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Hintergrund: Trump, Kim und der Iran bieten Konfliktstoff für eine neue Weltkrise

Hintergrund

Trump, Kim und der Iran bieten Konfliktstoff für eine neue Weltkrise

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    Das Konterfei der Kontrahenten für das Wohnzimmer. Ein Markt in Peking bietet diese beiden Werke des chinesische Künstlers Zeng Anting an.
    Das Konterfei der Kontrahenten für das Wohnzimmer. Ein Markt in Peking bietet diese beiden Werke des chinesische Künstlers Zeng Anting an. Foto: Greg Baker, afp

    Atemlos schaut die Welt zu, wie die internationale Politik fast parallel in zwei Krisen schlittert – beide haben das Potenzial, existenzielle Erschütterungen auszulösen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Denn bei beiden Konflikten geht es um Atomwaffen. Der USA-Präsident Donald Trump scheint es sich zum Ziel gesetzt zu haben, gleich zwei Mächte notfalls mit Gewalt daran zu hindern, zu Atommächten aufzusteigen: Bei seinem ersten Auftritt vor der UN-Generalversammlungen attackierte er Nordkorea und den Iran mit fast beispiellosem Furor. Die Angegriffenen antworteten nicht weniger deutlich.

    Die Replik des nordkoreanische Diktator Kim Jong UN hat es in sich.

    Massive Bedrohung durch Kims Bomben

    Die wichtigsten Akteure im Nordkorea-Konflikt

    Nordkorea: Der junge Machthaber Kim Jong Un sieht in der Entwicklung von Atomwaffen und Raketen eine Überlebensgarantie. Hatte sich sein 2011 gestorbener Vater und Vorgänger Kim Jong Il anfangs noch auf Verhandlungen eingelassen, lehnt Kim Jong Un dies ab. Der stark abgeschottete kommunistische Staat sieht sich von den USA und Südkorea bedroht. Mit dem äußeren Feind rechtfertigt Kim sein repressives System und erklärt Armut und Hunger im Land.

    Südkorea: Das demokratische Südkorea schwankt zwischen Aussöhnung mit dem Norden und einer harten Linie. Da der Ballungsraum Seoul mit 25 Millionen Menschen nur 50 Kilometer von der Grenze in Reichweite der nordkoreanischen Artilleriebatterien liegt, wäre ein Krieg verheerend für Südkorea. Das Bündnis mit der Atom-Supermacht USA, die 28 500 Soldaten in Südkorea stationiert haben, soll Nordkorea abschrecken. Außerdem möchte Seoul seine eigenen Raketen perfektionieren. Gleichzeitig versucht der neue Präsident Moon Jae In, über Dialog mit dem Norden die Spannungen abzubauen. 

    USA: Nordkorea stellt die USA als Ursache allen Übels dar und droht der Weltmacht offen mit Atomangriffen. US-Präsident Donald Trump hat die Phase der «strategischen Geduld» für beendet erklärt. Als erster US-Präsident drohte Trump ebenfalls offen Militärschläge an, was aber folgenlos blieb. Daneben bemühen sich die USA, Nordkorea politisch und wirtschaftlich unter Druck zu setzen und dafür stärker Nordkoreas Nachbarn China und Russland zu gewinnen. Pjöngjang soll der Zugang zu Devisen genommen werden. Washington macht auch Druck auf Länder, die Gastarbeiter aus Nordkorea beschäftigen. 

    China: China hatte im Koreakrieg (1950-53) an der Seite Nordkoreas gegen Südkorea und die USA gekämpft, aber die Waffenbruderschaft ist längst Vergangenheit. Nie war das Verhältnis zu Pjöngjang so schlecht wie heute. China versucht, Nordkorea und die USA zu Verhandlungen zu bewegen. Rund 90 Prozent des nordkoreanischen Handels fließen über China, das die Sanktionen mitträgt, aber den Schmuggel nicht völlig im Griff hat und auch einen Kollaps des Nachbarn fürchtet. Es wird befürchtet, dass wie bei einem Krieg Millionen Flüchtlinge über die Grenze strömen. Sollte ein Zusammenbruch Nordkoreas zur Wiedervereinigung mit Südkorea führen, könnten US-Truppen an Chinas Grenze stehen. Da bevorzugt China den Status quo. 

    Japan: Wie Südkorea ist Japan mit den USA militärisch verbündet und sieht Nordkorea als große Bedrohung. Mehrmals flogen nordkoreanische Raketen bei Tests bis in japanische Gewässer oder über Japan hinweg wie zuletzt vergangenen Dienstag eine Mittelstreckenrakete. Mit Raketenabwehrsystemen will sich Japan schützen. Zudem nimmt der rechtskonservative Ministerpräsident Shinzo Abe Nordkorea zum Anlass, um von der rein defensiven Militärdoktrin des Landes abzurücken.  

    Russland: Knapp 20 Kilometer gemeinsame Grenze machen Russland und Nordkorea zu Nachbarn, eine Bahnlinie verbindet beide Länder. Moskau verurteilt die nukleare Aufrüstung Pjöngjangs und trägt Sanktionen der UN mit. Doch die UN-Vetomacht lehnt jedwede gewaltsame Lösung des Konflikts ab und fordert Gespräche der USA mit Nordkorea. Moskau ist auch das US-Militär in Südkorea ein Dorn im Auge, das mit dem Ausbau seiner Raketenabwehr gegen Nordkorea auch die russische strategische Position schwächt. Auf die brutale Diktatur Nordkoreas wirkt Moskau nicht ein. (dpa)

    Ein oberirdischer Atomtest wäre ein ungeheuerlicher Tabubruch. Die USA und die Sowjetunion haben sich bereits 1963 geeinigt, Nuklearwaffen nur noch unterirdisch auszuprobieren. Oberirdische Tests hatten zuvor große Mengen radioaktiver Isotope in die Atmosphäre geblasen. Auch Nordkorea hat sich bei seinen bisherigen Tests daran gehalten und die Geräte in tiefen, versiegelten Stollen detoniert. Den bisher letzten oberirdischen Atomtest hat im Jahr 1980 China gewagt.

    Was noch schlimmer ist: Kim würde die Wasserstoffbombe mit einer Rakete ins Zielgebiet tragen lassen. Damit könnten seine Militärs beweisen, dass sie über die Technik verfügen, ferne Länder atomar anzugreifen. Eine massive Bedrohung durch Kims Bomben nicht nur für das benachbarte Japan, sondern auch für die USA. Und Kims Rhetorik weist darauf hin, dass er zu einer weiteren Eskalation bereit ist. „Jetzt, wo Trump die Existenz meines Landes geleugnet und mich persönlich vor aller Welt beleidigt hat, sehe ich das als die heftigste Kriegserklärung in der Geschichte“, sagte Kim. „Wir erwägen nun ernsthaft die härtesten, entsprechenden Gegenmaßnahmen in der Geschichte.“

    Es fällt jedoch auf, dass Kim nicht – wie sonst – dem amerikanischen Volk droht, sondern sich auf Trump konzentriert. Auch Südkorea und Japan tauchen nicht auf. Aus seiner Sicht scheint es sich um den Showdown zweier mächtiger Männer zu handeln.

    Auch Iran geht in die Offensive

    Spätestens nach dem denkwürdigen UN-Auftritt des US-Präsidenten von New York liegt offen, wie eng die beiden Konflikte verknüpft sind. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) rechnet damit, dass ein Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran Auswirkungen auf den Nordkorea-Konflikt haben würde. Wenn das einzige Beispiel für einen gelungenen Atomvertrag zerstört werde, „dann ist meine große Sorge, dass wir keine Chance haben, Nordkorea daran zu hindern eine Atombombe zu entwickeln“, sagte Gabriel am Donnerstag in

    Demonstrativ in die Offensive ging nach Trumps Attacken schließlich nicht nur Pjöngjang, sondern auch Teheran: Der iranische Präsident Hassan Ruhani hat einen Ausbau der militärischen Kapazitäten und des Raketenprogramms seines Landes angekündigt. „Wir werden nicht nur unsere Raketen, sondern auch unsere Luft-, Land- und Seestreitkräfte stärken“, kündigte Ruhani bei einer Militärparade in

    Gemäß dem Wiener Atomabkommen von Juli 2015 hat der Iran sein Atomprogramm deutlich reduziert und sich strengen Kontrollen durch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) unterworfen. Im Gegenzug wurden im Januar 2016 die von den USA, der UNO und der EU im Atomstreit verhängten Sanktionen aufgehoben. Die IAEA bestätigte, dass der

    Warnung vor Aufkündigung des Abkommens

    Die Mitunterzeichner Großbritannien, Frankreich und Deutschland ebenso wie Russland und China warnen vor einer Aufkündigung des Abkommens. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach sich allerdings jüngst dafür aus, das Abkommen durch Bestimmungen zu ergänzen, die dem Iran die Entwicklung ballistischer Raketen untersagen. mit afp

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