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Hadsch: 717 Pilger sterben bei Massenpanik in Mekka

Hadsch

717 Pilger sterben bei Massenpanik in Mekka

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    Die Menschen waren auf dem Weg nach Mekka.
    Die Menschen waren auf dem Weg nach Mekka. Foto:  Amel Pain (dpa)

    Die schlimmste Katastrophe während der islamischen Mekka-Wallfahrt seit einem Vierteljahrhundert hat mindestens 717 Pilger in den Tod gerissen. Bei der Massenpanik seien außerdem 863 Gläubige in dem Ort Mina verletzt worden, meldete die saudische Zivilverteidigung am Donnerstag. Es ist das schwerste Unglück bei Massenveranstaltungen weltweit in den vergangenen zehn Jahren. Zahlreiche Staatschefs sprachen ihr Beileid aus.  

    Warum das Unglück trotz Milliarden-Investitionen der saudischen Behörden in ein Sicherheitskonzept geschehen konnte, war zunächst unklar. Die Zivilverteidigung erklärte, am Donnerstagmorgen sei es an einer Kreuzung in Mina nahe Mekka zu einem Stau gekommen. Dann sei eine Massenpanik ausgebrochen. Bilder zeigten, wie die Opfer im weißen Pilgergewand auf Liegen versorgt und weggetragen wurden. Auf einem Amateurvideo waren Leichen zu sehen, die auf der Erde lagen. 

    Die Opfer stammen aus vielen Ländern

    Die Opfer kommen aus unterschiedlichen Nationen. Nach Angaben saudischer Medien machten sich in diesem Jahr mehr als zwei Millionen Menschen auf die Pilgerfahrt nach Mekka, darunter fast 1,4 Millionen aus anderen Ländern. Das saudi-arabische Mekka ist die heiligste Stadt des Islams, dort wurde der Prophet Mohammed geboren. In Mina ziehen die Gläubigen am dritten Tag der Wallfahrt zu einer fünfstöckigen Fußgängerbrücke, wo sie Steine auf Säulen werfen, die den Teufel symbolisieren. 

    Nach einem schweren Unglück im Jahr 2006 hatte es mehrere Umbauten gegeben, die für einen reibungslosen Strom der Pilger sorgen und einen Massenandrang verhindern sollten. Damals waren bei einer Massenpanik mehr als 350 Gläubige zu Tode getrampelt worden. Deswegen werden die Pilger nun eigentlich so geleitet, dass sich ihre Wege nicht mehr kreuzen.

    Der saudische Gesundheitsminister Khaled al-Falih machte am Donnerstag Pilger für die Massenpanik verantwortlich. Einige von ihnen hätten sich nicht an die vorgegebene Aufteilung der Pilgergruppen gehalten und die Anweisungen missachtet.

    Immer wieder Tragödien in Mekka

    Tragödien überschatten immer wieder Pilgerfahrten nach Mekka. Ein Überblick:

    Dezember 1975: In einer der Zeltsiedlungen für Pilger verursacht eine explodierende Gasflasche einen Großbrand. Dabei sterben 200 Menschen.

    20. November 1979: Einige hundert saudiarabische Oppositionelle verbarrikadieren sich in der Großen Moschee von Mekka und nehmen dutzende Pilger als Geiseln. Bei der gewaltsamen Befreiung zwei Wochen später werden 153 Menschen getötet.

    31. Juli 1987: Saudiarabische Ordnungskräfte gehen gegen eine unerlaubte Demonstration iranischer Pilger vor. Bei den Zusammenstößen sterben 402 Menschen.

    2. Juli 1990: In einem Fußgängertunnel, der ins Mina-Tal führt, ersticken 1426 Pilger. Offenbar löste ein Ausfall der Belüftungsanlage eine Panik aus.

    24. Mai 1994: 270 Pilger werden bei einer Massenpanik während der symbolischen Teufelssteinigung in Mina zu Tode gedrückt.

    9. April 1998: Im dichten Gedränge bei der symbolischen Steinigung des Satans in Mina sterben 118 Pilger. Mehr als 180 Menschen werden verletzt.

    1. Februar 2004: 251 Menschen sterben in einem Gedränge in Mina am ersten Tag der symbolischen Teufelssteinigung.

    12. Januar 2006: Bei einer Massenpanik während der symbolischen Steinigung des Teufels in Mina werden 364 Gläubige getötet

    11. September 2015: Beim Sturz eines Baukrans auf einen Innenhof der Großen Moschee von Mekka werden wenige Tage vor Beginn der Hadsch 107 Menschen getötet und etwa 400 weitere verletzt.

    24. September 2015: Bei einer Massenpanik am Rande der symbolischen Teufelssteinigung in Mina werden mehr als 700 Menschen getötet und über 800 weitere verletzt.

    Viele Politiker zeigten sich bestürzt. Aus Deutschland kondolierten Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD). "Ich bin erschüttert", sagte Steinmeier. "Dem saudischen Volk, allen Pilgern, die sich auf den Weg nach Mekka gemacht haben und insbesondere den Familien der Opfer, die von einem solch schrecklichen Schicksalsschlag getroffen werden, gilt mein tiefes Mitgefühl." 

    Auch der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und Kremlchef Wladimir Putin sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus. Großbritanniens Premierminister David Cameron schrieb auf Twitter: "Ich bin in Gedanken und Gebeten bei den Familien derer, die auf der Pilgerreise getötet wurden." Schätzungen zufolge reisen etwa 25 000 Briten jährlich nach Mekka. Dem Londoner Außenministerium zufolge ist noch unklar, ob Briten ums Leben gekommen sind. 

    Die USA drückten den Familien der Toten ihr tiefstes Beileid aus. "Wir trauern mit über den tragischen Verlust dieser gläubigen Pilger", teilte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der

    Iran gibt Saudi-Arabien Mitschuld an Unglück in Mekka

    Der Iran gab Saudi-Arabien die Mitschuld an dem Unglück. "Die Saudis haben ohne Grund einen Teil der Route der Pilger blockiert, was zu dem Andrang und letztendlich auch der Tragödie führte", sagte der Leiter des Auswärtigen Ausschusses im Parlament. Der schiitische

    Der Hadsch gehört zu den fünf Säulen des Islam. Jeder gläubige Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, soll einmal in seinem Leben nach Mekka pilgern.

    Immer wieder kommt es während der Wallfahrt zu Unglücken. Erst wenige Tage vor Beginn des diesjährigen Hadsch starben mehr als 100 Menschen, als ein Kran bei einem schweren Unwetter auf die Große Moschee stürzte. Nach Angaben des deutschen Herstellers Liebherr war die Baumaschine nicht ausreichend gesichert. Beim bislang schwersten Unglück in Mekka waren im Jahr 1990 bei einem tödlichen Gedränge mehr als 1400 Menschen ums Leben gekommen.  dpa/AZ

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