In einem dramatischen Kopf-an-Kopf-Rennen hat Mitt Romney mit nur acht Stimmen Vorsprung die ersten Vorwahlen für die Präsidentschaftskandidatur der US-Republikaner gewonnen. Der frühere Gouverneur von Massachusetts landete bei im US-Bundestaat Iowa haarscharf vor dem christlich-konservativen Ex-Senator Rick Santorum. Die Demokraten warnten am Mittwoch vor "extremistischen" Ideen der Republikaner. Der republikanische Parteichef von Iowa, Matt Strawn, erklärte Romney erst am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) zum Sieger. Romney erhielt demnach 30.015 Stimmen, Santorum 30.007 Stimmen. Beide Bewerber ließen sich bereits vor der nächtlichen Bekanntgabe des Endergebnisses von ihren Anhängern feiern. Die Pressestimmen aus dem Ausland:
"Die Presse": "Mehr als die Hälfte der Amerikaner ist mit der Amtsführung ihres Präsidenten unzufrieden. Außer einer Gesundheitsreform, die auch nicht unumstritten ist, hat der entzauberte Massenhypnotiseur nicht viel weitergebracht. Barack Obama wäre für die Abwahl im November reif wie Weintrauben für die Lese. Doch gefüllt ist die Butte noch lange nicht. Denn die Republikaner haben bisher noch keinen überzeugenden Erntehelfer ins Feld geschickt. Von den sieben Präsidentschaftskandidaten der Grand Old Party, die sich seit Monaten in einem peinlichen Dauerwahlkampf beharken, kann auch ein geknebelter Obama die meisten problemlos wegputzen."
"La Repubblica": "Der große Zirkus der republikanischen Elefanten verlegt also seine ungeordnete Karawane jetzt von Iowa nach New Hampshire an der Atlantikküste, ohne einen Löwenbändiger gefunden zu haben. (...). Da sind sieben Zwerge in Iowa angetreten, und sieben Zwerge sind dabei herausgekommen. Und nur einer hat, zumindest auf dem Papier, gewonnen - und das ist Präsident Barack Obama. Sein Herausforderer wird in jedem Fall im Sommer auf der Convention der Republikaner gewählt werden müssen. Aber die Schlüsselfrage besteht darin zu wissen, ob derjenige Zwerg, der dann offiziell eingesetzt wird, auch jemand sein wird, der Barack Obama entthronen kann."
"Independent": "Die Überraschung von Iowa war das knappe Ergebnis des Favoriten Mitt Romney gegen den früheren Senator von Pennsylvania, Rick Santorum. Die Aussicht auf eine langwieriges Kopf-an-Kopf-Rennen für die Nominierung der Republikaner liegt im Interesse Obamas. Santorums Stern könnte sehr rasch wieder erlöschen. Allerdings ist er ein guter Redner und hat beträchtliches politisches Kapital von seiner Zeit als Senator. Romney hat das Rennen noch längst nicht gewonnen. Sein entscheidender Test wird die Vorwahl in South Carolina sein. Dort wird sich entscheiden, ob die Tatsache, dass er Mormone ist, ein Problem sein könnte. Je länger die Republikaner nach dem besten Kandidaten suchen und je dauerhafter die Wirtschaft sich erholt, desto besser werden die Chancen Obamas auf eine zweite Amtszeit. In diesem Sinn war das Ergebnis von Iowa eher ein Sieg für ihn als für die Republikaner."
"El Mundo": "Mitt Romneys Erwartungen für die erste Vorwahl in Iowa, einem kleinen für die USA nicht repräsentativen Bundesstaat, haben sich erfüllt, obwohl er mit einem Vorsprung von nur acht Stimmen gewonnen hat. Für seinen nächsten Rivalen, den radikal-christlichen Rick Santorum, gab es nur eine kurze Freude. Seine Aussichten auf die Partei-Nominierung scheinen gleich Null zu sein. Romney, klarer Favorit in den nationalen Umfragen, ist von der "Pole-Position" gestartet und kann also erleichtert aufatmen. Die Republikaner machen sich jedoch Sorgen um die geringe Begeisterung, die jeder ihrer Kandidaten bisher weckt. Der wegen der Krise in der Wählergunst abgestürzte Präsident Barack Obama klammert sich an diesen Trumpf."
"Lidove Noviny": "Die Republikaner erleben einen der sprunghaftesten Nominierungsprozesse seit Jahrzehnten. An der Spitze der Umfragen in Iowa haben sich seit Mai sieben Kandidaten abgewechselt. Der Fehler ist nicht bei unschlüssigen Wählern zu suchen, sondern liegt beim Angebot. Den Republikanern fehlen eine vereinigende Kraft und eine wirklich starke Persönlichkeit. Barack Obama, der unter anderen Umständen mit Blick auf die hohe Arbeitslosigkeit kaum eine Chance auf eine Wiederwahl hätte, könnte daher seine Position im Weißen Haus verteidigen."
"Ouest-France": "Von einigen wichtigen internationalen Fragen abgesehen - darunter die Sanktionen gegen Iran - dürfte die Regierung Obama nur noch laufende Geschäfte abwickeln. (...) Die Wahlkampfmaschine vom Jahre 2008 beginnt sich wiederzuorganisieren und der Präsident hat wieder etwas an Popularität gewonnen. Die amerikanischen Wähler müssen dieses Jahr nicht nur zwischen den Persönlichkeiten der Kandidaten wählen, sondern zwischen zwei Gesellschaftsmodellen. Während die Demokraten von einem New Deal träumen, der Investitionen und eine soziale Absicherung schafft, schlagen die Republikaner weniger Staat, weniger Sozialversicherung und jede Menge Einsparungen vor. Die Amerikaner haben zehn Monate, um sich zu entscheiden."
"La Presse de la Manche": "Ein Kandidat, der zugleich in Iowa und New Hampshire gewinnen kann, erbringt den Beweis, dass er ein Amerika mit großen Unterschieden auf sich vereinigen kann. Damit gewinnt er in seinem Lager sofort die Statur eines glaubwürdigen Kandidaten. Auch wenn anschließend der Hindernislauf noch lang ist und noch viele Wendepunkte zu erwarten sind. Doch sehr wenigen Kandidaten ist es bisher gelungen, gleichzeitig in Iowa und New Hampshire die Vorwahl zu gewinnen (...). Für die Republikanische Partei stellt sich die Frage, ob ihr Kandidat einen harten und aggressiven Konservatismus verkörpern soll, oder ob er im Gegenteil in der Lage sein soll, die von Obama Enttäuschten zu gewinnen - die noch zögern, ob sie dem Amtsinhaber erneut ihre Stimme geben sollen." AZ/dpa/afp