Bücher kommen in die Welt und die Welt ist nicht mehr, was sie war. Das hat einst der Schriftsteller Salman Rushdie geschrieben und dann als ein Beispiel für solche Bücher die Harry-Potter-Romane von Joanne K. Rowling genannt. Dies nur mal so vorneweg, um zu zeigen, wie auch namhafte Kollegen ganz verzaubert scheinen, wenn von Rowlings Potter-Saga die Rede ist.
Aber er hat ja recht. Die Welt ist nicht mehr, was sie war, seit 1997 der erste Band um den Zauberlehrling erschien. Nicht einmal der altehrwürdige Bahnhof King’s Cross: Dort gibt es nun ein Schild, das auf die Plattform „9 3/4“ hinweist, von der in den Romanen der Hogwarts-Express abfährt, und ständig stehen Kinder und Erwachsene vor einer Installation Schlange, die so aussieht, als würde ein Gepäckwagen wie von Zauberhand in der Mauer verschwinden. Nur so als Beispiel.
Und Joanne K. Rowling? Ist natürlich auch nicht mehr die, die sie war, bevor ihre Bücher in die Welt kamen. Nicht mehr junge, alleinerziehende Mutter mit Sozialhilfeanspruch, die sich zum Schreiben in Cafés flüchtete, weil es da so schön warm war. Sondern Auflagen-Multi-Millionärin, die Millionen auch in ihre Wohltätigkeitsorganisation Lumos steckt, mittlerweile unter dem Pseudonym Robert Galbraith gut rezensierte Krimis für Erwachsene schreibt, in Edinburg mit Mann und drei Kindern ein bürgerliches Leben führt und sich in diesem Jahr nur einmal echten Ärger mit einigen ihrer Fans einhandelte: Da sprach sich die Wahl-Schottin gegen die schottische Unabhängigkeit aus.
Wird Joanne K. Rowling einen achten Harry Potter-Teil schreiben?
Bücher kommen in die Welt und die Welt ist nicht mehr, was sie war: Wer hielt sich schon vor 1997 eine Eule als Haustier? Welches Kind wäre freiwillig mit dämlichem Spitzhut und Zauberstab zum Faschingsfest gegangen? Und gab es davor eigentlich schon einmal ein Buch, für das die Leser den ganzen Abend über vor Buchhandlungen campierten, bis die dann um Mitternacht öffneten? So groß ist die Liebe der Fans und der Geschäftssinn von Joanne K. Rowling, dass unter der Website pottermore der einstige Zauberlehrling weiterlebt. Als sie im vergangenen Jahr den Fans dort in einer Kurzgeschichte ein Wiedersehen mit Harry und seinen Freunden bescherte, alle nun erfolgreiche Thirtysomethings, soll die Website unter dem Ansturm erst einmal zusammengebrochen sein. Die Frage, die ihr vermutlich am häufigsten gestellt wird: Ob es nicht doch einen achten Teil der Potter-Saga geben wird? Da antwortet Rowling meist ausweichend: „Ich habe das Gefühl, ich habe Harrys Geschichte abgeschlossen. Aber ich habe immer gesagt, dass ich nicht sagen werde, dass ich es definitiv nicht mache.“ Ein Drehbuch für einen neuen Film hat sie jedenfalls schon verfasst, der Held ist ein aus dem Potter-Universum bekannter Schriftsteller. Auch die magische Welt dreht sich eben weiter, auch dort vergeht die Zeit.
Am Freitag wird Joanne K. Rowling 50. Und ihr Held Harry Potter 35. Herzlichen Glückwunsch den beiden!