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Grüne: Parteitag: Trost für Claudia Roth erwartet

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Parteitag: Trost für Claudia Roth erwartet

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    Grünenchefin Claudia Roth: Besseres Wahlergebnis als 2010?
    Grünenchefin Claudia Roth: Besseres Wahlergebnis als 2010? Foto: Kay Nietfeld/ dpa

    79,3 Prozent: Allzu hoch hängt die Latte nicht, an der Claudia Roth gemessen wird. Mit 79,3 Prozent der Stimmen wurde die gebürtige Ulmerin vor zwei Jahren auf dem Parteitag in Freiburg in ihrem Amt als Vorsitzende der Grünen bestätigt, ihr Mitvorsitzender Cem Özdemir brachte es auf 88,5 Prozent. Wenn die 820 Delegierten der Grünen am heutigen Freitag in Hannover erneut zum

    Ein Rücktritt der Chefin hätte die Grünen getroffen

    Der Grund dafür ist, so paradox es klingt, ihre schwere Niederlage bei der Urwahl um die Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl, bei der Roth lediglich 26 Prozent der Stimmen erhielt. Kurz erwog Roth sogar, als Konsequenz dieses Debakels als Chefin aufzuhören, doch nach einem überwältigenden Zuspruch durch die Basis warf die 57-jährige frühere Dramaturgin und Musikmanagerin ihre Rückzugspläne über Bord. Ein Rücktritt Roths hätte die Partei ein Jahr vor der

    Das ist Claudia Roth

    Claudia Roth erblickte am 15. Mai 1955 im schwäbischen Ulm das Licht der Welt. Sie wuchs in der Nähe von Memmingen als Tochter einer Lehrerin und eines Zahnarztes auf. Die linksliberale Gesinnung der Eltern hatte erheblichen Einfluss auf ihren Werdegang.

    Nach dem Abitur studierte sie für zwei Semester Theaterwissenschaft in München. Das Landestheater Schwaben stellte sie 1975 als Dramaturgin ein. Anschließend arbeitete Claudia Roth für das städtische Theater in Dortmund und für das Kinder- und Jugendtheater in Unna.

    In Dortmund lernte sie die Kult-Band "Ton, Steine, Scherben" um Frontman Rio Reiser kennen. Von 1982 bis 1985 war Claudia Roth die Managerin der Gruppe. Gleichzeitig lebte sie zusammen mit den Musikern in der Scherben-Kommune in Schleswig-Holstein.

    Schon als Jugendliche engagierte sich Claudia Roth bei den Jungdemokraten. 1985 begann ihre Laufbahn bei den Grünen. Über die taz suchte die Bundestagsfraktion eine Pressesprecherin. Claudia Roth bewarb sich erfolgreich und behielt die Position bis 1989. Anschließend wurde sie ins Europaparlament gewählt.

    In Brüssel setzte sie sich vor allem für die Wahrung der Menschenrechte ein. Insbesondere versuchte sie die Lage der kurdischen Minderheit in der Türkei zu verbessern. Aber auch die Gleichstellung Homosexueller war für Claudia Roth ein zentrales Anliegen.

    1998 wurde Claudia Roth in den Bundestag gewählt. Bis 2001 stand sie dem neu gegründeten Ausschuss für humanitäre Hilfe und Menschenrechte vor. Anschließend übernahm sie für knapp zwei Jahre den Parteivorsitz.

    Nachdem 2003 eine Lockerung der strikten Trennung von Amt und Mandat beschlossen wurde, kandidierte Claudia Roth 2004 erneut für den Parteivorsitz. Sie konnte die Wahl für sich entscheiden und wurde seither immer wieder im Amt bestätigt.

    2004 wurde sie für ihr Engagement als Beauftragte für humanitäre Hilfe und Menschenrechte mit dem Ritterorden der französischen Ehrenlegion ausgezeichnet.

    Claudia Roth ist außerdem Sprecherin des DFB-Umweltbeirates. 2010 hat sie sich erfolgreich für eine klimafaire FIFA Frauen-WM eingesetzt.

    2013 gibt Claudia Roth nach der Wahl ihr Amt als Parteivorsitzende ab und ist seither als Bundestags-Vizepräsidentin in der Politik aktiv.

    So bleibt auch nach dem Parteitag alles beim Alten. Roth und Özdemir treten wieder an, Gegenkandidaten gibt es nicht. Kampfkandidaturen sind hingegen bei den Wahlen zum Parteirat zu erwarten, dem höchsten Gremium zwischen den Parteitagen, um die 13 freien Plätze bemühen sich 16 Kandidaten, unter ihnen auch die frisch gekürte Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt.

    Der linke Flügel will Hartz-IV auf 474 Euro erhöhen

    Ein reiner Wohlfühl-Parteitag dürfte es trotzdem nicht werden. Inhaltlich erwartet die Parteispitze lebhafte Debatten, zumal in Hannover bereits die programmatischen Weichen für die Bundestagswahlen im Herbst gestellt werden sollen. So wollen die Grünen unter anderem ihr Profil in der Sozialpolitik schärfen und sich für eine Reform der Hartz-Regelungen starkmachen. Ein entsprechender Antrag des Bundesvorstands, der unter anderem eine Erhöhung des Regelsatzes auf 420 Euro im Monat vorsieht, geht allerdings vielen Mitgliedern nicht weit genug. So fordert der traditionell linke Berliner Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg einen Regelsatz von 474 Euro pro Monat. Und Sven Lehmann, der Parteichef von Nordrhein-Westfalen, verlangt, dass die Sozialleistungen künftig komplett sanktionsfrei ausbezahlt werden. Tunlichst vermeiden will die Parteiführung hingegen Debatten über ein schwarz-grünes Bündnis auf Bundesebene.

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