Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Großbritannien: Experten bestätigen: Skripals wurden mit Nervengas Nowitschok vergiftet

Großbritannien

Experten bestätigen: Skripals wurden mit Nervengas Nowitschok vergiftet

    • |
    Er sieht seinen Verdacht gegen Russland bestätigt: Der britische Außenminister Boris Johnson.
    Er sieht seinen Verdacht gegen Russland bestätigt: Der britische Außenminister Boris Johnson. Foto: Virginia Mayo/AP, dpa

    Es klang beinahe Erleichterung aus dem Statement von Boris Johnson: Die Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) habe den Wissenschaftlern im Vereinigten Königreich recht gegeben, wiederholte der britische Außenminister das, was kurz zuvor in dem Bericht in Den Haag öffentlich wurde.

    Nach einer Untersuchung der Blutproben des russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter Julia könnten „die Ergebnisse Großbritanniens in Bezug auf die Identität der toxischen Chemikalie“ bestätigt werden, hieß es in dem Kurzreport der OPCW – auch wenn dieser weder den Namen der Substanz nennt noch auf die Herkunft des Kampfstoffes eingeht. Immerhin, er sei von hoher Reinheit.

    Anfang April hatten Experten auf der Insel festgestellt, dass die Skripals mit dem Nervengas Nowitschok vergiftet wurden. Der Anschlag führte zu solch einer schweren diplomatischen Krise zwischen Russland und dem Westen, dass London die unabhängigen Chemiewaffenexperten der OPCW bat, ebenfalls in dem Fall zu ermitteln.

    Ein Erfolg für die britischen Behörden

    Der Report ist ein Erfolg für die britischen Behörden, die keinen Zweifel daran lassen, wen sie für den Anschlag Anfang März im südenglischen Salisbury verantwortlich machen müssen: „Nur Russland hat die Mittel, das Motiv und die Erfahrung“, betonte Außenminister Johnson am Donnerstag abermals die Sicht der britischen Regierung. Das hoch toxische Nervengift der Nowitschok-Gruppe war in der früheren Sowjetunion hergestellt worden. Und so forderte der Chefdiplomat gestern den Kreml erneut auf, „Antworten zu liefern“.

    Angesichts des eskalierenden Streits hatte Premierministerin Theresa May bereits vor Wochen Sanktionen gegen Russland verhängt und unter anderem 23 Diplomaten ausgewiesen. Verbündete Staaten wie Frankreich, die USA und Deutschland folgten ihrem Beispiel. Als Reaktion schickte Moskau seinerseits ebenfalls Vertreter westlicher Staaten nach Hause. Der Kreml weist die Vorwürfe der Verwicklung in den Anschlag vehement zurück, antwortete zudem mit viel Spott auf die Anschuldigungen und nannte die Strafmaßnahmen eine „beispiellose grobe Provokation“.

    Erst vergangene Woche lud der russische Botschafter in London, Alexander Jakowenko, in seine Residenz zu einer Pressekonferenz, die reichlich Erstaunen auf der Insel auslöste. Trotz gegenteiliger Aussagen von damaligen russischen Entwicklern des Nervengases, behauptete Jakowenko, sein Land habe nie Nowitschok produziert, geschweige denn besessen oder gelagert.

    Julia Skipal leidet weiterhin unter den Folgen des Nervengases

    Am Dienstagabend meldete sich dann erneut Julia Skripal, die anders als der 66-jährige Ex-Spion mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen wurde, in einer über Scotland Yard verbreiteten Stellungnahme zu Wort. Ihr gehe es zwar besser, aber sie leide weiterhin „unter den Folgen des Nervengases, das gegen uns eingesetzt wurde“. Ihr Vater sei „immer noch schwer krank“. Der russischen Botschaft, die „freundlicherweise“ ihre Unterstützung angeboten hätte, erteilte sie eine Absage: Vorerst wolle sie deren konsularische Hilfe nicht und bat zudem ihre Cousine Viktoria, sie nicht zu kontaktieren oder in Großbritannien zu besuchen. „Ihre Meinungen und Behauptungen sind nicht meine und auch nicht die meines Vaters“, so die 33-jährige Julia, deren derzeitiger Aufenthaltsort geheim gehalten wird.

    Viktoria Skripal spielte in den vergangenen Wochen eine undurchsichtige Rolle. So hatte sie beispielsweise mehrere Auftritte in russischen Medien, in denen sie unter anderem die Angaben Großbritanniens anzweifelte und meinte, ihre Verwandten seien Opfer einer Fischvergiftung geworden. Zudem klagte sie darüber, dass ihr Antrag auf ein Besuchervisum vom britischen Innenministerium abgelehnt worden war. Daraufhin gab die Behörde bekannt, Viktoria Skripal habe die Einreisebestimmungen nicht erfüllt.

    Die britische Regierung berief für Mittwoch nächster Woche ein Treffen des Exekutivrats der OPCW ein, um über das weitere Vorgehen zu beraten. „Im Interesse der Transparenz und weil wir, im Gegensatz zu den Russen, nichts zu verbergen haben“, habe man bei der OPCW um eine Veröffentlichung der Zusammenfassung gebeten, sagte Außenminister Boris Johnson am Donnerstag in gewohnt provokativer Manier. Man werde sich zusammen mit seinen Verbündeten unermüdlich dafür einsetzen, den „grotesken Einsatz von Waffen dieser Art auszumerzen“. London hat außerdem eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats zu dem Fall beantragt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden