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Hells Angels: Rockerclubs haben offenbar beste Verbindungen zur Polizei

Hells Angels

Rockerclubs haben offenbar beste Verbindungen zur Polizei

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    Mehrere Mitglieder der Berliner Bandidos sind zu den verfeindeten Hells Angels übergelaufen. Foto: Bernd Krause/Archiv dpa
    Mehrere Mitglieder der Berliner Bandidos sind zu den verfeindeten Hells Angels übergelaufen. Foto: Bernd Krause/Archiv dpa

    Nach Razzien in mehreren Städten wächst der Druck auf kriminelle Rockerclubs in Deutschland. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will ein generelles Verbot prüfen. Voraussetzung dafür ist eine bundesweite Organisationsstruktur der Clubs. Hinweise darauf mehrten sich zuletzt. "Sollte das der Fall sein, gibt es kein Ermessen mehr, sondern die Pflicht des Bundes, entsprechend auf Bundesebene Verbote auszusprechen", sagte Friedrich am Freitag zum Abschluss der Innenministerkonferenz in Göhren-Lebbin (Mecklenburg-Vorpommern).

    Brisante Verstrickungen zwischen Polizei und Rockern

    Unterdessen werden brisante Verstrickungen zwischen Rockern und Behörden immer deutlicher. Berlins Polizeivizechefin Margarete Koppers räumte in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa ein, dass Verräter in den eigenen Reihen schon seit längerem ein Problem seien. Ähnliche Fälle wurden auch bei Ermittlungen gegen die Hells Angels in Kiel bekannt.

    Noch bevor in der Hauptstadt das Verbot einer Gruppe der Hells Angels durchgesetzt werden konnte, hatte der Club offenbar davon erfahren und sich kurzerhand selbst aufgelöst. Um überhaupt Beweise sicherstellen zu können, musste die Polizei früher als geplant zuschlagen.

    Das sind die bekanntesten Rockerbanden

    Die Bandidos wurden 1966 in Houston, Texas, durch Donald Eugene Chambers gegründet. Ein mexikanischer Bandit („Bandido“) mit großer Machete und einem Revolver ist das Symbol der Gruppe. Die Bandidos sind in Deutschland neben den Hells Angels der größte Rockerclub. Beide ringen mit extremer Brutalität um Macht- und Einflusszonen.

    Die Hells Angels gibt es seit 1948. Die Gruppe wurde im US-Bundesstaat Kalifornien gegründet. Weltweit erkennt man den Totenkopf mit Flügeln als das Erkennungszeichen der Engel. Der Name der Gruppe geht ursprünglich auf den Titel eines Films aus dem Jahr 1930 zurück. Der Streifen handelt von Flugpionieren der Royal Flying Corps im Ersten Weltkrieg. Im norddeutschen Raum formierte sich Ende der sechziger Jahre eine Rocker-Gruppe, die 1973 zur erste Gebietsvertretung der Hells Angels in Deutschland wurde. 1999 trat der bis dahin bedeutendste deutsche Motorradclub, die „Bones“, zu den Engeln über.

    Die Outlaws gibt es bereits seit 1935. Der Club wurde in einer Bar an der legendären Route 66 gegründet. Damals unter dem Namen "Mc Cook Outlaws Motorcycle Club." Weltweit verfügen die Outlaws über 280 Chapter (Ortsgruppen).

    Der Gremium MC (MC für Motorcycle Club) ist der größte deutsche Motorradclub. Er ist der einzige große Rockerclub deutschen Ursprungs, der sich keinem internationalen Club, wie den Hells Angels, Bandidos oder den Outlaws, angeschlossen hat. Der Club wurde 1972 in Mannheim gegründet.

    Die Sons of Silence sind ein Motorradclub, der zu den Outlaw Motorcycle Gangs zählt. Die Gruppe gehört zu den fünf größten Clubs der Vereinigten Staaten. Die Sons of Silence wurden um 1966 in Niwot Colorado gegründet. Die erste Gruppe außerhalb der Vereinigten Staaten wurde 1998 im Großraum München eröffnet. Das Logo ist ein Weißkopfseeadler, das Wappentier der Vereinigten Staaten, vor einem riesigen „A“.

    Inzwischen sucht die Fachdienststelle für Polizeidelikte unter Hochdruck den "Maulwurf". Bislang müsse sie davon ausgehen, dass der Informant aus den Reihen der Polizei stamme, sagte Koppers. "Das ist ein Phänomen, mit dem wir es immer wieder bei größeren Einsätzen zu tun haben."

    Die amtierende Polizeipräsidentin schließt zudem nicht aus, dass auch künftig ähnliche Pannen passieren können. "Ein vollkommen sicheres System wird es leider nicht geben." Jedoch werde nun der Umgang mit geheimen Informationen auf den Prüfstand gestellt.

    Wowereit gibt Medien Teilschuld

    Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gibt den Medien eine Teilschuld für das Durchsickern geheimer Informationen.  Auf die Frage nach seinem Vertrauen in die Berliner Polizei und ob Informationen, die nach außen gehen, gestoppt werden müssten, sagte er der Nachrichtenagentur dpa: "Das gilt auch für die Presse, die immer versucht, Informationen zu bekommen, bevor sie an die Öffentlichkeit gehen sollten." Es müsste kritisch hinterfragt werden, ob Veröffentlichungen von Spiegel Online und anderen Medien angemessen waren.

    Der Berliner CDU-Innenexperte Peter Trapp rechnet nach dem Verbot der Hells Angels MC Berlin City und deren Unterstützergruppe MG 81 damit, dass die Rocker dagegen juristisch vorgehen werden. "Es geht um Geld und sichergestellte Motorräder", sagte Trapp. Nach Angaben der Polizei ist ein Einspruch bislang nicht eingegangen. Dafür haben die Rocker noch bis Ende Juni Zeit.

    Das Verbot bedeute nicht das Ende der Ermittlungen gegen einzelne Bandenmitglieder, sagte Polizeisprecher Stefan Redlich. "Nun wird in normalen Einzelverfahren weiter gegen die Rocker ermittelt." Wann es erste Anklagen geben könnte, konnte er nicht sagen. "Nun ist akribische Polizeiarbeit gefragt."

    In den vergangenen Tagen war die Polizei in mehreren Städten mit großangelegten Aktionen gegen Rockerclubs vorgegangen. Es gab Razzien in Berlin und Potsdam. Davor ging die Polizei mit rund 1200 Beamten gegen Rocker in Norddeutschland vor.

    Rockergruppe Satudarah will In NRW Fuß fassen

    Auch in Nordrhein-Westfalen ist die Rockerszene in Bewegung. Die große holländische Rockergruppe Satudarah will dort Fuß fassen. An diesem Wochenende soll die Gründung des ersten

    Nach Angaben von Ermittlern verdichten sich die Hinweise auf bundesweite Rockerstrukturen. Auch die Aussage eines Kronzeugen vor einem Kieler Gericht spricht dafür. Demnach soll der Chef der Hells Angels in Hannover, Frank Hanebuth, eine führende Rolle bei der Rockerbande in Deutschland spielen und etwa der Ermordung eines Türken in Kiel zugestimmt haben. Hanebuth hat die Darstellung zurückgewiesen. Die Leiche ist bislang nicht gefunden worden.

    Der Kieler Innenminister Klaus Schlie (CDU) bewertetet die Ermittlungen als Erfolg. "So weit waren wir noch nie", sagte er den "Kieler Nachrichten". Die Fahnder seien tief in die kriminellen Strukturen eingedrungen und hätten erhebliche Querverbindungen aufgedeckt, bis hin zu Korruptionsfällen in den Behörden.

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