Wer Angela Merkel unterschätzt, hat schon verloren. Und unter Druck läuft die Bundeskanzlerin und CDU-Chefin in der Regel zur Höchstform auf. Horst Seehofer müsste dies eigentlich wissen, seit bald zwei Jahrzehnten hat der Mann aus Bayern in unterschiedlichsten Konstellationen mit der Frau aus dem Osten zusammengearbeitet. In dieser Zeit hat er viele Rivalen der Kanzlerin kommen – und gehen – sehen. Angela Merkel hat alle überlebt, so wie sie auch alle Krisen überstanden hat.
Horst Seehofer hat verloren
Warum Horst Seehofer glaubte, er könne im Konflikt um die Zurückweisungen an der deutschen Grenze der Kanzlerin ein Ultimatum setzen, bleibt sein Geheimnis. Viel spricht dafür, dass ihn Markus Söder und Alexander Dobrindt bei ihrem Kampf um sein Erbe zum Äußersten getrieben und den Konflikt immer wieder angeheizt haben. Klug war es jedenfalls nicht. Denn weder für Seehofer noch für seine CSU hat es etwas gebracht. Am Ende des nunmehr zweiwöchigen Konflikts steht er praktisch mit leeren Händen da, die CSU steht in Bayern bei 40 Prozent – und die persönlichen Werte Seehofers sind stark eingebrochen.
Es ist offensichtlich. Horst Seehofer, der nicht weniger als einen radikalen Neuanfang in der Ausländerpolitik wollte, hat sich in jeder Beziehung verspekuliert - und sich wie seine Partei in eine Sackgasse manövriert. Er rechnete wohl nicht, dass Merkel in Brüssel etwas erreichen würde. So wirkte sein Nein nur noch trotzig und rechthaberisch. Insofern ist sein angekündigter - wenn auch für einen letzten Einigungsversuch verschobener - Rücktritt nicht nur logisch, sondern auch konsequent.
Neuigkeiten zur Bundesregierung und zum Asylstreit lesen Sie auch hier in unserem News-Blog.
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier .