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Hintergrund: Franziskus ermutigt die Christen in Ägypten

Hintergrund

Franziskus ermutigt die Christen in Ägypten

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    Höchste Sicherheitsstufe: Der Papst hielt vor rund 15000 Christen eine große Messe in einem Militärstadion in Kairo.
    Höchste Sicherheitsstufe: Der Papst hielt vor rund 15000 Christen eine große Messe in einem Militärstadion in Kairo. Foto: epd

    Drei Wochen nach den Terroranschlägen auf zwei koptische Kirchen spielt sich am Stadtrand von Kairo am Sonntag Außergewöhnliches ab: Rund 15000 Christen feiern in einem Militärstadion der Luftwaffe eine Messe mit Papst Franziskus. Zwei Kampfhubschrauber kreisen dicht über dem Areal, Gottesdienstbesucher mussten Handys an der Sicherheitskontrolle abgegeben. Draußen sichern hunderte Soldaten und Polizisten den Komplex weiträumig ab.

    Doch im Stadion ist die Stimmung gelöst: Kinder im goldglitzernden Pharaonen-Gewand begrüßen Franziskus, Tausende wedeln mit weiß-gelben Vatikanfähnchen und jubeln. Der Papst verurteilt in seiner Predigt Extremismus. Der einzig zulässige „Extremismus“ sei jener der Nächstenliebe, so Franziskus. Der Gottesdienst war der religiöse Höhepunkt der zweitägigen Ägyptenreise des Papstes. Ein Zeichen der Ermutigung und der Solidarität mit der bedrängten christlichen Minderheit im Land sollte die Feier sein.

    Sie ist der religiöse Höhepunkt eines 27-Stunden-Blitzbesuchs, bei dem auch die Politik eine wichtige Rolle spielt: Fundamentalismus missbrauche den Namen Gottes, um „unerhörte Blutbäder und unglaubliches Unrecht zu verüben“, sagte Franziskus bei einer Begegnung mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi. Jede Ideologie des Bösen und der Gewalt müsse zurückgewiesen werden, forderte der Papst bei seinem Besuch eindringlich. Ausdrücklich würdigte Franziskus die wiederholten Aufrufe Al-Sisis zu Toleranz und einem friedlichen Zusammenleben. Ägypten müsse als Wiege der drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam endlich aus der „langen Nacht des Leids“ aufwachen.

    Bei einer internationalen Friedenskonferenz an der Kairoer Al-Azhar-Universität hatte der Papst am ersten Tag seines Ägyptenbesuchs den Groß-Imam Ahmed al-Tayyeb umarmt. In seiner Rede vor den Konferenzteilnehmern sagte Franziskus am Freitag, Gewalt widerspreche authentischer Religiosität: „Als religiöse Verantwortungsträger sind wir aufgerufen, die Gewalt zu entlarven, die sich hinter einem vermeintlich sakralen Charakter verbirgt.“

    Bei einem Treffen mit dem Oberhaupt der Kopten, Papst Tawadros II., beschwor der Papst unter Hinweis auf Attentate auf deren Kirchen die „Ökumene des Blutes“, die Angehörige beider Konfessionen als Opfer von Verfolgung eine. „Erst kürzlich ist das unschuldige Blut wehrloser Gläubiger auf grausame Weise vergossen worden“, sagte Franziskus unter Anspielung auf die Anschläge vor drei Wochen auf koptische Kirchen, bei denen 46 Menschen getötet wurden.

    Die Christen in Ägypten rief Franziskus dazu auf, sich trotz widriger Umstände konstruktiv ins öffentliche Leben einzubringen. Sie sollten sich nicht entmutigen lassen und eine „positive Kraft“ im Land sein, sagte er in Kairo mit Blick auf die vielen Terrorattentate auf die christliche Minderheit in der jüngsten Vergangenheit. Bei einem Treffen mit Priestern und Ordensleuten rief er zum Abschluss seiner Visite in Kairo dazu auf, Hoffnung zu säen, Brücken zu bauen und Dialog zu suchen. (kna, epd)

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