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Gauck bringt Kanzlerin in Verlegenheit

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Gauck bringt Kanzlerin in Verlegenheit

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    Gauck-Kandidatur macht Präsidentenwahl spannend
    Gauck-Kandidatur macht Präsidentenwahl spannend Foto: DPA

    Schleswig-Holsteins FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki sagt mit Blick auf Gauck: "Ich wundere mich im Nachhinein, warum FDP und CDU nicht auf diesen Kandidaten selbst gekommen sind." Der von SPD und Grünen ins Rennen geschickte DDR-Menschenrechtler und frühere Stasi-Jäger

    Auch in den Unionsreihen galt Gauck schon mal als würdiger Kandidat für das Bundespräsidentenamt. Im ersten Amtsjahr der rot-grünen Koalition 1999 wollte die CSU ursprünglich Joachim Gauck als Alternative zum SPD-Kandidaten Johannes Rau ins Rennen schicken. Elf Jahre später hat nun der politische Gegner mit der Nominierung Gaucks einen geschickten Zug gemacht.

    "Danke für die Info

    und herzliche Grüße"

    SPD und Grüne können zum einen die Gauck ablehnende Linke als Partei entlarven, die noch nicht vollständig ihr Verhältnis zur DDR-Vergangenheit geklärt hat. Zudem sorgt die Personalie auch bei Union und FDP zunehmend für Krach - viele Abweichler bei der Wahl am 30. Juni würden den Ruf der Regierung weiter ramponieren. SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte Gauck der Kanzlerin einen Tag vor der offiziellen Nominierung Wulffs als parteiübergreifenden Kandidaten vorgeschlagen. Merkels Antwort per SMS fiel laut Spiegel mit ihrem Kürzel am Ende knapp aus: "Danke für die Info und herzliche Grüße, am". In anderen Zeiten jedoch wäre Gauck ein Kandidat, der von Union und FDP bestens wählbar wäre.

    Gauck selbst sagt, dass er zu vielen Unions- und FDP-Politikern beste Beziehungen pflege - und er hätte sich auch gerne vom Regierungslager nominieren lassen: "Ich hätte mich gefreut und hätte Ja gesagt", meinte der Pfarrer in Bild. Mit ihren beiden Wende-Biografien steht Gauck Merkel eigentlich näher als der "Traum aller Schwiegermütter", Christian Wulff. Für Merkel besteht die Gefahr, dass unzufriedene Koalitionspolitiker die Bundesversammlung für einen Denkzettel an die Adresse der Kanzlerin nutzen, der einige mangelnde Führung vorhalten. FDP-Querdenker Kubicki schloss nicht aus, dass Wulff im ersten Wahlgang die nötige absolute Mehrheit verpasst. Das wäre eine Schlappe. Denn Schwarz-Gelb stehen mindestens 21 Sitze mehr zu, als für die Wahl des Staatsoberhaupts notwendig sind.

    Weil die Linke nicht für Gauck stimmen will, dürfte an der Wahl Wulffs zwar kein Zweifel bestehen. Sollten Wulff als Kandidat von Union und FDP aber am Ende zehn oder mehr Stimmen aus dem Koalitionslager fehlen, würde der geplante Befreiungsschlag der Kanzlerin mit einem Makel behaftet sein. Wulff würde mit dem Ruf eines mehr aus Koalitionsräson denn aus Überzeugung ins Amt gehievten Präsidenten starten.

    "Ich frage mich, warum es nicht möglich war, sich im bürgerlichen Lager mit der SPD auf Gauck zu einigen", sagt ähnlich wie Kubicki auch Brandenburgs Ex-CDU-Chef Jörg Schönbohm. (dpa)

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