Seit dem spektakulären Coming-Out von Klaus Wowereit im Jahr 2001 spielt die sexuelle Orientierung in der Politik keine Rolle mehr. Sollte man zumindest annehmen. Jens Spahn macht derzeit andere Erfahrungen. Schwul, konservativ und äußerst ehrgeizig eckt der Bundestagabgeordnete an – zumal er sich leidenschaftlich für die „Ehe für alle“ eingesetzt hat. Mit Schwulenhass sieht sich der CDU-Mann deshalb häufig konfrontiert. Die jüngsten Anfeindungen gegen ihn bezeichnete aber selbst Spahn als „besondere Form der Beleidigung“.
Lässig reagiert Jens Spahn trotz heftiger Beleidigung
Spahns wöchentlichen Facebook-Live-Auftritt kommentierte ein Nutzer so: „Mit kleinen Kindern kennt ihr Euch Hinterlader in den Parteien gut aus.“ Damit machte der Mann nicht nur die sexuelle Orientierung Spahns zum Thema, er unterstellte dem Abgeordneten auch pädophile Neigungen. Der Politiker antwortete gelassen: „Anstatt dumme Sprüche zu machen, könnten Sie doch einfach sagen: ‘Schön, dass wir gemeinsam Familien unterstützen wollen’“. Im Netz verbreitete sich die Diskussion rasant.
Lässig reagierte Spahn auch bei einem Zwischenfall mit der Europaabgeordneten der Grünen, Helge Trüpel. Sie bezeichnete den 37-Jährigen in einer Rede als „rechten Schwulen“ und erntete dafür Kritik. Ihre Entschuldigung nahm der Staatssekräter an und veröffentlichte als Zeichen der Versöhnung ein gemeinsames Foto mit Trüpel.
Jens Spahn kann aber auch anders
Dass er auch anders kann, bewies Spahn bei einem Gespräch mit der Berliner Zeitung. Er beschwerte sich, dass man Schwulenhass von Flüchtlingen nicht offen ansprechen könne. Das geschehe aus Angst, sich in seinem „Multi-Kulti-Wohlfühldasein“ zu verheddern. Dabei kämen viele Migranten aus Ländern, in denen mit Schwulen nicht zimperlich umgegangen werde.
Aller Anfeindungen zum Trotz heiratete Jens Spahn kurz vor Weihnachten den Bunte-Journalisten Daniel Funke. Sein Einsatz für die „Ehe für alle“ hatte sich am Ende gelohnt.