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GroKo: Olaf Scholz: Der Mann ohne Hausmacht soll nach Berlin

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Olaf Scholz: Der Mann ohne Hausmacht soll nach Berlin

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    Hamburgs Oberbürgermeister Olaf Scholz soll in der neuen Regierung Bundesfinanzminister werden. Auch als Vizekanzler wird er gehandelt.
    Hamburgs Oberbürgermeister Olaf Scholz soll in der neuen Regierung Bundesfinanzminister werden. Auch als Vizekanzler wird er gehandelt. Foto: Christian Charisius, dpa

    Auf die Frage, wie lange er noch in Hamburg regieren wolle, hatte Olaf Scholz bisher stets eine eingängige Antwort parat. Erst waren es die Olympischen Spiele, die er im Sommer 2024 unbedingt als Bürgermeister eröffnen wollte – bis ihm seine Stadt mit einem Volksentscheid gegen Olympia einen Strich durch die Rechnung machte. Dann war es der

    Olaf Scholz soll nach Berlin wechseln - als Finanzminister und Vizekanzler

    So gesehen kann Scholz also ruhigen Gewissens als Finanzminister und Vizekanzler nach Berlin wechseln – mit Olympia und dem Fußball wird das so schnell ja nichts mehr in seiner Heimatstadt. Tatsächlich, sagen sie in Hamburg, fühle der 59-Jährige sich schon länger zu Höherem berufen. Nur trauen mochte er sich bislang nicht. Die Chance, beim Parteitag im Dezember den angeschlagenen Vorsitzenden Martin Schulz herauszufordern, ließ er ungenutzt, wohl auch, weil er sich seiner Sache nicht sicher sein konnte. Menschen wie Olaf Scholz, solide, aber auch ein wenig spröde Handwerker der Macht, haben es in einer so emotionalen Partei wie der SPD schwer. Sie werden geschätzt, aber nicht geliebt. Als er noch Generalsekretär war, hatte der gelernte Jurist wegen seiner monotonen Sprechweise daher schnell seinen Spitznamen weg: "Scholzomat".

    Dafür, dass er keine Hausmacht in seiner Partei hat, hat Scholz es trotzdem erstaunlich weit gebracht in der SPD. Zwei Jahre Bundesminister für Arbeit und Soziales, sieben Jahre Bürgermeister, seit acht Jahren stellvertretender Parteivorsitzender: Während die Bundes-SPD von Wahl zu Wahl an Boden verlor, lieferte er in Hamburg Ergebnisse, wie man sie nur noch von der CSU kennt –einmal 48,5 Prozent, einmal 45,6 Prozent. "Wer bei mir Führung bestellt", hat er einmal gesagt, "der muss wissen, dass er sie dann auch bekommt."

    Schon von Hamburg aus hat er immer einen Blick nach Berlin geworfen

    Ehrgeizig und selbstbewusst, wie er ist, hat Scholz auch von Hamburg aus immer einen Blick nach Berlin geworfen. Er hat für die SPD die Verhandlungen über einen neuen Länderfinanzausgleich geführt und mit der Union den finanziellen Spielraum für eine weitere Große Koalition ausgelotet. Schon da, sagt einer, der dabei war, habe der Sohn eines Textilkaufmanns gelegentlich wie der nächste Finanzminister geklungen: bestimmt, detailversessen, hanseatisch-kühl. Dass er im Sommer vergangenen Jahres nach den Krawallen beim G20-Gipfel schon auf der politischen Abschussliste stand? Geschenkt. Die Politik ist ein schnelllebiges Geschäft, das wissen wenige besser als Olaf Scholz selbst.

    Der Wechsel nach Berlin, der sich jetzt abzeichnet, hat für Scholz auch noch einen sehr persönlichen Vorteil: Er spart Zeit und Strecke. Seine Frau Britta Ernst ist seit September Bildungsministerin im benachbarten Brandenburg.

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