Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Gipfel in Vietnam: Donald Trump lässt Gipfel mit Kim Jong Un platzen

Gipfel in Vietnam

Donald Trump lässt Gipfel mit Kim Jong Un platzen

    • |
    Vorzeitige Abreise: US-Präsident Trump und der nordkoreanische Machthaber Kim verkürzten ihren zweiten Gipfel, ohne eine Einigung erzielt zu haben.
    Vorzeitige Abreise: US-Präsident Trump und der nordkoreanische Machthaber Kim verkürzten ihren zweiten Gipfel, ohne eine Einigung erzielt zu haben. Foto: Evan Vucci, AP/dpa

    Der Tisch fürs Mittagessen war gedeckt, die Zeremonie für den feierlichen Abschluss vorbereitet. Mit dicken Füllern sollten US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un in dem prächtig geschmückten Saal des Regierungsgästehaus in Hanoi am frühen Nachmittag eine Schlusserklärung unterzeichnen. Das war jedenfalls der Plan.

    Doch dann betrat am späten Vormittag Sarah Sanders, die Sprecherin des Weißen Hauses, das Pressezentrum. Das Mittagessen sei gestrichen, die Abschlusszeremonie ebenso, teilte sie mit. Kim Jong Un habe Hanoi bereits verlassen. Die Pressekonferenz mit Präsident Trump werde vorgezogen. Auf Live-Bildern des Gipfels ist zu sehen, wie einigen der aus aller Welt angereisten Journalisten für einen kurzen Moment der Atem stockt. Dann wird Sanders mit Fragen bombardiert. Vergeblich. Hektisch verlässt sie den Raum wieder.

    Donald Trump und Kim Jong Un brechen zweiten Gipfel vorzeitig ab

    Das ernüchternde Ergebnis der bizarren Momente: Trump und Kim haben ihren zweiten Gipfel vorzeitig abgebrochen. Gegen Mittag stellt sich der US-Präsident der Presse und nennt die Gründe. Sie konnten sich bei der Frage der Aufhebung der Wirtschaftssanktionen nicht einig werden, teilte er mit versteinerter Miene mit. Kim Jong Un wollte, dass sämtliche Sanktionen gelockert werden, die wegen des Atom- und Raketenprogramms verhängt sind. Als Gegenmaßnahme habe der Nordkoreaner angeboten, den Nuklearreaktor Yongbyon zu schließen. Das aber reichte dem US-Präsidenten nicht aus. Er habe Kenntnis von weiteren Anlagen. "Ich denke, er (Kim) war überrascht, dass wir darüber Bescheid wussten", sagte Trump. Er habe sich ausführlich mit Außenminister Mike Pompeo beraten. "Das konnten wir nicht machen", sagte Trump. Daraufhin sei es zum Abbruch des Gipfels gekommen.

    Der US-Präsident betonte, der Abgang sei freundlich erfolgt und versicherte, sein persönliches Verhältnis zum nordkoreanischen Machthaber sei weiterhin gut. "Wir mögen uns einfach", sagte Trump. Es gebe eine "Wärme" in ihrer Beziehung. "Und ich hoffe, dass das so bleibt". Nur manchmal müsse man einfach gehen.

    Nordkoreanische Studenten informieren sich über die Gespräche von US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un.
    Nordkoreanische Studenten informieren sich über die Gespräche von US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un. Foto: Kim Won Jin, afp

    Und dies sei einer jener Momente gewesen. "Besser gar kein Deal, als ein schlechter." Kim habe ihm aber zugesagt, dass sein Land die Atomwaffentests nicht wieder aufnehmen werde. "Kim wird keine Raketen testen oder irgendetwas, was mit Atom zu tun hat". Die Verhandlungen würden fortgeführt. Auf Nachfrage, wann es zu einem weiteren Treffen kommen werde, antwortete Trump: Derzeit sei nichts weiteres vorgesehen. Pompeo betonte, beide Seiten lägen näher beieinander als noch 36 Stunden zuvor. Er rechne mit weiteren Fortschritten in den nächsten Tagen und Wochen. Kim äußerte sich nicht. In der Regel lässt die nordkoreanische Führung erst Tage später über ihre Staatsmedien eine Stellungnahme veröffentlichen.

    Joseph Yun, Analyst des US-Friedensinstituts, gibt Trump die Schuld am Scheitern des Gipfels. Sein Stab sei nicht ausreichend vorbereitet gewesen auf den Gipfel. Weder verfolge die amerikanische Regierung eine einheitliche Linie, noch gebe es einen Fahrplan für die Verhandlungen. Stoisch zu wiederholen, was Kim für ein großartiger Führer sei, reiche eben nicht, kritisierte Yun auf CNN.

    Abgebrochener Gipfel in Vietnam: Vor allem in Südkorea ist Enttäuschung groß

    Vor allem in Südkorea ist die Enttäuschung groß über den vorzeitigen Abbruch. Zunächst hieß es aus südkoreanischen Regierungskreisen: Man sei "perplex". Trump und Kim hätten "mehr bedeutende Fortschritte erzielt als je zuvor", erklärte das Präsidialamt in Seoul einige Stunden später. Südkoreanische Medien berichten jedoch, dass Präsident Moon Jae In "entsetzt" auf den Ausgang reagiert habe. Moon habe fest mit konkreten Ergebnissen gerechnet. Selbst den Abschluss einer Friedenserklärung mit Nordkorea hielt er in Hanoi für möglich.

    Seit dem Ende des Korea-Kriegs 1953 befinden sich Südkorea und die USA offiziell im Kriegszustand mit Nordkorea. Moon hat sich in den vergangenen Monaten besonders intensiv um eine Verständigung mit dem Kim-Regime bemüht, dafür im eigenen Land aber auch jede Menge Kritik einstecken müssen. Seine Gegner sehen sich nun bestätigt.

    Aber auch die chinesische Führung reagierte überrascht. Die Gespräche in Hanoi hätten einen "unerwarteten" Ausgang genommen, sagte der Sprecher des Außenministers in Peking. Sein Land hoffe, der Dialog zwischen den USA und Nordkorea werde fortgesetzt. Der offiziellen Lesart zufolge begrüßt die chinesische Führung die Annäherungspolitik zwar. Hinter den Kulissen befürchtet man jedoch, bei den Verhandlungen außen vorgelassen zu werden. China ist Nordkoreas einziger Verbündeter. Mehr als 90 Prozent des nordkoreanischen Handels läuft über den großen Nachbarn. Das Verhältnis zwischen Peking und Pjöngjang verschlechterte sich, nachdem Kim 2013 die Macht übernommen hatte. Erst seit einigen Monaten nähern sich die beiden "Bruderstaaten" wieder an.

    Die Führung in Peking will nicht, dass Nordkorea eine eigenständige Nuklearmacht ist. Eine noch stärkere Präsenz der Amerikaner lehnt sie jedoch ebenfalls ab. Zumindest einigen Leuten dürfte der Ausgang in Hanoi also doch gefallen.

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Warum Kim dem US-Präsidenten gefährlich werden kann.

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden