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Hintergrund: Kim hat keine Angst vor Trump

Hintergrund

Kim hat keine Angst vor Trump

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    Nordkoreas Diktator Kim Jong Un berät sich auf diesem Bild angeblich am Sonntag mit Funktionären der herrschenden kommunistischen Partei. Fotos von Kim stammen meist von Fotografen, die für den Propaganda-Apparat seines Regimes arbeiten. Das ist auch hier der Fall.
    Nordkoreas Diktator Kim Jong Un berät sich auf diesem Bild angeblich am Sonntag mit Funktionären der herrschenden kommunistischen Partei. Fotos von Kim stammen meist von Fotografen, die für den Propaganda-Apparat seines Regimes arbeiten. Das ist auch hier der Fall. Foto: KCNA via KNS, afp

    Kim Jong Un treibt die Konfrontation um seine Atom- und Raketentests auf die Spitze. Nicht nur die Supermacht USA und das Bruderland Südkorea, sondern auch den großen Nachbarn China bringt der junge Machthaber in ein Dilemma. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping ist nach Schilderungen schwer verärgert über die Provokation mit dem bisher größten Atomtest Nordkoreas und sieht sich in die Ecke gedrängt. „Wie es aussieht, will Nordkorea diese Krise auf einen Höhepunkt zutreiben“, sagte Professor Jin Qiangyi von der Yanbian Universität in der Grenzprovinz Jilin nahe Nordkorea.

    „Kim Jong Un will die USA und China zu einer strategischen Entscheidung zwingen“, glaubt der renommierte Nordkorea-Kenner. Zwar hatte US-Präsident Donald Trump mit „Feuer und Wut“ gedroht und redet von „militärischen Optionen“. „Aber werden sich die USA nach dem erfolgreichen Atomtest noch trauen? Würden sie das Risiko eingehen?“, fragte der Professor. „Wenn nicht, müssen die USA einen Schritt zurücktreten und versuchen, die Krise unter Kontrolle zu bringen.“ Genau das wolle Kim Jong Un erreichen.

    Vielleicht ist es dieses gefährliche Spiel, das die UN-Botschafterin der USA, Nikki Haley, meint, wenn sie sagt, dass Kim Jong Un „um Krieg bettelt“. Auf jeden Fall betreibt er eine „Politik am Rande des Abgrunds“, die auch China schwer in Bedrängnis bringt. Im UN-Sicherheitsrat fordern die USA „größtmögliche Sanktionen“, die auf eine Unterbrechung oder Drosselung chinesischer Öllieferungen zielen, was als letzte Waffe gilt. Auch könnten Nordkoreas Ausfuhren von Textilien und ein Verbot für Beschäftigung nordkoreanischer Gastarbeiter verhängt werden, die Pjöngjang wichtige Devisen bringen.

    China spielt eine Schlüsselrolle. 88 Prozent des nordkoreanischen Handels laufen über das große Nachbarland. Im Februar hatte China den Import von Kohle aus Nordkorea gestoppt, dann diesen Monat die bisher schärfsten UN-Sanktionen umgesetzt, die ein Drittel der Ausfuhren Nordkoreas stoppen sollen. Ein Ende oder eine Drosselung der Lieferung von Rohöl oder Ölprodukten von China wären besonders schmerzhaft.

    Aber trifft es die Richtigen? Nordkorea würde schnell die zivile Nutzung von Öl um rund 40 Prozent reduzieren, sodass vor allem die Bevölkerung getroffen würde, sagt das Nautilus Institut, ein US-Thinktank in Kalifornien, in einer Studie voraus. „Es wird wenig oder keine sofortigen Auswirkungen auf das Atom- und Raketenprogramm der Koreanischen Volksarmee haben.“ Auch nicht die Fähigkeit des Militärs, Krieg zu führen, da es Öl bunkere und sich ohnehin nur auf einen kurzen Konflikt einstelle.

    Doch die 25 Millionen Nordkoreaner könnten noch seltener Busse nehmen, hätten in ihren Haushalten weniger Strom oder Brennstoffe, heißt es in dem Bericht. Auch müssten die Menschen mehr Holz fällen, was die ohnehin schlimme Erosion noch verstärken würde. Es könnten weniger Pumpen betrieben werden, um Felder zu bewässern. Produktion und Transport von Nahrungsmitteln würden beeinträchtigt.

    Frühere Erfahrungen mit den Hungersnöten in Nordkorea zeigten, dass selbst diese tiefen Einschnitte „nicht zu sozialer Instabilität führen werden“, schreibt das Institut. Das Volk werde weiter „gehorchen und die Verknappung ertragen“. Aus diesen humanitären Gründen will auch China den Ölhahn nicht zudrehen.

    Die Krise bringt auch Südkoreas Präsidenten Moon Jae In in die Klemme. Der sozialliberale Politiker betont stets, neben solider Abschreckung müsse auch immer der Dialog mit Pjöngjang gesucht werden. Doch Kim Jong Un zeigte mit dem Atomtest einmal mehr, dass er an Verhandlungen nicht interessiert ist. Jetzt wird Moon im eigenen Land nicht nur wegen seiner Vision einer Rückkehr zur Annäherungspolitik der früheren liberalen Präsidenten angegriffen. Er sieht sich auch mit Forderungen der Konservativen nach der Wiederstationierung taktischer Atomwaffen der USA in Südkorea konfrontiert.

    Dass die Sanktionen Kim Jong Un von seinen Atomwaffen und Raketen abbringen und an den Verhandlungstisch zurückbringen könnten, ist fraglich. „Egal, wie sehr die USA drohen oder Sanktionen verhängen, es wirkt nicht“, sagte Professor Shi Yinhong von der Volksuniversität in Peking. Der Atomtest zeige nur, dass Kim Jong Un „die Entschlossenheit demonstrieren will“, ungeachtet der US-Drohungen seine Atomwaffen zu entwickeln. Nordkorea wolle Atommacht sein. (dpa)

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