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Ingolstadt: Protestzone statt Wahlkampf: Angela Merkel in Ingolstadt

Ingolstadt

Protestzone statt Wahlkampf: Angela Merkel in Ingolstadt

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    Seehofer und Merkel auf dem Ingolstädter Rathausplatz.
    Seehofer und Merkel auf dem Ingolstädter Rathausplatz. Foto: Norbert Eibel

    Es gibt quasi drei Bereiche, drei akustische Zonen auf dem Ingolstädter Rathausplatz. Da ist vorne die Bühne, von der Bundeskanzlerin Angela Merkel sagen wird: „Horst Seehofer und ich haben schon viele komplizierte Probleme vor uns gehabt und wir haben immer eine gemeinsame Lösung gefunden. Das verspreche ich ihnen, wir werden das miteinander lösen.“

    Dazu gibt es freundlichen Applaus aus dem abgesperrten Raum vor der Bühne. Zone zwei: Da sitzen die geladenen Gäste und Parteianhänger der CSU. Und dahinter drum herum, in der Protestzone, sind die Gegner der Stromtrasse. Es sind hunderte, vielleicht tausende. Jedenfalls machen sie so viel Lärm, pfeifen so laut, dass der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer vorne auf der Bühne neben der Kanzlerin immer wieder finster schaut, wer da den zentralen Platz seiner Heimatstadt so schändlich als Resonanzraum für lärmende Proteste gebraucht. Die „liebe Angela“ ist schließlich nicht alle Tage hier.

    Auf einer Wahlkampfveranstaltung der CSU übrigens. Und es soll eigentlich um Europa gehen, nicht um die umstrittene Gleichstromtrasse von Sachsen-Anhalt nach Meitingen. Am 25. Mai sind

    Für Merkel ist Ingolstadt ein Termin, der erdet

    Die Gegner der Stromtrasse schreien dafür umso mehr. Es sind Bürgerinitiativen aus ganz Bayern da, die eine Demonstration genehmigt bekommen haben. Die sollte rechtzeitig, bevor Merkel kommt, vorbei sein. Aber so funktioniert das natürlich nicht. Seehofer sagt also: „Wenn ihr jetzt zuhört, sag ich auch was zur Stromtrasse.“ Danach wird es zeitweise ruhiger.

    Für Merkel ist das ein Termin, der erdet. Nach ihrer Rückkehr aus Washington, runter von der weltpolitischen Bühne, geht es hier um die Energiewende. Ob sie will oder nicht. Vorher war sie in Penzberg. Natürlich spricht sie über das große Ganze. Sie sagt: „Wenn Sie an der Europawahl teilnehmen, dann stimmen Sie darüber ab, ob die Friedensordnung, die seit Jahrzehnten hält, auch für Ihre Kinder und Enkel halten soll. Europa hat uns ein Mehr an Frieden und ein Mehr an Freiheit gebracht.“ Aber selbst, als sie über den drohenden Krieg in der Ukraine spricht, plärrt von hinten, ungefähr da bei dem rosa „Wackersdorf war gestern, jetzt kommen wir“-Schild, einer wieder „Stromtrasse“ dazwischen.

    Seehofers wichtigster Satz an diesem Nachmittag wird der sein: „Das Signal, das sie heute gegeben hat, das sollten wir alle richtig verstehen und nutzen. Ich habe dieses Signal, wie viele hier, verstanden. Danke, liebe Bundeskanzlerin.“ Er meint die gemeinsame Trassenlösung. Nicht Europa, nicht die Ukraine.

    Als die Sache mit der Leitung geklärt ist, darf auch Spitzenkandidat Ferber noch was sagen. Etwa vier Minuten lang. Er schlägt vor, bei der Wahl den Zettel gar nicht ganz aufzurollen. Gleich seine Partei oben ankreuzen. „Fünf Sekunden Arbeit für fünf Jahre gute Politik“: Bayern auf europäischer Ebene stärken. Dann werden die Hymnen gesungen. Der ganze Platz, quasi in allen Zonen, singt die Bayern-Hymne, dann die Nationalhymne. Dann verschwindet Merkel. Die Europahymne spielte man nicht.

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