Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Gedenkzeremonie: 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg: Bundespräsident Gauck spricht in Lüttich

Gedenkzeremonie

100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg: Bundespräsident Gauck spricht in Lüttich

    • |
    Mit einer Parade bei Lüttich in Belgien wird an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs erinnert.
    Mit einer Parade bei Lüttich in Belgien wird an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs erinnert. Foto: Julien Warnand (dpa)

    Als der britische Außenminister Sir Edward Grey am Abend des 3. August 1914 aus dem Fenster seines Londoner Büros schaute und die Gaslaternen des St. James Park sah, ahnte er Furchtbares: „In ganz Europa gehen die Lampen aus. Wir alle werden sie in unserer Lebenszeit nie wieder leuchten sehen“, sagte er einem Freund. Es ist ein Satz, der ins kollektive Gedächtnis Großbritanniens eingegangen ist. Am folgenden Tag erklärte das Land dem Deutschen Reich den Krieg.

    100 Jahre danach: Finsternis um 22 Uhr

    100 Jahre später wurde es wieder dunkel im Vereinigten Königreich. Alle Bürger waren gestern Abend in Anlehnung an das berühmte Zitat aufgerufen, für eine Stunde ihre Beleuchtung zu löschen, lediglich ein Licht oder eine Kerze brennen zu lassen und innezuhalten, um den mehr als 880 000 Toten der britischen Streitkräfte und Armeen der britischen Kolonien zu gedenken, die in den Schlachten in Belgien und Frankreich fielen. Straßen lagen im Dunkeln und bekannte Stätten wie in London das Parlament oder die Tower Bridge schalteten um 22 Uhr britischer Zeit die Außenbeleuchtung ab.

    Am Tower of London erstrahlte der ausgetrocknete Burggraben in Rot. Hunderttausende Mohnblumen aus Keramik, für jeden Gefallenen eine, wurden in die Erde gesteckt – es sah fast so aus, als liefe Blut aus dem historischen Gebäude. Die Briten haben eine enge emotionale Verbindung zum „Großen Krieg“, wie er auf der Insel genannt wird.

    Begonnen hat der erste weltweite bewaffnete Konflikt im belgischen Lüttich, als am 4. August 1914 rund 25 000 deutsche Soldaten einmarschiert waren. Und hier vor der hoch über die Stadt aufragenden Gedenkstätte der Alliierten trafen sich gestern auf Einladung von Belgiens König Philippe Staats- und Regierungschefs zur zentralen Gedenkzeremonie.

    Joachim Gauck: "Nationalismus hat beinahe alle Herzen und Hirne verblendet"

    Bundespräsident Joachim Gauck sagte, es sei alles andere als selbstverständlich, „dass ich an diesem Tag zu Ihnen spreche“. Dieser Krieg habe in Westeuropa mit dem „durch nichts zu rechtfertigenden Überfall Deutschlands auf das neutrale Belgien“ begonnen. „Der Nationalismus hat beinahe alle Herzen und Hirne verblendet.“ Prinz William, der mit seiner Frau, Herzogin Kate, an der Zeremonie teilnahm, betonte die „Macht der Versöhnung“: „Wir waren mehr als einmal Feinde im vergangenen Jahrhundert. Heute sind wir Freunde und Verbündete.“

    Derweil nahm sein Vater, Thronfolger Prinz Charles, mit Premierminister David Cameron an einem Gottesdienst im schottischen Glasgow teil, bei dem vor allem des Beitrags von Soldaten aus ehemaligen britischen Kolonien gedacht wurde. „Es ist richtig, an die außergewöhnlichen Opfer zu erinnern, die eine ganze Generation gebracht hat, und wir stehen alle in der Schuld dieser Menschen, weil ihr Erbe unsere Freiheit bedeutet“, sagte Cameron, der am Abend Gauck auf dem deutsch-britischen Soldatenfriedhof in St. Symphorien bei Mons traf.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden