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Hanoi: Bringt der Trump-Kim-Gipfel die nukleare Abrüstung?

Hanoi

Bringt der Trump-Kim-Gipfel die nukleare Abrüstung?

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    "Willkommen": Ein Banner mit Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump hängt in Hanoi.
    "Willkommen": Ein Banner mit Kim Jong Un und US-Präsident Donald Trump hängt in Hanoi. Foto: Kyodo, dpa

    Acht Monate nach ihrem historischen Gipfel in Singapur wollen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un bei ihrem zweiten Treffen in Hanoi über einen Fahrplan für Frieden und Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel sprechen. Kim traf mit seinem kugelsicheren grünen Sonderzug am Dienstag als erster in Vietnam ein, während der US-Präsident mit Zwischenstationen zum Auftanken in Großbritannien und Katar nach

    Bei dem Gipfel am Mittwoch und Donnerstag in Vietnams Hauptstadt dreht sich alles um vertrauensbildende Maßnahmen, einen möglichen Fahrplan auf dem Weg zu einer "Denuklearisierung" Nordkoreas und etwaige Gegenleistungen der USA wie eine Lockerung der Sanktionen. 

    Kim fuhr etwa 4000 Kilometer mit dem Zug

    Nach seiner rund 4000 Kilometer langen Fahrt in seinem Luxuszug stieg Kim am Morgen in der Stadt Dong Dang an der Grenze zwischen Vietnam und China in seinen Mercedes S600 Pulmann Guard um und fuhr weiter nach Hanoi. Zweieinhalb Stunden nach der Ankunft an der Grenze traf der Autokonvoi am Melia Hotel in der Hauptstadt ein. Ein massives Aufgebot von Sicherheitskräften riegelte die Straßen ab. Auch mehrere gepanzerte Fahrzeuge mit Maschinengewehren waren zu sehen. 

    Nordkorea hatte sich jahrelang geweigert, trotz Warnungen und Sanktionen des UN-Sicherheitsrats die Tests mit ballistischen Raketen und Atomversuche zu unterlassen. Ballistische Raketen sind Boden-Boden-Raketen, die biologische, chemische und atomare Sprengköpfe befördern können.

    Das Ziel Pjöngjangs, das der Regierung in Washington jahrzehntelang eine feindselige Politik vorgeworfen hat, war es stets, eine Interkontinentalrakete zu entwickeln, die die USA erreichen kann. Nach eigenen Angaben verfügt das Land mittlerweile über solche Raketen, die demnach der Selbstverteidigung dienen sollen.

    Die USA und ihre asiatischen Alliierten fühlen sich durch Nordkoreas Atom- und Raketenprogramme bedroht. Trump und die Führung in Pjöngjang hatten sich 2017 gegenseitig mit scharfen Drohungen überzogen, die weltweit Ängste vor einem Krieg auslösten.

    Am Mittwochabend treffen sich Kim und Trump

    Nach der Ankunft am Abend in Hanoi wollte Trump am Mittwoch zunächst den Präsidenten und den Ministerpräsidenten des Gastgeberlandes Vietnam treffen. Die erste Zusammenkunft Trumps mit Kim ist nach Angaben des Weißen Hauses erst für Mittwochabend geplant. Nach einem kurzen Gespräch zur Begrüßung wollten beide Staatsmänner zum Abendessen zusammenkommen. Am Donnerstag wird der Gipfel fortgesetzt.

    Bei der Ankunft an Vietnams Grenze wurden Kim und seine Delegation am Bahnhof von dem mächtigen vietnamesischen Propaganda-Chef und Politbüromitglied Von Van Thuong empfangen. Freundlich winkte Kim in die Kameras und bestieg seine lange Mercedes-Limousine. Zwölf hochgewachsene nordkoreanische Leibwächter liefen neben dem Wagen, als er anrollte, und sprangen dann in dahinter fahrende Jeeps.  

    In Kims Begleitung sind seine einflussreiche Schwester Kim Yo Jong, die wie seine Stabschefin fungiert, und sein oberster Unterhändler, der berüchtigte frühere Geheimdienstchef Kim Yong Chol. Nordkoreas Machthaber legte den Rest der Reise über 160 Kilometer nach Hanoi mit dem Auto zurück, weil die Bahnstrecke nicht für - die von nordkoreanischer Seite aus Sicherheitsgründen geforderte - Geschwindigkeit von 60 Stundenkilometern ausgelegt ist, wie vietnamesische Medien berichteten. 

    Über die möglichen Gipfelergebnisse wird viel spekuliert. Denkbar wäre, dass beide Staatsmänner den Koreakrieg (1950-53) für beendet erklären. Es wäre allerdings nur ein erster, symbolischer Schritt auf dem Weg zu einem Friedensvertrag, denn der Krieg wurde nur mit einem Waffenstillstand beendet. Ob sich Nordkorea tatsächlich zur bereits angebotenen Schließung seines wichtigen Atomkomplexes Yongbyon verpflichtet, muss sich zeigen. Dafür verlangt Kim allerdings "korrespondierende" Gegenleistungen der USA.

    US-Außenminister Mike Pompeo nannte den Gipfel eine "wichtige Gelegenheit", um auf den Ergebnissen des ersten Treffens in Singapur aufzubauen. Pompeo sprach von verbesserten Beziehungen, dauerhaftem Frieden und "vollständiger Denuklearisierung" - also der atomaren Abrüstung Nordkoreas. Aus dem Weißen Haus hatte es aber geheißen, es gebe bislang kein gemeinsames Verständnis mit der nordkoreanischen Seite darüber, "was Denuklearisierung ist".

    Trump stellt Kim wirtschaftliche Entwicklung in Aussicht

    In Singapur hatte Kim seine grundsätzliche Bereitschaft zur "vollständigen Denuklearisierung" erklärt. Es gab aber keine konkreten Zusagen, bis wann Nordkorea sein Atomwaffen- und Raketenarsenal abrüsten will. Trump stellt dem verarmten, unter den strengen Sanktionen leidenden Land im Gegenzug für die Abrüstung nicht näher definierte Sicherheitsgarantien und wirtschaftliche Entwicklung in Aussicht.

    Vor seiner Abreise dämpfte Trump die Erwartungen auf einen Durchbruch beim Gipfel. "Was passieren wird? Ich kann es Ihnen nicht sagen", sagte Trump am Sonntag vor US-Gouverneuren. Er gehe davon aus, dass der Gipfel "zu etwas sehr Gutem führen" werde, vielleicht werde das aber auch nicht der Fall sein. Er betonte die "sehr, sehr gute Beziehung", die er zu Kim entwickelt habe. "Wir werden sehen, was das bedeutet. Aber er (Kim) hatte noch nie eine Beziehung zu irgendwem aus diesem Land, und er hatte nirgendwo viele Beziehungen." 

    Trump sagte erneut, bei der atomaren Abrüstung Nordkoreas dränge die Zeit nicht, solange Kim auf Raketen- und Atomwaffentests verzichte. "Ich bin nicht in Eile", sagte er. "Solange es keine Tests gibt, sind wir glücklich." Trump betonte, die USA hätten Nordkorea bislang keine Zugeständnisse gemacht. "Wir haben nichts aufgegeben." Die Sanktionen gegen Nordkorea seien weiter in Kraft. Auf Twitter schrieb Trump am Montag, er freue sich auf einen "sehr produktiven Gipfel".   (dpa)

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