Es gibt vieles von der Weltklimakonferenz zu berichten: Da ging es um Milliardeninvestitionen in die Wälder, um Weltführer, die versprachen, die CO2-Emissionen zu senken, und Greta Thunberg, die rebellische Gesänge anführte. Doch es waren andere Nachrichten von der COP26 in Glasgow, die besonders für Wirbel sorgten. Die Tatsache nämlich, dass Premierminister Boris Johnson dort nicht nur zeitweise keine Maske trug und dann mit einem Privatjet von Glasgow zurück nach London flog, statt sich vier Stunden in einen Zug zu setzen.
In der Hauptstadt angekommen, löste der 57-Jährige dann noch einen viel größeren Skandal aus – indem er einen der Korruption verdächtigten Abgeordneten vor einer Bestrafung schützen wollte und damit, so sagen Beobachter, nicht nur an den Grundfesten der Demokratie rüttelte, sondern auch seine eigene Partei gegen sich aufbrachte. Der Skandal kam ins Rollen, nachdem Boris Johnson konservative Abgeordnete dazu aufgerufen hatte, gegen die 30-tägige Suspendierung eines in Korruptionsvorwürfe verwickelten früheren Ministers zu stimmen – entgegen der Empfehlung eines unabhängigen Ausschusses.
Bei dem früheren Minister handelt es sich um Owen Paterson. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, gegen Lobby-Regeln verstoßen zu haben, indem er sich von zwei Unternehmen für Beratungstätigkeiten bezahlen ließ – rund 500.000 Pfund. Darüber hinaus wollten die Tories ein neues Komitee zur Kontrolle von Fehlverhalten im Parlament einrichten, welches mehrheitlich von ihnen selbst besetzt sein sollte.
Der Sturm der Entrüstung auf die unverblümte Ansage durch Boris Johnson gegen die Suspendierung Owen Patersons zu stimmen, ließ nicht lange auf sich warten – auch aus den eigenen Reihen der konservativen Partei. Derart unter Druck legte Johnson schließlich eine Kehrtwende hin. Die Abgeordneten sollen nun „so schnell wie möglich“ erneut über die Suspendierung Patersons abstimmen können, hieß es gestern.
Klimaschutz und Kurzstreckenflug - für Johnson kein Problem
Er signalisierte außerdem, dass er auch von dem Vorhaben einen Ausschuss unter dem Vorsitz eines konservativen Abgeordneten einzurichten, absehen wird. Tatsächlich ist dies nur eine von vielen Episoden, in denen Johnson kurzfristig seine Meinung änderte. Denn für ihn war es aber auch kein Widerspruch, erst zu betonen, wie wichtig der Schutz des Klimas ist, um danach einen Kurzstreckenflug anzutreten.