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Fußball: Politiker wollen keine EM-Spiele in der Ukraine

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Politiker wollen keine EM-Spiele in der Ukraine

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    IOC-Vizepräsident Bach und der ehemalige DFB-Präsident Zwanziger sind gegen einen Boykott der Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine.
    IOC-Vizepräsident Bach und der ehemalige DFB-Präsident Zwanziger sind gegen einen Boykott der Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine. Foto: Jens Kalaene dpa

    Im deutschen Regierungslager mehren sich die Stimmen für einen Totalboykott der Ukraine als Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft. Die menschenrechtspolitische Sprecherin der Unions-Bundestagsfraktion,Erika Steinbach, forderte aus Protest gegen die Inhaftierung der ukrainischen Oppositionsführerin Julia Timoschenko den europäischen Fußballverband Uefa auf, keine Spiele in der

    Fußball-EM: Bereits vor einem Jahr wurde ein Krisenszenario entwickelt

    „Eine Verlegung der Spiele von der Ukraine nach Polen, Österreich oder Deutschland wäre das richtige politische Signal an die undemokratische Regierung in Kiew“, sagte Steinbach in einem Zeitungsinterview. „Das würde den größten Druck erzeugen.“ Ähnlich äußerte sich FDP-Generalsekretär Patrick Döring: „Sollte es Alternativen zu den Spielstätten in der Ukraine in

    Angeheizt wurde die Debatte durch die Gewerkschaft der Polizei. GdP-Chef Bernhard Witthaut sprach davon, dass es bei den Bundesbehörden Alternativpläne gebe, wonach Deutschland als Ersatzaustragungsort infrage kommen könnte: „Bereits vor mehr als einem Jahr haben sich Vertreter von Uefa, DFB und Bundesinnenministerium an einen Tisch gesetzt, um ein Krisen-szenario zu entwickeln“, sagte Witthaut.

    Fußball-EM: DFB schließt Deutschland als Austragungsort aus

    Zehn Fakten zur Ukraine

    Die Ukraine wurde nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 unabhängig. Die Hauptstadt ist Kiew. Die Ukraine ist mit 603.700 Quadratkilometern der größte Flächenstaat in Europa. Zum Vergleich: Die Bundesrepublik misst 357.121Quadratkilometer.

    Die Ukraine war zusammen mit Polen der Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft 2012. Spielstätten in der Ukraine waren: Die Hauptstadt Kiew, Donezk im Südosten, Lemberg (Lwiw) in der Westukraine und Charkow im Nordosten des Landes.

    Staatsoberhaupt der Ukraine ist seit 2010 Präsident Wiktor Janukowytsch. Sein Vorgänger im Amt war Wiktor Juschtschenko, der 2004 als ein Held der Orangenen Revolution international bekannt wurde.

    Julia Timoschenko: Julia Timoschenko war von Januar bis September 2005 und von Dezember 2007 bis März 2010 Ministerpräsidentin der Ukraine unter Präsident Wiktor Juschtschenko. Seit August 2011 befindet sich die 51-Jährige mit der charakteristischen Zopffrisur in Haft.

    Die Schwarzmeer-Halbinsel Krim ist eine Autonome Republik innerhalb der Ukraine. Sie hat rund zwei Millionen Einwohner und ist 26.100 Quadratkilometer groß. Die größte Stadt der Krim ist Sewastopol.

    Die Stadt Odessa, im Südwesten des Landes an der Schwarzmeerküste gelegen, gilt als ein Zentrum der Liberalen und Intellektuellen. Odessa hat rund eine Million Einwohner.

    Die Ukraine ist innerhalb des Landes in vielfacher Hinsicht gespalten. Der Fluss Dnepr, an dem die Stadt Dnipropetrowsk liegt, gilt als die geographische Trennlinie des Landes. Westlich ist die Nähe zu Europa und der Europäischen Union deutlich stärker ausgeprägt als im Osten, der die Nähe zu Russland pflegt.

    Die Ukraine galt zu Stalins Zeiten wegen ihrer fruchtbaren Schwarzböden als die "Kornkammer" der Sowjetunion. Als Stalin die Landwirtschaft kollektivierte, brach in den 1920 Jahren eine Hungersnot aus, die bis heute einen bestimmenden Platz im nationalen Gedächtnis der Ukraine hat.

    Fußballerisch erzielten die Ukrainer ihren bisher größten Erfolg bei er EM 2006: Die ukrainische Mannschaft erreichte das Viertelfinale.

    Die Boxer Wladimir und Vitali Klitschko haben für die Ukraine den Weltmeistertitel im Schwergewicht geholt.

    Der europäische Fußballverband Uefa erteilte jedoch allen Forderungen nach einer Verlegung der EM-Spiele eine klare Absage. Auch der Chef des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Wolfgang Niersbach, schloss eine kurzfristige Verlegung von Spielen der EM zum Beispiel nach Deutschland kategorisch aus. „Mit dem Gedanken beschäftigen wir uns keine Sekunde“, sagte Niersbach. „Die Menschen in der Ukraine haben diese Europameisterschaft verdient.“ Auch Uefa-Turnierdirektor Martin Kallen schloss eine Veränderung des Spielplans kategorisch aus: „Das bekäme man in so kurzer Zeit nicht hin.“

    Julia Timoschenko offenbar durch Hungerstreik stark geschwächt

    Die frühere Regierungschefin und Widersacherin von Präsident Viktor Janukowitsch, die unter einem chronischen Bandscheibenvorfall leidet, befindet sich seit dreizehn Tagen im Hungerstreik. Timoschenkos Tochter Jewgenia sagte, ihre Mutter sei „sehr geschwächt“; ihr gesundheitlicher Zustand verschlechtere sich. Die Ex-Regierungschefin verbüßt eine siebenjährige Haftstrafe wegen Amtsmissbrauchs.

    Timoschenko: neuer Prozess wegen Korruption

    Zudem wurde gegen sie ein neuer Prozess wegen Korruption eröffnet, der ihre Haft bis ins Jahr 2023 verlängern könnte. Die EU kritisiert Timoschenkos Inhaftierung als politisch motiviert. Gestern kündigte auch EU-Kommissionschef José Manuel Barroso an, nicht zur Fußball-EM in die Ukraine zu reisen. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel erwägt, dass sie und alle Bundesminister den Spielen fernbleiben.  AZ

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