Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Gesundheit: EHEC: Minister gegen zentrale Seuchenbehörde für Deutschland

Gesundheit

EHEC: Minister gegen zentrale Seuchenbehörde für Deutschland

    • |
    Sonderkonferenz zur EHEC-Krise in Berlin: EU-Gesundheitskommissar John Dalli und Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner wollen sich über den aktuellen Stand der Infektionswelle informieren.
    Sonderkonferenz zur EHEC-Krise in Berlin: EU-Gesundheitskommissar John Dalli und Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner wollen sich über den aktuellen Stand der Infektionswelle informieren. Foto: dpa

    So billig waren sie noch nie. Für gerade einmal zwei Cent erhält man in diesen Tagen auf Berliner Wochenmärkten eine Gurke. Ein Schnäppchen. Und doch bleiben die Händler auf ihrer Ware sitzen. Niemand kauft mehr Gurken, mehr noch, wegen der überwiegend in Norddeutschland grassierenden EHEC-Epidemie ist in der gesamten Bundesrepublik das Geschäft mit Gemüse praktisch zum Erliegen gekommen. „Wir werden unsere Ware nicht mehr los“, klagt Hans-Dieter Stallknecht vom Deutschen Bauernverband. Er beziffert den Umsatzeinbruch auf über 80 Prozent und den bisherigen Verlust auf bis zu 50 Millionen Euro, den Bauern bleibt nichts anderes übrig, als die eigentlich erntefrische Ware komplett unterzupflügen oder massenhaft zu vernichten.

    Gleichzeitig rufen die von der EHEC-Epidemie besonders betroffenen Kliniken in Hamburg zu Blutspenden auf. Zur Behandlung der Patienten seien in den letzten drei Wochen so viele Blutkonserven verbraucht worden wie normalerweise in drei bis vier Monaten, heißt es im Universitätsklinikum

    Entschieden weisen Gesundheitsminister Daniel Bahr und Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner von der CSU die in den letzten Tagen laut gewordene Kritik am Krisenmanagement des Bundes und der Länder zurück. Dies sei „reines Oppositionsgeplänkel“, sagt die

    Vier Wochen EHEC: die wichtigsten Stationen

    1. Mai: Das Robert Koch-Institut (RKI) datiert die erste blutige Durchfallerkrankung auf diesen Tag. Auslöser ist das Bakterium EHEC (enterohämorrhagisches Escherichia coli). Viele Patienten erleiden die schwere Verlaufsform HUS (hämolytisch-urämisches Syndrom).

    21. bis 23. Mai: Die Patientenzahlen steigen rasant. Bis zum 5. Juni werden 630 HUS-Fälle und 1601 bestätigte EHEC-Infektionen gemeldet.

    22. Mai: Das RKI vermutet rohes Gemüse als Überträger.

    25. Mai: RKI und Bundesinstitut für Risikobewertung warnen vor dem Verzehr von Salatgurken, Blattsalaten und rohen Tomaten insbesondere in Norddeutschland.

    26. Mai: Forscher identifizieren den Keim für den aktuellen EHEC-Ausbruch (EHEC-Typ O104). Ein Schnelltest wird entwickelt. Spanische Salatgurken sind mit EHEC-Erregern belastet. Erst später stellt sich heraus, dass es sich dabei nicht um den gerade enttarnten Keim handelt.

    2. Juni: Forscher entziffern das Genom des aggressiven Erregers.

    5. Juni: Sprossen aus einem Betrieb in Niedersachsen geraten in Verdacht. Erste Proben untermauern das nicht.

    Bei einer Sondersitzung der Gesundheits- und Verbraucherschutzminister der Länder und des Bundes, an der überraschend auch EU-Gesundheitskommissar John Dalli teilnimmt, erteilen die Fachpolitiker entsprechenden Forderungen eine eindeutige Absage. „Es ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, eine Strukturdiskussion zu führen“, sagt Bahr, der dies eine „typisch deutsche Diskussion“ nennt. Und Aigner würdigt demonstrativ die gute Zusammenarbeit zwischen dem Bund, den Ländern und den zuständigen Instituten und Behörden. „Das System funktioniert.“ Alle Beteiligten würden sich eng miteinander abstimmen, die Aufgabenteilung zwischen dem Gesundheits- und dem Verbraucherschutzministerium sei klar geregelt und zwischen dem Bund und den Ländern gebe es kein Kompetenzgerangel.

    Unterschiedliche Signale kommen hingegen aus den Bundesländern. Während der bayerische Gesundheitsminister Markus Söder (CSU) es bei Epidemien durchaus für gerechtfertigt hält, dass der Bund mehr Zuständigkeiten übernimmt, lehnt dies seine niedersächsische Amtskollegin Aygül Özkan (CDU) ab: „Eine neue Institution zu schaffen, sorgt nicht dafür, dass die Bürger schneller und besser versorgt werden.“

    EU-Kommissar lobt deutsche Behörden ausdrücklich

    EU-Kommissar Dalli lobt ausdrücklich die deutschen Anstrengungen gegen die Epidemie. Diese seien „beeindruckend“. Es gelte, nach der Krise über mögliche Lehren zu sprechen. Damit rennt er in Berlin offene Türen ein. Die Gesundheits- und Verbraucherschutzminister des Bundes und der Länder sind sich einig, eine sorgfältige Evaluierung des

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden