Die AfD-Führung im Landtag steht massiv in der Kritik, nachdem bei einem Treffen ihres rechtsnationalen „Flügels“ am Wochenende im mittelfränkischen Greding die erste Strophe des Deutschlandlieds gesungen wurde. „Deutsche Soldaten sind – angetrieben von dem Text – in andere Länder einmarschiert. In der Folge sind rund 60 Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg gestorben. Wer heute bewusst die erste Strophe des Deutschlandliedes singt, verhöhnt die Opfer des Nationalsozialismus und macht sich mit den Tätern gemein“, schreibt Landtagspräsidentin Ilse Aigner in einem Brief an AfD-Fraktionschefin Katrin Ebner-Steiner und kündigt an, den Ältestenrat des Landtags mit dem Vorfall zu befassen.
Das Deutschlandlied kam vom Band - und Maier stimmte ein
Ein Video im Internet dokumentiert die Szene: AfD-Rechtsaußen Björn Höcke und Ebner-Steiner stehen in der Mitte der Bühne, neben ihnen weitere AfD-Funktionäre, darunter der Memminger Landtagsabgeordnete und AfD-Fraktionsgeschäftsführer Christoph Maier. Das Lied kommt vom Band. Ebner-Steiner und Höcke singen die erste Strophe nicht mit, Maier stimmt bei „Deutschland, Deutschland über alles“ ein.
Ebner-Steiner stellt den Vorfall als Panne dar. Die Organisatoren hätten ihr mitgeteilt, dass es nicht geplant gewesen sei, die erste Strophe zu spielen. Sie habe auf die Bayernhymne gewartet. „Ich bin, während das Deutschlandlied lief, zur Seite gegangen und habe lautstark um einen Stopp gebeten“, betont Ebner-Steiner. Aigners Kritik gehe, da sie nicht mitgesungen habe, an der Sache vorbei. Maier wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht zu dem Vorfall äußern.
Im Landtagspräsidium, in dem die AfD nicht vertreten ist, gab es für Aigner am Dienstag viel Zustimmung. Insbesondere der frühere Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) begrüßte die klare Wortmeldung der Präsidentin. Und auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) unterstützt Aigner. Er sagt: „Die erste Strophe zu singen, ist kein technischer Fehler, sondern ein geistiger Irrtum.“