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Großbritannien: Nigel Farage - der nächste Exit nach dem Brexit

Großbritannien

Nigel Farage - der nächste Exit nach dem Brexit

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    Nigel Farage gibt den Vorsitz der EU-feindlichen Partei Ukip auf.
    Nigel Farage gibt den Vorsitz der EU-feindlichen Partei Ukip auf. Foto: dpa SEAN DEMPSEY

    Der erfolgreiche Brexit löst ein großes Stühlerücken in Großbritanniens Politikbetrieb aus. Den nächsten Abgang legte gestern Nigel Farage hin. Schon zu Beginn seiner Rede spürten die Journalisten eine gewisse Spannung im Saal. Alles deutete darauf hin, dass gleich eine wichtige Nachricht verkündet werden würde. Denn der größte EU-Feind des Königreichs las von einem Manuskript ab. Das ist ungewöhnlich, weil Farage in der Regel frei spricht. „Es war eine sehr lange Reise, nicht immer eine leichte, aber meistens eine ungemein spaßige“, setzte der 52-Jährige an. Dann gab er seinen Rücktritt als Vorsitzender der Unabhängigkeitspartei Ukip bekannt. „Während der Kampagne habe ich gesagt: Ich will mein Land zurück“, so Farage. „Jetzt will ich mein Leben zurück.“ Der Sieg des „Leave“-Lagers bei dem Referendum bedeute, „dass sich meine politischen Ziele erfüllt haben“.

    Seit 1999 sitzt Farage für Ukip im Europäischen Parlament. Dort stänkerte er gegen alles, was einen EU-Stempel trug. Zunächst nahm ihn auf der Insel kaum jemand ernst, vielmehr wurde er als Witzfigur belächelt. Doch vor allem bei jenen Briten, die sich von der Globalisierung abgehängt fühlen, kam Farage an. Er präsentierte sich gerne mit Dauergrinsen im Gesicht und Bier in der Hand im Pub als Mann aus dem gemeinen Volk. Die Briten störten sich offenbar nicht daran, dass Farage gerne den Abstand zu seiner Wählerklientel wahrt, wenn keine Fotografen zugegen sind.

    Farage wollte von den vielen Versprechen nichts mehr wissen

    Nach dem Brexit-Votum rief er triumphierend den „Unabhängigkeitstag“ aus und nannte es einen „Sieg der anständigen Leute“. Von den vielen Versprechen, die er den Menschen im Vorfeld des Referendums gemacht hatte, wollte er kaum mehr etwas wissen. Statt mit einem konkreten Plan für die Zukunft aufzuwarten, herrschte Schweigen. Die Kritik kam gestern dann auch sofort. Er stehle sich, wie zuvor schon Cameron und Boris Johnson, der überraschend doch nicht für den konservativen Parteivorsitz kandidiert, aus der Verantwortung und mache „sich aus dem Staub, wenn es brenzlig wird“, schrieb eine Kommentatorin. Farages Wahlkampf war schmutzig und polemisch. Aber er war neben Johnson, dem Ex-Bürgermeister Londons, und Justizminister Michael Gove Gesicht und Stimme der Brexiteers. Dabei wurde ihm immer wieder Fremdenfeindlichkeit vorgeworfen. Als sicher gilt: Ohne den Druck seiner Partei hätte Cameron das Referendum wohl nie versprochen.

    Und was macht Farage in Zukunft? Er will andere Unabhängigkeitsbewegungen unterstützen. „Ich bin sicher, dass wir nicht das letzte Land sind, das die EU verlässt.“

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