Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Helmut Kohl zum 80.: Theo Waigel erinnert sich an bewegende Momente

Helmut Kohl zum 80.

Theo Waigel erinnert sich an bewegende Momente

    • |
    Rede von Helmut Kohl zum Abschied von Theo Waigel in Krumbach.
    Rede von Helmut Kohl zum Abschied von Theo Waigel in Krumbach. Foto: Archivbild: Wagner

    Herr Waigel, was waren Ihre schönsten Momente mit Helmut Kohl?

    Waigel: Ja mein Gott. Es gibt viele. Ich erzähle von den Bewegendsten.

    Gerne.

    Waigel: Beim Flug in den Kaukasus sind wir in einem Maisfeld gelandet.

    Sie meinen den Flug im Sommer 1990. Die Mauer war gefallen, der Zwei-plus-Vier-Prozess, der Deutschland von alliierten Siegerrechten befreien sollte, lief bereits. Gorbatschow und Kohl ebneten damals in einem Jagdhaus den Weg zur deutschen Einheit.

    Waigel: Genau. Nach der Landung überreichten Landarbeiter und Landarbeiterinnen Gorbatschow Brot und Salz. Der sowjetische Staatschef streute das Salz auf das Brot und reichte es an Kohl als Gastgeschenk weiter. Der machte ein Kreuz darauf und erklärte, das habe seine Mutter auch immer so gemacht. Ich werde diese bewegende Szene nie vergessen.

    An was erinnern Sie sich noch?

    Waigel: Zur Hochzeit mit meiner Frau Irene ist Helmut Kohl extra mit seiner Frau Hannelore nach Seeg angereist. Es war ein Ausdruck persönlicher Verbundenheit. Kohl brachte damals die ganze Hochzeitstafel durcheinander. Er gruppierte nur Leute um seinen Platz, die er mochte. Auch an seine Besuche in Oberrohr, Ursberg und Krumbach erinnere ich mich gerne.

    Was war für Sie persönlich das wichtigste Ereignis mit Kohl?

    Waigel: Ein Flug von Bonn nach Leipheim im März 1989. Auf dem Flugplatz fragte mich Kohl, ob ich in sein Kabinett eintreten wolle.

    Und was antworteten Sie?

    Waigel: Dass ich mir das erst einige Tage überlegen müsse.

    Was gab es da überhaupt noch lange zu überlegen?

    Waigel: Naja, die Lage der Regierung war nicht rosig. Die Union stand in Umfragen bei 32 Prozent.

    Warum haben Sie dann zugesagt?

    Waigel: Ich wollte die anstehenden Wahlen nicht verlieren. Es war notwendig, dass die CSU ihr ganzes Gewicht in die Waagschale wirft. Im Gegensatz zu manchen meiner Nachfolger traute ich mir zu, das Blatt zu wenden.

    Wie schätzen Sie die historische Bedeutung Kohls ein?

    Waigel: Ohne Zweifel wird er der Kanzler der deutschen Einheit bleiben. Und er war der entscheidende Wegbereiter der europäischen Integration. Dass die deutsche Einheit so gelang, war eine überragende und geniale Leistung Helmut Kohls. Das war kein Naturschicksal, sondern musste hart erarbeitet werden.

    Wie geht es Kohl gesundheitlich?

    Waigel: Er hat sich von seiner jüngsten Operation ganz gut erholt. Trotzdem wird er den Geburtstag bei sich zu Hause in Oggersheim verbringen. Im Mai soll in Ludwigsburg eine große Feier sein, bei der auch Bundeskanzlerin Angela Merkel sprechen wird.

    Was werden Sie ihm schenken?

    Waigel: Ich schenke ihm eine Einladung im Frühsommer auf eine Allgäuer Alpe.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden