Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Großbritannien: Krise in Großbritannien: Jetzt liefert die Armee das Benzin

Großbritannien

Krise in Großbritannien: Jetzt liefert die Armee das Benzin

    • |
    Jeder Tropfen ist begehrt - auch wenn es nur ein Kanister voll Benzin ist. Die Treibstoffkrise an den britischen Tankstelle geht weiter. Jetzt sollen Soldaten mit Lastwagenführerschein Abhilfe schaffen.
    Jeder Tropfen ist begehrt - auch wenn es nur ein Kanister voll Benzin ist. Die Treibstoffkrise an den britischen Tankstelle geht weiter. Jetzt sollen Soldaten mit Lastwagenführerschein Abhilfe schaffen. Foto: Frank Augstein, AFP, dpa

    Es ist ein wolkenverhangener Morgen in Manchester, als sich Premierminister Boris Johnson zum Auftakt des Parteitags der Konservativen in einerBBC-Talkshow als starker Macher präsentieren will. Doch der Versuch scheitert, zumindest während des Interviews. Der Moderator konfrontiert ihn damit, dass wegen des Mangels an Arbeitern bald 120.000 Schweine auf den Höfen getötet werden müssen, statt im Schlachthaus zu landen: „Haben sie schon einen Plan, wie sie damit umgehen wollen?“, will er von dem Premier wissen. „Warten wir mal ab“, wiegelt dieser ab.

    Abwarten, das macht die britische Regierung nun schon seit einer ganzen Weile. Und das, obwohl diese schon seit Monaten von der drohenden Krise durch den Mangel an Arbeitskräften auf der Insel infolge des Brexits gewusst haben muss. „Die Regierung kannte die Probleme, die auf sie zukommen werden. Experten und Berater haben schließlich immer wieder darauf hingewiesen“, sagt Christopher Desira, Anwalt und Experte für Einwanderungsrecht aus London. „Doch sie haben womöglich einfach gehofft, dass es nicht so schlimm wird wie befürchtet.“

    Auch die Lebensmittelbranche in Großbritannien ist von dem Mangel an Arbeitskräften betroffen

    Für den Fall, dass dies tatsächlich die stille Hoffnung war, hat sie sich nicht erfüllt. Denn der Mangel an Arbeitern führt nun schon seit Wochen zu Problemen in der Lebensmittelbranche, der Landwirtschaft sowie der Fleischindustrie. Aufgrund des Mangels an Lkw-Fahrern dauert auch die Benzinkrise im Land weiter an. Seit Montag sind 100 Wagen und Fahrer der Armee im Einsatz, um das gefragte Gut an die Zapfsäulen im Land zu bringen.

    Premierminister Boris Johnson auf dem Parteitag der Konservativen. Der Tory-Politiker bestreitet, dass die Engpässe etwas mit dem Brexit zu tun haben.
    Premierminister Boris Johnson auf dem Parteitag der Konservativen. Der Tory-Politiker bestreitet, dass die Engpässe etwas mit dem Brexit zu tun haben. Foto: Peter Byrne, Wire, dpa

    Wer denkt, dass sich all dies negativ auf die Popularität von Boris Johnson auswirken müsste, der täuscht sich. Die letzten Umfragen zeigen einen klaren Vorsprung der Tories vor der Opposition von Labour. 39 Prozent der Briten sprechen sich nach wie vor für den 57-Jährigen und seine Partei aus. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die Tories schlicht leugnen, dass die Probleme überhaupt etwas mit dem Brexit zu tun haben. So sagte Boris Johnson: „In Europa gibt es ja auch zu wenige Lkw-Fahrer. Das Problem ist also nicht neu. Es existiert seit Jahren.“ Überdies wird die Opposition dafür verantwortlich gemacht, dass die Tories angesichts der Krise weiterhin recht gut dastehen.

    Labour-Chef Starmer forderte, 100.000 Migranten als Lastwagenfahrer ins Land zu lassen

    Zuletzt sorgte eine Aussage von Labour-Vorsitzendem Keir Starmer für Aufwind für die Tories. Dieser forderte, dass 100.000 Migranten ins Land gelassen werden sollen, um als Lastwagenfahrer zu arbeiten. Die Konservativen griffen den Vorschlag auf und behaupteten, dass die Labour-Partei dafür stehe, Jobs an Einwanderer auszulagern, wohingegen die Tories dafür sorgen würden, diese für Briten attraktiver zu machen. Johnson sagte am Montag: „Als die Wähler für den Brexit gestimmt haben, haben sie sich gegen niedrige Löhne entschieden und auch dagegen, dass wir auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen sind.“ Und: „Was wir jetzt brauchen, ist eine bessere Bezahlung für die Menschen.“

    Insbesondere Menschen in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit haben für den Brexit gestimmt. Doch die erhofften Lohnerhöhungen würden auch deutlich höhere Kosten für die Unternehmen bedeuten. Die Folge: Die Preise für Lebensmittel und Waren würden noch weiter steigen – und das trifft dann wieder diejenigen, die ohnehin nicht viel besitzen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden