Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Geheimdienst-Enthüllungen: Wo ist Edward Snowden? Keine Spur vom Whistleblower

Geheimdienst-Enthüllungen

Wo ist Edward Snowden? Keine Spur vom Whistleblower

    • |
    Anstatt wie geplant von Moskau nach Havanna zu fliegen, verliert sich die Spur des Prism-Enthüllers Edward Snowden in der russischen Hauptstadt.
    Anstatt wie geplant von Moskau nach Havanna zu fliegen, verliert sich die Spur des Prism-Enthüllers Edward Snowden in der russischen Hauptstadt. Foto: The Guardian

    Zwei Tage nach seiner Flucht von Hongkong nach Moskau fehlt von dem Ex-US-Geheimdienstler Edward Snowden jede Spur. Der 30-Jährige, der in den vergangenen Wochen umfangreiche Abhöraktionen amerikanischer und britischer Geheimdienste öffentlich gemacht hatte, habe sich nicht an Bord eines Flugzeugs von Moskau nach Kuba befunden, berichtete ein Reporter des US-Senders CNN, der ebenfalls in der Maschine gesessen hatte, in der Nacht zum Dienstag nach der Landung in Havanna.

    Ursprünglich war vermutet worden, dass Snowden, der von den US-Behörden unter anderem wegen Geheimnisverrats gesucht wird, über Havanna nach Ecuador reisen wollte, wo er nach Angaben der dortigen Regierung Asyl beantragt hat.

    Snowdens Flucht belastet das Verhältnis der Großmächte

    Die spektakulärere Flucht belastet das Verhältnis zwischen den beteiligten Großmächten: US-Außenminister John Kerry warnte China und Russland am Montag vor "Konsequenzen". Das Weiße Haus forderte Moskau zur Auslieferung des 30-Jährigen auf. Regierungssprecher Jay Carney sagte, man erwarte, dass

    US-Präsident Barack Obama sagte, die USA versuchten im Gespräch mit den betroffenen Ländern "sicherzustellen, dass das Recht zum Zuge kommt". Allerdings nannte er keine Einzelheiten.

    Kerry hatte zuvor in Neu Delhi erklärt, es wäre "zutiefst beunruhigend", wenn die Länder von Snowdens Reiseplänen gewusst und die von Washington angestrebte Auslieferung durchkreuzt hätten.

    Petition für Snowden: US-Bürger fordern Straffreiheit

    Auf seiner Flucht vor der US-Justiz bekommt "Whistleblower" Snowden inzwischen aber auch Unterstützung aus der Bevölkerung. Mehr als 100.000 Menschen hatten bis zum Montag auf der Internetseite des Weißen Hauses eine Petition unterstützt, die eine sofortige und vollständige Straffreiheit für den "Nationalhelden" fordert.

    In Moskau herrschte am Montag großes Rätselraten um Snowdens Verbleib. Zunächst war die Information gestreut worden, der 30-Jährige wolle über Havanna nach Ecuador reisen, woraufhin viele Medienvertreter einen Platz in der Aeroflot-Mittagsmaschine buchten. Dort wurde er aber nicht gesichtet. Während einige russische Medien berichteten, er habe das Land bereits verlassen, behaupteten andere, Snowden halte sich im Transitbereich des Flughafens Moskau-Scheremetjewo auf.

    Für eine Festnahme und eine Auslieferung an die USA sehe Russland keinen Grund, sagte der Menschenrechtsbeauftragte der russischen Regierung, Wladimir Lukin. "Die Amerikaner können nichts fordern. Wir können ihn übergeben - oder wir können ihn nicht übergeben."

    Flucht um die Welt - Edward Snowden bleibt verschollen

    Das Überwachungsprogramm Prism

    Prism ist ein streng geheimes Programm zur Überwachung und Auswertung von elektronischen Medien und Daten.

    Geleitet wird Prism seit 2007 von der amerikanischen National Security Agency (NSA).

    Prism ermöglicht angeblich den Zugriff auf die Internet-Kommunikation und die bei großen Konzernen gespeicherten Daten von Firmen und Privatpersonen.

    Aufgedeckt wurde die Überwachung durch Edward Snowden, einen Techniker, der für die Geheimdienste CIA und NSA arbeitete. Er informierte im Frühjahr 2013 verschiedene Medien über Prism.

    Den Zeitungen «Guardian» und «Washington Post» zufolge hat der US-Geheimdienst über Prism Zugriff auf Nutzer-Daten von Unternehmen wie Google, Yahoo, Microsoft, Apple oder Facebook.

    Die Unternehmen bestritten einen direkten Zugang der Behörden zu ihren Servern.

    Die NSA erklärte, die Internet-Überwachung sei absolut rechtmäßig. Diese sei "strikten Richtlinien" unterworfen und stünde unter "rigoroser Aufsicht", sagte NSA-Chef Keith Alexander bei einer Anhörung im Kongress in Washington.

    In Europa sorgten die Enthüllungen über Prism für heftige Kritik.

    Auch in den USA lief eine breite Koalition aus Internet- und Bürgerrechtsgruppen Sturm gegen die Spähprogramme ihrer Regierung.

    Die USA selbst rechtfertigten ihre Überwachung damit, man habe dadurch mehrere Terrorangriffe vereitelt.

    Snowden war am Sonntag von Hongkong nach Moskau gereist; die Behörden in der chinesischen Sonderverwaltungszone hatte ihn trotz eines US-Gesuchs zur Festnahme ziehen lassen. Die Enthüllungsplattform Wikileaks, die Snowden auf der Flucht unterstützt, teilte mit, dass dieser sich "auf einer sicheren Route" nach Ecuador befinde und von Diplomaten und Rechtsberatern von

    Am Montagabend meldete sich Wikileaks-Gründer Julian Assange über den Guardian zu Wort. "Mr. Snowden und (die ihn begleitende britische Journalistin) Ms. Harrison sind beide gesund und sicher." Wegen der Umstände könne er zum Aufenthaltsort Snowdens und den Umständen keine weiteren Angaben machen. "Die Sache ist aber unter Kontrolle."

    Hintergrund: Snowden enthüllt US-Spähprogramm "Prism"

    Ecuador gewährt bereits Assange politisches Asyl. Der Wikileaks-Gründer, der diplomatische Geheimdokumente über die Rolle der USA in den Kriegen im Irak und in Afghanistan veröffentlicht hatte, sitzt seit über einem Jahr in der ecuadorianischen Botschaft in London fest. Auch er befürchtet, an die USA ausgeliefert zu werden.

    In Hongkong hatte Snowden erstmals vor zwei Wochen ein Ausspähprogramm der USA im Internet enthüllt und damit weltweit Empörung über die Geheimdienst-Praktiken ausgelöst. Vor seiner Abreise aus Hongkong legte er außerdem Dokumente über ein britisches Überwachungsprogramm im Internet sowie die Datenspionage von US-Diensten in China offen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden