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Hintergrund: Bischofskonferenz: Wie eine Symphonie

Hintergrund

Bischofskonferenz: Wie eine Symphonie

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    Viel zu besprechen haben der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, der Münsteraner Bischof Felix Genn und der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann (von links) bei der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda.
    Viel zu besprechen haben der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, der Münsteraner Bischof Felix Genn und der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann (von links) bei der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda. Foto: Foto: kna

    Der Vergleich stammt vom Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke. Die Bischofskonferenz (DBK), so erklärte er, sei wie eine Symphonie. „Dass da auch manchmal ein Klang ist, der der Auflösung bedarf, gehört dazu.“ Hanke sagte das kurz vor dem Besuch des Papstes in Deutschland. Da war die misstönende

    Der DBK-Vorsitzende, Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch, hatte angedeutet, dass „wir“ noch zu seinen Lebzeiten „in der Frage der wiederverheirateten Geschiedenen weiterkommen werden“. Ungewiss blieb, wen er mit „wir“ meinte. Joachim Kardinal Meisner, den Erzbischof von Köln, schloss dieses „wir“ jedenfalls nicht ein. Meisner wies Zollitschs Vorstoß scharf zurück und hatte dabei sogar den Apostolischen Nuntius in Deutschland, Jean-Claude Périsset, an seiner Seite: Mit einer Reform sei nicht zu rechnen. Wiederverheiratete Geschiedene leben aus Sicht der Kirche in einem Zustand der Sünde.

    Bischofskonferenz gibt sich harmonisch

    Etwas mehr als eine Woche nach dem Papstbesuch klingt die Symphonie namens Bischofskonferenz erst recht schräg. Kurioserweise, weil sie sich harmonisch gibt. – Und zwar in ihrer Ablehnung der Abschaffung der Kirchensteuer und weiterer Privilegien wie Religionsunterricht an staatlichen Schulen.

    In der Tat mutet es kurios an: Die Bischöfe wissen Bibeltexte auszulegen, mit der Auslegung der 17 Papst-Reden in Deutschland haben sie jedoch ihre liebe Not. Man darf gespannt sein, auf welche Interpretationen zu den verschiedenen Themen, die Benedikt XVI. angesprochen hat, sie sich bei ihrer Herbst-Vollversammlung in Fulda geeinigt haben. Sie geht heute mit einer Abschluss-Pressekonferenz zu Ende.

    Vor allem beschäftigte die Bischöfe Benedikts Begegnung mit engagierten Katholiken im Freiburger Konzerthaus. „Das missionarische Zeugnis der entweltlichten Kirche tritt klarer zutage. Die von materiellen und politischen Lasten und Privilegien befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein“, hatte er dort gesagt. „Die Säkularisierungen – sei es die Enteignung von Kirchengütern, sei es die Streichung von Privilegien“, hätten „jedes Mal eine tief greifende Entweltlichung der Kirche“ bedeutet. Es sei an der Zeit, „die Weltlichkeit der Kirche beherzt abzulegen“. Deutliche Worte. Oder doch nicht?

    Will der Papst die Kirchensteuer abschaffen?

    Sofort setzte eine mitunter hitzige Diskussion über das ein, was Benedikt gemeint haben könnte. Will er die Kirchensteuer abschaffen? Insbesondere konservative Katholiken sagen: Ja, genau das will er. Er will es seit Langem. Sie begrüßen es: Denn die Kirche sei durch die Steuer in eine Abhängigkeit vom Staat geraten. Zollitsch wiegelte – in seiner Funktion als DBK-Vorsitzender – schnell ab. Den Papst für die Abschaffung der Kirchensteuer in Anspruch zu nehmen, erschien ihm als „eher abwegig“.

    Innerhalb der DBK ringen liberale Bischöfe wie Zollitsch oder Karl Lehmann aus Mainz mit konservativen Bischöfen, die sich um Meisner gruppieren, um die Richtung, die die katholische Kirche ihrer Ansicht nach einschlagen soll. Darin liegt der Grund für die Misstöne. In der Frage der Kirchensteuer ist man sich allerdings einig: Sie soll bleiben. Erstens sei sie wesentlich für den Erhalt der Strukturen der Kirche sowie ihrer sozialen und karitativen Einrichtungen; zweitens führe ein Wegfall zum Machtverlust. Säkularisierungen als Mittel einer inneren Reform der Kirche, so formulierte es Lehmann in der FAZ allgemeiner, könnten „Anweisungen werden für jene“, die die Kirche „kleinkriegen“ und „grundlegend schwächen“ wollen. Die Steuereinnahmen der deutschen katholischen Kirche sind beachtlich. 2009 waren es über fünf Milliarden, 2010 knapp 4,8 Milliarden Euro.

    Dass solche Beträge nicht leicht, etwa durch Spenden, aufzubringen sind, war schon im 19. Jahrhundert klar: Die Kirchensteuer wurde auf staatliche Initiative als zusätzliche Hilfsquelle der Gemeinden in deutschen Ländern eingeführt und 1919 in der Weimarer Reichsverfassung verankert. Sie wird heute von den Finanz- oder Kirchensteuerämtern auf Grundlage der Einkommen- bzw. Lohnsteuer erhoben und den Kirche(n) zugeleitet. Innerhalb der katholischen Weltkirche stellt sie einen Sonderweg dar. In anderen Ländern erhält die Kirche oft staatliche Zuschüsse, muss sich in der Regel aber selbst finanzieren.

    Die DBK-Vollversammlung begann am Dienstag mit einem Gottesdienst, bei dem eine Komposition des Eichstätter Domkapellmeisters Christian Heiß uraufgeführt wurde. Die Bischöfe hatten sie dem Papst bei seiner Deutschland-Reise geschenkt. Es ist eine Vertonung von dessen Wahlspruch zur Priesterweihe: „Wir wollen ja nicht Herren über euren Glauben sein, sondern wir sind Helfer zu eurer Freude.“

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