgesamt gelitten hat.

    Aber die AfD schimpft eben nicht über Müller, Reus und Hummels, sondern über Özil, Khedira und Gündogan…

    Meuthen: Zwischen Khedira und den anderen beiden gibt es einen wichtigen Unterschied: Er ist vollständig in unsere Gesellschaft integriert und singt auch die Nationalhymne mit, während Özil und Gündogan ja offenbar Herrn Erdogan als ihren Präsidenten sehen.

    Nochmal: Finden Sie den Beitrag von Alice Weidel angemessen, die ja für sich in Anspruch nimmt, die Stimmungsmache der AfD habe bewirkt, dass ein Spieler mit türkischen Wurzeln nicht mehr spielen darf?

    Meuthen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Löw Herrn Özil wegen uns auf die Bank gesetzt hat.

    Frau Weidel wünscht sich aber offenbar, dass es genau so war.

    Meuthen: Darüber müssen Sie dann wohl mit ihr sprechen. Im Übrigen betreiben wir keine Stimmungsmache gegen Menschen mit ausländischen Wurzeln. Dass sich der Ton gegenüber Ausländern verschlechtert hat, liegt nicht an uns, sondern an den Straftaten, die in Deutschland von Flüchtlingen begangen wurden. Nicht die AfD ist verantwortlich für den Mord an Susanna.

    Aber die AfD nutzt ihn, um daraus Kapital zu schlagen und das gesellschaftliche Klima anzuheizen. Fanden Sie die inszenierte Gedenkminute für Susanna im Bundestag richtig?

    Meuthen: Es wäre unanständig, daraus Kapital schlagen zu wollen.

    Also war die Schweigeminute unanständig?

    Meuthen: Ich halte sie nicht für unanständig. Unanständig war das Verhalten von Claudia Roth, die als Bundestagsvizepräsidentin die Schweigeminute abgebrochen hat.

    Sie wissen aber, dass sie sich damit einfach nur an die Geschäftsordnung des Bundestages gehalten hat?

    Meuthen: Das ist wohl wahr. Ich denke trotzdem, dass der Respekt vor dem Opfer es geboten hätte, die Gedenkminute zuzulassen.

    Weil Sie von Respekt sprechen: Stimmen Sie zu, dass die Umgangsformen im Bundestag mit dem Einzug der AfD schlechter geworden sind?

    Meuthen: Das Gepöbel der Altparteien, wenn unsere Leute reden, gefällt mir auch nicht.

    Verwechseln Sie nicht Ursache und Wirkung? Oft reagieren doch Politiker anderer Parteien auf Entgleisungen aus der AfD-Fraktion.

    Meuthen: Die ganze Debatte im Bundestag ist rauer geworden. Es geht unfreundlicher zu als in den vergangenen Jahren, aber darüber bin ich in gewisser Weise auch glücklich. Dadurch wird der politische Diskurs doch erst spannend. Im Übrigen: Sie als Bayer wissen doch, dass es zu Zeiten von Franz Josef Strauß noch viel härter zuging.

    Bei allem Zwist scheint mir der gegenseitige Respekt damals größer gewesen zu sein. Heute geht es nicht nur um die politische Auseinandersetzung, sondern oft um persönliche Anfeindungen.

    Meuthen: Das gibt es und das finde ich von keiner Seite gut.

    Sie halten als Parteichef Ihre AfD-Kollegen im Bundestag also an, mehr Respekt zu zeigen?

    Meuthen: Ich empfehle grundsätzlich allen Menschen einen freundlichen und respektvollen Umgang miteinander. Ich erlebe die Vertreter meiner Partei im Bundestag da aber nicht als defizitär.

    Hinweis: Über die aktuellen Entwicklungen rund um den AfD-Parteitag 2018 in Augsburg, die Gegen-Kundgebungen, und das Verkehrsgeschehen in der Stadt informieren wir Sie ständig in unserem Live-Blog.

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