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Glosse: BER eröffnet: Endlich allet jut am Berliner Fluchhafen?

Glosse

BER eröffnet: Endlich allet jut am Berliner Fluchhafen?

Michael Stifter
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    Am Samstag soll hier der erste Flieger landen.
    Am Samstag soll hier der erste Flieger landen. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Wenn uns dieses Jahr eines gelehrt hat, dann das: Man kann sich auf nichts mehr verlassen. Sie wissen schon, Corona, Trump und so. Abgesehen vom unumstößlichen Umstand, dass der FC Bayern München wie jedes Jahr Deutscher Meister wird, schien eigentlich nur eines über jeden Zweifel erhaben: Das mit dem Berliner Flughafen, das wird eh wieder nichts.

    Irgendwie haben wir diese unendliche Geschichte ja auch lieb gewonnen in all den Jahren, in denen immer neue Eröffnungstermine genannt und wieder abgesagt wurden. Der Mensch braucht Konstanten im Leben. Rituale. Doch nicht einmal die sind uns mehr vergönnt. Denn, wir trauen es uns kaum noch zu schreiben: Der Pannen-Airport BER ist in Betrieb gegangen. Mit neun Jahren Verspätung, nach sechs geplatzten Anläufen und dreimal so teuer wie geplant. Aber was soll’s – Grund genug, um ein bisschen sentimental zu werden.

    Wissen Sie noch: die Rolltreppen, die zu kurz kamen?

    Erinnern wir uns an die legendären Rolltreppen, die zu kurz kamen, weil irgendjemand mal kurz nicht aufgepasst hat. An die Plastik-Dübel, die im Falle eines Brandes dahingeschmolzen wären wie die Fans von Robbie Williams, wenn er „Angels“ singt. An das „ewige Licht“, das immer leuchtet, weil es keinen Schalter gab. An den unterirdischen Geisterbahnhof, durch den fahrgastlose Züge rauschen mussten – um wenigstens für Durchzug zu sorgen und damit Schimmel zu vermeiden. Oder an die 750 Monitore, auf denen so lange Flüge angezeigt wurden, die es nicht gab, bis die Dinger noch vor der offiziellen Inbetriebnahme erschöpft den Geist aufgaben und ersetzt werden mussten.

    Bayerische Stammtische sind um einen Aufreger ärmer

    Gerade bayerische Wirtshäuser wären ohne all diese Anekdoten um viele bierselige Stammtischabende ärmer gewesen, die zuverlässig in die rhetorische Frage (inklusive der unvermeidbaren Antwort) mündeten: „Und wer zahlt’s? Mia!“ Länderfinanzausgleich – müssen wir mehr sagen? Prost! Wie gut, dass wenigstens der Scheuer Andi ein Machtwort gesprochen hat. „Ich akzeptiere es nicht, wenn die Welt über diese Baustelle lacht“, sagte der Verkehrsminister. Hat bei seiner tschechischen Doktorarbeit und der Ausländer-Maut ja auch schon gut geklappt.

    Engelbert Lütke Daldrup hat das Pannenprojekt gerettet.
    Engelbert Lütke Daldrup hat das Pannenprojekt gerettet. Foto: dpa

    Am Ende sorgte ein Mann, der eher nach Einstecktuch und Zweireiher mit Goldknöpfen klingt als nach geschmolzenen Dübeln, dafür, dass jetzt doch noch allet jut ist am verfluchten Flughafen: Engelbert Lütke Daldrup. „Wir werden einfach aufmachen“, sagt der Flughafenchef, ganz ohne Party. Gibt schließlich auch keinen Grund zum Abheben: Nur zwei Tage, nachdem am neuen Airport endlich die ersten Flieger starten, fährt sich Deutschland coronabedingt herunter. Doch das hat auch etwas Gutes: Die Frage, ob der BER schon bei seiner Eröffnung eigentlich zu klein ist, wird angesichts minimierter Passierzahlen erst einmal niemand stellen.

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