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IS-Terrormiliz: Entwicklungshelferin Mueller: Die 26 Jahre alte IS-Geisel aus USA ist tot

IS-Terrormiliz

Entwicklungshelferin Mueller: Die 26 Jahre alte IS-Geisel aus USA ist tot

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    Die in Syrien entführte Amerikanerin Kayla Jean Mueller ist tot.
    Die in Syrien entführte Amerikanerin Kayla Jean Mueller ist tot. Foto: Handout afp

    Die in Syrien entführte junge Amerikanerin Kayla Jean Mueller ist tot. Über das Schicksal der IS-Geisel war mehrere Tage lang spekuliert worden. Ob sie wirklich bei einem jordanischen Luftangriff starb, bleibt offen. Das Weiße Haus und ihre Familie bestätigten den Tod der 26 Jahre alten Entwicklungshelferin Mueller am Dienstag. Mueller ist die sechste getötete westliche IS-Geisel.

    Die IS-Miliz hatte am Freitag berichtet, dass Mueller beim Angriff eines jordanischen Kampfflugzeuges ums Leben gekommen sei, was sich aber zunächst nicht von unabhängiger Quelle bestätigen ließ.

    Präsident Barack Obama sprach Muellers Familie sein Beileid aus, nannte aber keine Details der Todesumstände. "Egal wie lang es dauert, die Vereinigten Staaten werden die Terroristen finden und zur Rechenschaft ziehen, die für Kaylas Entführung und Tod verantwortlich sind", teilte Obama mit.

    IS-Geisel Kayla Jean Mueller wollte bedürftigen Menschen helfen

    Muellers Eltern und ihr Bruder teilten mit, sie hätten eine Bestätigung des Todes von Kayla erhalten. "Kayla war eine mitfühlende und hingebungsvolle Humanistin." Sie habe ihr gesamtes junges Leben dafür aufgeopfert, bedürftigen Menschen zu helfen.

    Das ist die Organisation IS

    IS ist eine islamistische Organisation. Sie hat das Ziel, einen Islamischen Staat zu errichten. Dieses Kalifat soll die Länder Syrien und Irak, aber auch den Libanon, Israel und Jordanien miteinander vereinen.

    IS steht für Islamischer Staat. Gebräuchlich ist auch die Abkürzung ISIL, das steht für Islamischer Staat im Irak und in der Levante oder ISIS für Islamischer Staat im Irak und in Syrien.

    Ihr Ziel verfolgen die Anhänger der Organisation mit militärischen Mitteln und brutalster Gewalt, darunter Bombenattentate, Folter, und Hinrichtungen von Zivilisten.

    IS kämpft an vielen Fronten. Die Terrorgruppe geht bewaffnet gegen die Regierungen in Syrien und im Irak vor, führt Krieg gegen schiitische Gläubige und vermeintliche sunnitische Kollaborateure.

    Die IS hat ihre Wurzeln in der Widerstandsbewegung gegen die Besetzung des Iraks nach dem Irakkrieg 2003.

    Die Gruppe profitierte 2013 vom Machtkampf der von Schiiten dominierten Regierung in Bagdad mit Sunniten und beherrscht inzwischen weite Teile des Iraks.

    Im syrischen Bürgerkrieg hat Isis vor allem im Nordosten des Landes die Kontrolle erlangt. Dort griff die Gruppe kurdische Städte an und massakrierten Zivilisten.

    In den besetzten Gebieten verordnen die Dschihadisten der Bevölkerung strenge Regeln. So sollen Frauen die Häuser nur noch verlassen, wenn es unbedingt notwendig ist. Alkohol und Rauchen ist verboten, ebenso Veranstaltungen und freie Presse.

    Im April 2014 sagte sich IS von Al-Kaida los. Deren Führung habe sich von den Grundsätzen des "Heiligen Krieges" entfernt, hieß es.

    Wie viele Menschen sich IS angeschlossen haben, ist unklar. Schätzungen sprechen von bis zu 15.000 Kämpfern.

    Anführer der Bewegung ist seit Mai 2010 Abu Bakr al-Baghdadi. Die USA führt ihn als einen der meistgesuchten Terroristen der Welt.

    IS wirbt im Internet aktiv um Kämpfer aus Europa. «Isis macht eine sehr gute Öffentlichkeitsarbeit», sagte der EU-Koordinator für Terrorismusbekämpfung, Gilles de Kerchove. Die Islamisten hätten sogar Kameras auf ihre Kalaschnikows geschraubt, um ihre Operationen in Echtzeit im Internet zu übertragen.

    Finanziert wurde IS zu Beginn von saudischen und katarischen Gönnern. Mittlerweile hat die Organisation mit mafiösen Methoden eigene Einnahmequellen erzeugt, etwa mit dem Schmuggel von Öl.

    Die US-Regierung gab dem IS die Schuld an ihrem Tod, sagte aber nicht direkt, dass die Terroristen sie umgebracht haben. Obama erklärte, dass Mueller zu den IS-Geiseln gehört hätte, die bei einer gescheiterten US-Befreiungsaktion im vergangenen Jahr in Syrien gerettet werden sollten. Der geheime Einsatz wurde später bekannt.

    USA wollte laut Obama die IS-Geisel retten

    "Ich habe eine gesamte Operation gestartet - unter großem Risiko - um nicht nur sie, sondern andere zu retten, die festgehalten wurden. Wir haben sie wahrscheinlich um einen oder zwei Tage verpasst", sagte Obama in einem Interview der Website Buzzfeed. Kein Lösegeld zu zahlen, was für die US-Regierung eine feste Regel ist, sei für ihn sehr schwierig. Aber die USA hätten alles getan, um ihr zu helfen.

    "Die Welt ist vereint darin, die anhaltenden Morde und Inhaftierung Unschuldiger durch den IS zu verurteilen", teilte Verteidigungsminister Chuck Hagel mit. Außenminister John Kerry lobte Muellers Idealismus und drohte den Extremisten: "Wie bei unseren Freunden in Jordanien ist unsere Entschlossenheit unumstößlich, diese niederträchtige und unsäglich hässliche Beleidigung gegen die zivilisierte Welt zu besiegen."

    Mueller war 2013 in Syrien entführt worden

    Die islamistische Szene in Deutschland

    Der Verfassungsschutz rechnet mehr als 43 000 Menschen zur islamistischen Szene in Deutschland.

    Diese ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen - vor allem durch den starken Zulauf bei der Gruppe der Salafisten, einer besonders konservativen Strömung innerhalb des Islam.

    Rund 7000 Leute werden inzwischen der Salafisten-Szene zugerechnet. 2011 waren es noch etwa halb so viel. Besonders stark sind die Salafisten in Nordrhein-Westfalen vernetzt.

    Dschihadisten: Mehr als 550 radikale Islamisten aus Deutschland sind bislang in das Kampfgebiet nach Syrien und in den Irak ausgereist.

    Die Zahl geht seit langem kontinuierlich nach oben. Viele haben sich dort der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) angeschlossen. Etwa 180 der Ausgereisten sind inzwischen wieder in Deutschland.

    Aber nur von einem kleinen Teil davon - etwa 30 Personen - ist bekannt, dass sie aktiv am bewaffneten Konflikt beteiligt waren. Rund 60 Islamisten aus Deutschland sind laut Verfassungsschutz in Syrien und dem Irak gestorben.

    Mindestens zehn sprengten sich bei Selbstmordanschlägen in die Luft. Dies sind aber nur die bekannten Fälle.

    Gefährliche Islamisten: Die Sicherheitsbehörden stufen viele Islamisten als gefährlich ein. Etwa 1000 Menschen in Deutschland werden dem «islamistisch-terroristischen» Spektrum zugeordnet.

    Darunter sind 260 sogenannte Gefährder, also Menschen, denen die Polizei zutraut, dass sie einen Terrorakt begehen könnten.

    Die Zahl ist so hoch wie nie zuvor. Zum Teil sind auch Rückkehrer aus Dschihad-Gebieten darunter. Diese machen den Sicherheitsbehörden große Sorgen, weil sie oft radikalisiert zurückkommen - und zum Teil kampferprobt. (dpa)

    Auch die EU äußerte sich bestürzt über den Tod Muellers. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und der EU-Kommissar für humanitäre Angelegenheiten, Christos Stylianides, lobten in einer am Dienstagabend in Brüssel veröffentlichten Mitteilung Kayla Muellers "humanitären Geist, ihren Einsatz und ihre Selbstaufopferung".

    Mueller war im August 2013 in Syrien entführt worden. Nach IS-Darstellung starb Mueller bei einem Angriff jordanischer Kampfflugzeuge auf Ziele im nordsyrischen Al-Rakka. Die Stadt ist eine Hochburg der Extremistenmiliz. Nach Berichten soll der IS für die Freilassung der jungen Frau ein Lösegeld von 6,6 Millionen Dollar (5,8 Millionen Euro) gefordert haben. dpa/AZ

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