Die Nato hat auf ihrem Luftwaffenstützpunkt im nordrhein-westfälischen Geilenkirchen die zweithöchste Warnstufe ausgerufen. Alle Mitarbeiter, die nicht für den Einsatz benötigt würden, seien als Vorsichtsmaßnahme nach Hause geschickt worden, sagte ein Sprecher der Air Base in der Nähe von Aachen. Offenbar gab es nachrichtendienstliche Informationen, die auf eine mögliche Bedrohung hinwiesen. Die Hinweise stammen offenbar von amerikanischen Geheimdiensten. Die Nacht am Stützpunkt sei aber ruhig verlaufen, sagte am Freitagmorgen ein Sprecher des Stützpunktes. Erst vor etwa einer Woche gab es an mehreren Bundeswehrstandorten Hinweise auf Sabotage-Akte.
Nato ruft Warnstufe „Charlie“ aus - beschwichtigt aber
Die Frühwarn- und Kontrolltruppe der Nato hat am Donnerstagabend in Geilenkirchen die Sicherheitsstufe „Charlie“ ausgerufen, das ist die zweithöchste Stufe. Im Nato-Jargon bedeutet das, dass ein Zwischenfall eingetreten ist oder Erkenntnisse vorliegen, dass irgendeine Form von terroristischen Aktionen gegen das Bündnis sehr wahrscheinlich ist. Auch über den Kurznachrichtendienst X wurde auf die potenzielle Bedrohung hingewiesen.
Zugleich beschwichtigte ein Sprecher der Air Base: „Dies ist kein Grund zur Besorgnis und eine reine Vorsichtsmaßnahme, um sicherzustellen, dass wir unsere kritischen Operationen fortsetzen können.“ Nähere Angaben zu den Umständen, die zu der Erhöhung der Warnstufe geführt haben, machte er auf Nachfrage nicht.
Die höchste Sicherheitsstufe der Nato ist Delta. Diese wird bei dem Sicherheitsbündnis gemeinhin ausgerufen, wenn ein Terroranschlag erfolgt oder unmittelbar bevorsteht.
Die Polizei hatte am Donnerstagabend einen laufenden Einsatz bestätigt. Weitere Details würden nicht mitgeteilt, auch nicht die Zahl der Einsatzkräfte. Ein Sprecher der Polizei in Köln sagte am frühen Freitagmorgen, es gebe in der Sache zunächst keine weiteren Auskünfte. Ein dpa-Reporter vor Ort beobachtete Polizeiwagen auf dem Gelände des Luftwaffenstützpunkts. Auf elektronischen Displays und Tafeln an der Einfahrt zum Gelände wurde die Sicherheitsstufe C angezeigt.
Frühwarnsystem „Awacs“ ist in Geilenkirchen stationiert
Die Nato hat in Geilenkirchen das fliegende Frühwarnsystem Awacs stationiert. 14 umgebaute Boeing-707-Maschinen überwachen den Luftraum mit dem Ziel der Früherkennung möglicher Gefahren und der Vorwarnung des Bündnisses. Der multinational zusammengesetzte Verband leistet klassische Luft- und Seeraumüberwachung und wird in Einsätzen zum Führen von Kampfflugzeugen als eine Art fliegende Kommandozentrale eingesetzt.
Der Verband hat an zahlreichen Einsätzen teilgenommen, etwa auf dem Balkan und in Afghanistan. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine verlegte die Nato zeitweise Maschinen nach Rumänien.
Awacs steht für „Airborne Early Warning and Control System“ (Luftgestütztes Frühwarn- und Kontrollsystem). Die Maschinen haben eine Reichweite von 9250 Kilometern und können andere Luftfahrzeuge in mehr als 400 Kilometern Entfernung orten und identifizieren. Dazu haben sie ein großes Radargerät auf dem Rücken, das einem Pilz ähnelt.
Schon vor einer Woche Sabotage befürchtet
Vor rund einer Woche waren an mehreren Bundeswehrstandorten Sabotagefälle befürchtet worden. Nach der Überprüfung wurde aber Entwarnung gegeben. So ermittelten Polizei und Staatsschutz nach einem Sicherheitsvorfall am Wasserwerk der Luftwaffenkaserne Köln-Wahn wegen des Verdachts, das Trinkwasser könnte verunreinigt worden sein.
Auch in Geilenkirchen waren verdächtige Beobachtungen gemacht worden. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurde zwischenzeitlich jemand im Umfeld des Flughafens für Befragungen in Gewahrsam genommen, der Verdacht gegen die Person habe sich aber nicht erhärtet.
Was in Geilenkirchen derzeit noch unklar ist
Nach Medienberichten waren am Donnerstag mehrere Drohnen über einem Industriegelände in Brunsbüttel gesichtet worden. Woher sie stammen und welches Ziel sie hatten, ist unbekannt. Ob dies in einem Zusammenhang mit der erhöhten Sicherheitsstufe in Geilenkirchen steht, ist ebenfalls nicht bekannt.
Auch ist unklar, ob es irgendeinen Zusammenhang zwischen den Vorfällen auf den Bundeswehrstandorten und der Nato-Base in Geilenkirchen gibt. Vergangene Woche wurde nach der Überprüfung der Lage aber Entwarnung gegeben. So ermittelten Polizei und Staatsschutz nach einem Sicherheitsvorfall am Wasserwerk der Luftwaffenkaserne Köln-Wahn wegen des Verdachts, das Trinkwasser könnte verunreinigt worden sein. In Geilenkirchen waren ebenfalls verdächtige Beobachtungen gemacht worden. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen wurde zwischenzeitlich ein Mensch im Umfeld des Flughafens für Befragungen in Gewahrsam genommen, der Verdacht habe sich aber nicht erhärtet.
Eingeschränkter Flugverkehr in Geilenkirchen
Ob der geplante Flugverkehr am Luftwaffenstützpunkt in Geilenkirchen Freitag wieder aufgenommen werden kann, war unklar. Ein Pressesprecher der Nato Airborne Early Warning and Control Force (AWACS) Geilenkirchen sagte zunächst nur, dass die erhöhte Sicherheitsstufe wohl bis zum Vormittag gelten werde.
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