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Ganztagsbetreuung: Studie zeigt: Kinderbetreuung bringt dem Staat Milliarden

Ganztagsbetreuung

Studie zeigt: Kinderbetreuung bringt dem Staat Milliarden

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    Wenn Mütter zurück in den Beruf können, rechnet sich das auch für den Staat.
    Wenn Mütter zurück in den Beruf können, rechnet sich das auch für den Staat. Foto: Jan Woitas, dpa

    Vollzeitstelle und schulpflichtige Kinder – für viele Eltern ist beides kaum unter einen Hut zu bringen. In der Praxis sind es weiterhin vor allem Frauen, die durch fehlende Betreuungsangebote berufliche Einschränkungen hinnehmen müssen. Die Große Koalition hatte deshalb vereinbart, ab 2025 einen Anspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler einzuführen. Nun bekommt Familienministerin Franziska Giffey wissenschaftliche Unterstützung für ihr Projekt.

    Ganztagesbetreuung kostet den Staat, doch er nimmt auch viel Geld dadurch ein

    Zwar kostet der geplante Ausbau der Ganztagesbetreuung viele Milliarden Euro, doch die Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung gehen davon aus, dass sich diese Investition nicht nur für die Eltern rechnet. Sie rechnen damit, dass der Staat zusätzlich Milliarden einnimmt, wenn viele Mütter (und einige Väter) früher wieder voll ins Arbeitsleben einsteigen.

    Die Wissenschaftler, deren Erkenntnisse Giffey am Montag vorstellte, prognostizieren, dass mehr ganztägige Betreuungsplätze für Kinder von der 1. bis 4. Klasse das Arbeitsvolumen von Müttern um bis zu sieben Prozent wachsen lassen. Dies bedeute nicht nur beträchtliche Mehreinnahmen bei Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen. Gleichzeitig würden auch staatliche Ausgaben, etwa für Sozialleistungen und Wohngeld, sinken. Pro Jahr könnten so bis zu zwei Milliarden Euro mehr in der Staatskasse landen. „Die Ganztagsbetreuung hat auch einen volkswirtschaftlichen Nutzen“, sagte Giffey. Bei dem Recht auf Ganztagsbetreuung gehe es vor allem „um die Chancengerechtigkeit für alle Kinder und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“ Davon profitierten Kinder, Eltern – und auch die Arbeitgeber. Die zu erwartenden Mehreinnahmen sind für die SPD-Politikerin „ein weiteres, gutes Argument, um intensiv am Ausbau der Ganztagsbetreuung zu arbeiten.“

    Doch noch fehlen bis zu eine Million Hortplätze, zudem müssen an vielen Schulen erst entsprechende Räume geschaffen werden. Allein dieser Ausbau wird nach Schätzungen bis zu sieben Milliarden kosten. Dazu werden laufende Betriebskosten von bis zu vier Milliarden Euro erwartet – pro Jahr. Der Bund hat bislang zwei Milliarden Euro bereitgestellt.

    Grüne wollen Betreuungsangebote schnell weiter ausbauen

    Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt mahnt die Bundesregierung zur Eile: „Das zentrale Problem ist, dass der Ausbau von Betreuungsangeboten viel zu langsam vorankommt. Obwohl sich die meisten Eltern ein Ganztagsangebot für ihre Kinder wünschen, gibt es bislang noch nicht einmal für die Hälfte der Grundschulkinder einen entsprechenden Platz.“

    Unserer Redaktion sagte Göring-Eckardt: „Damit es mit der Einführung eines Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule endlich vorangeht, muss der Bund den Ländern bei der Finanzierung deutlich entgegenkommen.“ Denn während Länder und Kommunen einen Großteil der Kosten trügen, profitiere von den Steuermehreinnahmen durch höhere Erwerbsbeteiligung der Eltern in erster Linie der Bund.

    Die bayerische Staatsregierung hat zuletzt mehrere Initiativen gestartet, um Familien finanziell zu unterstützen. Unter anderem erhalten Eltern, die ihre ein- bis dreijährigen Kinder in Betreuung geben, seit diesem Jahr das sogenannte Krippengeld in Höhe von 100 Euro.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Gute Familienpolitik verhilft Kindern zu besseren Chancen

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