An der griechisch-türkischen Grenze droht die nächste neue Migrationskrise. Sobald die Corona-Epidemie vorbei sei, würden die Migranten versuchen, die Grenze zu überqueren, kündigte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu laut staatlicher Nachrichtenagentur Anadolu an. Ende Februar hatte Staatschef Recep Tayyip Erdogan versucht, eine Welle von "Millionen" Migranten nach Europa auszulösen, um von der EU neue Finanzhilfen zur Versorgung der Flüchtlinge zu bekommen. In Bussen wurden Migranten an die Grenze gebracht. Erdogans Plan ging nicht auf, weil Griechenland seine Grenze verteidigte. Es kam zu Auseinandersetzungen zwischen Migranten und der griechischen Grenzpolizei. Zwei Migranten sollen durch Schüsse getötet worden sein. Schließlich brachte die Türkei die Migranten zurück ins Landesinnere – offiziell wegen Corona. Bereits damals kündigten türkische Politiker eine neue Belagerung an, sobald man die Corona-Gefahr im Griff habe.
Türkische Kampfjets überfliegen griechische Inseln
Jetzt kommt es zu neuen Spannungen: Türkische Kommandos besetzten eine Insel im Grenzfluss Evros, um zu verhindern, dass griechische Pioniere dort einen Grenzzaun bauen. Nach griechischer Darstellung gehört die Insel, die nur bei Niedrigwasser aus dem Fluss auftaucht, zu Griechenland. Das türkische Außenministerium wirft dagegen den Griechen vor, der Bau des Sperrzauns sei eine Grenzverletzung.
Auch in der Ägäis, wo die beiden verfeindeten Nato-Partner seit Jahrzehnten über Grenzverlauf und Hoheitsrechte streiten, gibt es neue Reibereien: Türkische Kampfflugzeuge überfliegen immer wieder griechische Inseln wie Lesbos, Chios, Limnos, Patmos. An einem Tag soll es 15 solcher Überflüge gegeben haben. Zwei Schnellboote der türkischen Küstenwache bedrängten ein Patrouillenboot der EU-Grenzschutzagentur Frontex. Der griechische Verteidigungsminister Nikos Panagiotopoulos warf der türkischen Küstenwache vor, sie riskiere mit ihren gefährlichen Manövern einen "Unglücksfall". Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar warf seinerseits Griechenland "sehr ernste Provokationen" vor.
Lesen Sie dazu auch:
Flüchtlingskrise: Schwere Niederlage für Osteuropäer
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.