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Glosse: Trump und Kim in Vietnam - ein Gipfel mit gewissen Vorzeichen

Glosse

Trump und Kim in Vietnam - ein Gipfel mit gewissen Vorzeichen

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    Kim Jong Un und Donald Trump beim Gipfel in Vietnam.
    Kim Jong Un und Donald Trump beim Gipfel in Vietnam. Foto: Host Broadcast, dpa

    Der Fansipan ist ein wahrhaft majestätischer Berg - sein Gipfel streckt sich 3143 Meter in den Himmel Vietnams und ist damit die höchste Erhebung des Landes. Das Tourismusministerium rät Besteigungswilligen, Vorsicht walten zu lassen. Auf dem Gipfel könne es stürmisch sein und der Weg dahin sei oft sehr neblig. Wanderer können sich rasch verirren, gar abstürzen. Diese Wetterphänomene können spontan auftreten, ohne ersichtlichen Grund. Und genau so schnell verziehen sie sich wieder.

    In Vietnam ist seit diesem Mittwoch ein weiterer Gipfel zu sehen, der so viel bedeutender ist als der Fansipan und doch ganz klein: US-Präsident Donald Trump trifft auf den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un. Ein Treffen der Giganten - hier der gewichtige Trump, dort der gewiefte Kim. Da bleibt kein Platz für andere Politiker, Multilateralismus ist bei diesen Brüdern im Geiste wenig angesagt. So sagte Trump im Vorfeld, er hoffe auf "großartige Dinge" bei diesem Gipfel. Leider enden die Ähnlichkeiten zwischen Vietnams höchsten Berg und dem Kleptokratentreffen nicht beim Namen.

    Ein aufmerksamer Beobachter Trumps weiß, seine Wege sind nicht nur unergründlich - oftmals sind sie auch stürmisch und voll spontan erscheinender Abzweigungen. Eben noch droht er Nordkorea mit der atomaren Vernichtung, schon bezeichnet er Kim als seinen Freund. Auch Kim weiß mit Sicherheit um die Unsicherheit im Umgang mit Old-Twitterhand.

    Doch hat der Diktator das Schicksal auf seiner Seite: Schließlich kann sich die Familie Kim auf den höchsten Berg Nordkoreas, den Paektusan, als mystifizierte Legitimation der eigenen Herrschaft verlassen. Auch dieser Gipfel bietet vor allem unbeständiges Wetter. Kim Jong Un darf daher als Gipfel-Gebieter gelten, während Donald Trump wohl schon länger keinen Fuß mehr in ein Gebirge gesetzt hat.

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