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Gleichberechtigung: EU beschließt Frauenquote in Aufsichtsräten

Gleichberechtigung

EU beschließt Frauenquote in Aufsichtsräten

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    Angela Merkel, die Frau an der Spitze, sagt Nein zur Frauenquote.
    Angela Merkel, die Frau an der Spitze, sagt Nein zur Frauenquote. Foto: Thierry Roge/ Archiv/ dpa

    Die EU-Kommission will mit einer Quote dafür sorgen, dass die Führungsetagen von Unternehmen mit mehr Frauen besetzt werden. Nach monatelangem Streit auch mit der Bundesregierung kündigte EU-Grundrechte-Kommissarin Viviane Reding am Mittwoch an, dass bis 2020 börsennotierte Unternehmen 40 Prozent ihrer Aufsichtsratsposten an weibliche Kräfte vergeben müssen. Bei Betrieben, an denen der Staat beteiligt ist, soll die Regelung bereits zwei Jahre früher umgesetzt werden.

    „Das ist ein historischer Tag für die Gleichberechtigung“, erklärte die Kommissarin bei der Vorstellung ihres Pakets in Brüssel. Doch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnt eine europäische Regelung strikt ab. „Wir sind der Meinung: Das muss auf nationaler Ebene geregelt werden“, sagten Regierungssprecher Steffen Seibert und Familienministerin Kristina Schröder (

    „Wir brauchen beide Geschlechter im Boot, um Fortschritte zu erreichen“, hatte Reding zuvor in Brüssel gesagt. Von der Neuregelung wären in Deutschland rund 700 Firmen betroffen, EU-weit sind es etwa 5000. Sollten sie die Quote nicht beachten, sind „wirksame und abschreckende Sanktionen“ vorgesehen. Die Höhe sowie die Vollstreckung der Geldbußen bleiben aber den Mitgliedstaaten vorbehalten.

    Bei der Quote sind viele Ausnahmen vorgesehen

    Um die „ideologische Diskussion endlich zu beenden“ (Reding), ist vorgesehen, dass bei gleicher Qualifikation zweier Bewerber das unterrepräsentierte Geschlecht den Vorzug bekommt – das sind in aller Regel Frauen. Ausnahmen gibt es für Unternehmen, die weniger als zehn Prozent weibliche Angestellte haben. Auch Firmen mit weniger als 50 Millionen Euro Jahresumsatz und weniger als 250 Beschäftigten sind nicht betroffen. Außerdem kann Brüssel Erfolg versprechende Modelle einiger Mitgliedstaaten ersatzweise genehmigen, sodass diese fortgeführt werden können.

    Familienministerin Schröder erklärte, die von Brüssel favorisierte Lösung passe nicht zur deutschen Situation, wo Mitglieder von Aufsichtsräten gewählt und benannt würden. Scharfe Kritik gab es auch, weil die Kommission Vorstände nicht mit einer Quote belegen will.

    In Brüssel werden die Chancen für den Vorschlag angesichts massiver Widerstände als eher gering eingeschätzt – zumindest seien weitgehende Nachbesserungen nötig. Dabei konnte Reding auf eine Studie verweisen, wonach die Verkaufserfolge von Firmen um bis zu 42 Prozent steigen, wenn Frauen mit an der Spitze stehen.

    Doch derzeit sind in Europa nur 13,7 Prozent der Aufsichtsratsposten (Deutschland: 15,6 Prozent) in weiblicher Hand.

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