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Großbritannien: Kann Theresa May die Wahl doch noch verlieren?

Großbritannien

Kann Theresa May die Wahl doch noch verlieren?

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    Die Tories von Premierministerin Theresa May liegen nach einer Umfrage des britischen ORB-Instituts lediglich sechs Prozentpunkte vor Labour.
    Die Tories von Premierministerin Theresa May liegen nach einer Umfrage des britischen ORB-Instituts lediglich sechs Prozentpunkte vor Labour. Foto: Geert Vanden Wijngaert (dpa)

    Es darf davon ausgegangen werden, dass hinter der Türen von Nummer zehn in Downing Street bereits alles für den Erdrutschsieg vorbereitet war. Premierministerin Theresa May erwartete für den 8. Juni nichts anderes als eine überwältigende Mehrheit, als sie im April überraschend Parlamentsneuwahlen ausrief. Monatelang hatte sie betont, keine vorgezogene Abstimmung abhalten zu wollen, dann die Kehrtwendung.

    Doch die Versuchung war geradezu übermächtig, als dass May ihr hätte widerstehen können. Sämtliche Meinungsforschungsinstitute ermittelten einen riesigen Vorsprung vor der oppositionellen Labour-Partei, die sich auf dem Weg der Selbstzerstörung befand. Ganze 24 Prozentpunkte sahen sie May in Führung vor den Sozialdemokraten unter Jeremy Corbyn. Die Wahl, sie galt als „unverlierbar“. Und May wollte sich so ein Mandat verschaffen und die knappe Mehrheit im Parlament ausbauen, um eine freie Hand für die Brexit-Verhandlungen zu haben.

    Theresa May wird nervös

    Gut eine Woche vor der Abstimmung hat sich die Situation geändert. Im Zirkel der Tories herrscht Nervosität, denn der Vorsprung schmilzt dahin, wie mehrere Umfragen am Wochenende ergaben. Das liegt zum einen am konservativen Wahlprogramm, laut dem unter anderem Rentner der Mittelklasse stärker zur Kasse gebeten werden sollen. Zum anderen am schlechten Wahlkampf, der extrem auf die Person May zugeschnitten ist.

    Aber auch der schreckliche Terroranschlag in Manchester, bei dem ein Selbstmordattentäter am Montag vergangener Woche 22 Menschen tötete, schadet offenbar den Konservativen. Zwar hatten die Parteien die Kampagnen für wenige Tage ausgesetzt, doch schon am Wochenende begannen alle Seiten, den Anschlag zu instrumentalisieren. Gleichzeitig warfen sie genau das einander vor. Das Problem für die Tories: Die Innenministerin, die in ihrer sechsjährigen Amtszeit tausende Polizeistellen strich, hieß ausgerechnet Theresa May.

    Am Montag stellten sich Corbyn und die Premierministerin im Fernsehen erst Fragen der Wähler, danach eines Moderators. Nicht zusammen, sondern nacheinander. Einen direkten Schlagabtausch hatte May abgelehnt. Der Grund war schnell erkennbar: Wie bereits seit Wochen präsentierte sie sich als „schlechte Wahlkämpferin“, wie etliche Beobachter auf Twitter anmerkten. Sie wirkte „nervös und wackelig“. Zwar hielt sie sich mit ihrem Dauer-Slogan, das Land brauche eine „starke und stabile Führung“ zurück, doch auch mit konkreten Inhalten. Als ein Polizist im Publikum nach den „verheerenden“ Stellenstreichungen fragte, kam sie ins Straucheln. Nur beim Thema Brexit konnte sie punkten.

    Corbyn wirkte zur Überraschung zahlreicher Zuschauer souverän, witzig und überzeugend. Er lenkte die Aufmerksamkeit auf innenpolitische Angelegenheiten und weg vom Brexit. Investitionen in Bildung und Erziehung, in das Gesundheitssystem und in die Polizei – es sind diese Themen, mit denen Labour die Aufholjagd begann und fortsetzen will.

    Doch auch wenn die Labour-Partei aufholt: Es ist unwahrscheinlich, dass die Konservativen am 8. Juni verlieren. Doch der erhoffte historische Sieg für Theresa May wird es wohl auch nicht werden.

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