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Gipfeldiplomatie: Im Gespräch bleiben

Gipfeldiplomatie

Im Gespräch bleiben

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    Fast so etwas wie eine angedeutete Umarmung: Die Stimmung zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump war nicht so frostig wie beim letzten Treffen der beiden.
    Fast so etwas wie eine angedeutete Umarmung: Die Stimmung zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump war nicht so frostig wie beim letzten Treffen der beiden. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Ein fester Händedruck, ein Hauch von einem Lächeln – willkommen in Deutschland. Wenn Angela Merkel und Donald Trump ein Problem miteinander haben, so zeigen sie es zumindest nicht. Als die Kanzlerin den US-Präsidenten am Donnerstagabend vor ihrem Hotel begrüßt, scheint die Chemie zwischen den wichtigsten Teilnehmern dieses Gipfels wieder halbwegs zu stimmen. Bei ihrer letzten Begegnung, dem Treffen der großen Industrienationen im italienischen Taormina, ging es jedenfalls deutlich frostiger zu. Nun versucht Trump gar, sie kurz in den Arm zu nehmen. Die Kanzlerin aber ist ihm schon entschlossenen Schrittes enteilt.

    Was die beiden genau miteinander bereden, bleibt unklar an diesem Abend. Über „außenpolitische Brennpunkte“ habe man gesprochen, lässt die Kanzlerin ausrichten. Nordkorea. Die Ukraine. Die Lage im Mittleren Osten. Ein bisschen ging es wohl auch um das Klimaabkommen, das Trump so spektakulär aufgekündigt hat. In jedem Fall dauert das Treffen länger als geplant, nämlich gut eine Stunde. Auch die beiden Außenminister, Sigmar Gabriel und Rex Tillerson, sowie Trumps Tochter Ivanka und ihr Ehemann Jared Kushner sitzen mit am Tisch. Gabriel sagt danach, das Treffen sei „schon freundlich und aufgeschlossen“ verlaufen. Bei den außenpolitischen Themen habe es viele Gemeinsamkeiten gegeben, beim Handel und beim Klimaschutz gebe es „noch große Differenzen“.

    Im März war Angela Merkel bei ihm im Weißen Haus, nun ist Donald Trump zum ersten Mal in dienstlicher Mission in der Bundesrepublik. Ein Mann mit deutschen Wurzeln, gefühlt allerdings liegen politische Lichtjahre zwischen der deutschen Kanzlerin und dem amerikanischen Präsidenten. „Wer glaubt, die Probleme der Welt mit Isolationismus und Protektionismus lösen zu können, unterliegt einem gewaltigen Irrtum“, hat Angela Merkel vor kurzem im Bundestag gesagt. Der Name Trump fiel zwar nicht, aber auch so war klar, wer gemeint war. Sonst die Vorsicht in Person, wurde die Kanzlerin diesmal ungewohnt deutlich: Seit der Entscheidung der USA, aus dem gemeinsamen Klimaabkommen auszusteigen, „sind wir entschlossener denn je, es zum Erfolg zu führen“.

    Trump kommt gerade aus Polen, wo ihn die Menschen gefeiert haben wie einen Popstar – undenkbar in Deutschland. Trumps Beamte allerdings beteuern, der Präsident wolle dazu beitragen, dass dieser Gipfel ein Erfolg werde, das habe er der Kanzlerin in einem Telefonat so versprochen. In der Sprache der Diplomatie heißt das, Donald Trump wird sich irgendwo den einen oder anderen Schritt auf sie zubewegen. Nur wann, wo und wie weit? Die Kanzlerin bleibt skeptisch. „Wir kennen ja bestimmte Positionierungen der amerikanischen Regierung“, hat sie vor dem Gespräch gesagt. Und dass sie nicht damit rechne, dass sich an diesen Positionierungen so rasch etwas ändert.

    Die Bilder, die anschließend von ihrem Treffen die Runde machen, zeigen eine entspannte Kanzlerin und einen betont lässigen Trump. Kurz nach ihm fährt dann der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei Angela Merkel vor, auch er ein Mann mit großem Ego und niedriger Toleranzschwelle. Aber Angela Merkel weiß, worauf sie sich eingelassen hat. Sie hat den Gipfel von Hamburg mit der Quadratur des Kreises verglichen.

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